ZAHLEN UND PROGNOSEN ZUR ZUWANDERUNG

Die Zuwanderung nach Deutschland hält an, hat sich aber laut dem BAMF gegenüber dem Vorjahr verringert. In der ersten Hälfte dieses Jahres nahm das Bundesamt 111 616 Asylanträge entgegen (101 029 Erst- und 10 587 Folgeanträge). Das sind 71,9 % weniger als in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres.

Viele Menschen, die als Flüchtlinge anerkannt sind, holen nun ihre Familienngehörigen nach. Das geht aus den Zahlen des Auswärtigen Amtes zu den hierfür ausgestellten Visa hervor. Mit mindestens 200 000 nachreisenden Angehörigen allein aus Syrien und Irak rechnet man. Die mit Visum eingereisten Angehörigen müssen keinen Asylantrag stellen und werden daher nicht als Asylsuchende in die Statistik eingehen. Personen, die nach dem 17. März 2016 eine Aufenthaltserlaubnis erhielten und subsidären Schutz genießen, dürfen zwei Jahre lang keine Familienangehörigen nachholen.

Die meisten als Flüchtlinge anerkannten Personen stammen aus Syrien, Afghanistan und Irak. Sie sind mehrheitlich unter 35 Jahre alt und männlich. Die höchste Zuwanderung nach Deutschland gab es im Betrachtungszeitraum Januar 2015 bis Dezember 2016. Aus mehreren Gründen bezüglich der Registrierung ist eine differenzierte Darstellung schwierig.

Im ersten Quartal dieses Jahres wurden rund 119 000 Asylanträge abgelehnt. 47,3 % der Betroffenen klagten bei den Verwaltungsgerichten dagegen. 34 % der Klagen waren erfolgreich.

Laut dem Bundesamt für Statistik lebten Ende des Jahres 2016 in Deutschland rund zehn Millionen Personen mit ausschließlich einer ausländischen Staatszugehörigkeit. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Erfassung. Die Zuwanderung aus EU-Mitgliedstaaten ist dagegen geringer.

In Thüringen lebten Ende 2016 gemäß dem Landesamt für Statistik 91 300 Personen mit ausschließlich einer ausländischen Staatszugehörigkeit. Das sind 19,8 % mehr als Ende 2015. Mit 14,7 % bilden die Syrer die größte Gruppe; es folgen die Polen mit 9,6 % und die Afghanen mit 7,6 %. Die meisten Ausländer leben in Erfurt, Jena und im Kreis Gotha, die wenigsten in den Landkreisen Sömmerda, Saale-Holzland und Hildburghausen. In Thüringen wurden 4867 Erstanträge auf Asyl im Jahre 2014 gestellt, 13 455 im Jahre 2015 und 15 422 im Jahre 2016. Von Januar bis Juni 2017 waren es 2616 Erstanträge. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen waren es von Januar bis Juni 2017 etwa zehnmal mehr Erstanträge.

Weiterhin meldete das Bundesamt für Statistik, in Deutschland leben mit 18,6 Millionen Personen so viele Menschen mit ausländischen Wurzeln wie nie zuvor. Die meisten kämen aus europäischen Ländern. Gegenüber dem Jahr 2015 wurde ein Anstieg um 8,5 % errechnet. Das sei der höchste Zuwachs seit Beginn der Erhebung im Jahre 2005. Zurückgeführt wird er auf die hohe Zuwanderung in den Jahren 2015 und 2016.

Prognosen für die kommenden Monate sind nicht zuverlässig. Betrachtet man das Umfeld, ist derzeit die Wanderung von Afrika über das Mittelmeer nach Europa erhöht. Ausgangsort sind Staaten wie Eritrea, Somalia, Gambia, Sudan, Nigeria, Mali. Die Route, für die zahlreiche Schleuser ihre Dienste anbieten, führt zunächst nach Libyen. Dort fahren die Menschen mit hochseeuntauglichen Booten auf das Mittelmeer und versuchen, die Zwölf-Seemeilen-Zone, und damit das libysche Staatsgebiet, zu verlassen. Auf dem gesamten Land- und Seeweg verlieren viele ihr Leben. Im internationalen Gewässer nehmen größere Schiffe die Menschen aus den überfüllten Booten und die Schiffbrüchigen auf und bringen sie nach Italien. In den dortigen Sammellagern zählt man gegenwärtig rund 200 000 Personen. Dort verbleiben sie, bis über ihren Status entschieden ist. Wieviele potentielle Migranten noch in Libyen warten, ist nicht bekannt. Einer Schätzung zufolge könnten es 900 000 Personen sein. Zeitungen, beispielsweise die „Welt am Sonntag“ (6. August 2017) berichten, dass Sicherheitsbehörden mit einer höheren Zuwanderung in den kommenden Monaten rechnen. Hintergrund der Einschätzung des Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums illegale Migration (GASIM) sei die Anzahl der Überfahrten über das Mittelmeer und das Erreichen der Kapzitätsgrenze in Italien.

Die Ursachen für die Migration sind in einer langen Kausalkette zu suchen. Wichtige Punkte sind das enorme Bevölkerungswachstum – bis zum Jahre 2050 wird sich die Zahl der Afrikaner voraussichtlich auf 2,5 Milliarden verdoppeln – und dadurch entstehende Probleme. Es gibt kaum konstruktive Strukturen in den Auswanderungsländern, stattdessen häufig mafiaähnliche, Fanatismus und ein hohes Maß an Gewalt. Der allgemeine Bildungsstand ist vergleichsweise niedrig. Zugleich werden Waffen geliefert. Bedeutend sind auch die Abschöpfung bzw. der Transit von Ressourcen durch Konzerne der Industriestaaten.

Was die Verteilung innerhalb der EU und die Aufnahme in Deutschland anbetrifft, sind weitere Schritte erst nach der Bundestagswahl zu erwarten. Derzeit ist gegenüber der Öffentlichkeit Zurückhaltung zu beobachten. Die Bundesregierung erklärte sich bislang bereit, anstatt 500 künftig 750 Personen pro Monat aufnehmen zu wollen. Mehrere EU-Länder lehnen eine durch Quoten festgelegte Zuweisung ab. In der Tschechischen Republik ist beispielsweise die Mehrheit der Bürger gegen eine Aufnahme von Muslimen bzw. Zuwanderern aus dem arabischen Raum. Andere schätzen ein, dass eine Verteilung nicht erfolgreich sein wird, da sich Zuwanderer anschließend wieder auf den Weg in ihre favorisierten Staaten begeben würden.

Weitere Zahlen und Grafiken zum Thema Asyl finden Sie auf der Seite des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

(Grafik: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)

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