GVB BENÖTIGT NEUE FAHRZEUGE

Die Geraer Verkehrs- und Betriebsgesellschaft mbH möchte in den nächsten Jahren zwölf neue Niederflur-Straßenbahnwagen anschaffen. Außerdem sind rund 40 Millionen Euro für die Sanierung der Infrastruktur notwendig.

„Während nach unseren Erkenntnissen bis zum Jahr 2019 die Förderung der Investitionen im Wertumfang von rund 16 Millionen Euro als gesichert gilt, ist die Finanzierung der Investitionen ab 2020 in Höhe von 64,4 Millionen Euro als völlig offen zu betrachten. Da alle Thüringer Kommunen mit Straßenbahnverkehr vor ähnlichen Herausforderungen stehen, begrüße ich die Initiative des Erfurter Oberbürgermeisters, weitsichtig in die schon nahe Zukunft zu blicken, gemeinsam den Freistaat für dieses Thema zu sensibilisieren und miteinander unsere Forderung nach mehr Geld zu bekräftigen“, erklärte Geras Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn zum Straßenbahngipfel am 17. Januar in Erfurt.

Der GVB hat mehr als 40 Straßenbahntriebwagen, davon zwölf Triebwagen vom Typ NGT8G, Baujahre 2006 bis 2008, sechs Triebwagen des Typs KTNF 8, Baujahr 1990 – diese wurden zwischen 1999 und 2003 mit einem Niederfluranteil ausgerüstet – sowie 22 Triebwagen des Typs KT4D, Baujahre 1981 bis 1990, sowie zwei Tatra-Triebwagen, die als Ersatzteilspender dienen. Darüber hat der GVB vier historische Straßenbahnen und einen Beiwagen im Bestand.

Die Instandhaltung und Inspektion der Tatra-Fahrzeuge stellt eine große Herausforderung an Ressourcen und Bereitstellung von Material und maschineller Ausrüstung dar. Die Tatra-Bahnen haben einen siebentäglichen Zyklus von Wartungsdurchsichten und die jüngeren Bahnen vom Typ NGT8G einen Zyklus von 14 Tagen, sodass der laufende Aufwand für die älteren Bahnen entsprechend höher ist und auch mehr Personal bindet. Eine Senkung des Aufwandts ist nur durch Neubeschaffungen oder eine Reduzierung des Fuhrparks mit einem reduzierten Leistungsangebot möglich. Auch die Ersatzteilbeschaffung für die Tatra-Fahrzeuge gestaltet sich zunehmend als problematisch, da die Teile wiederholt in einer langwierigen Einzelanfertigung teuer beschafft werden müssen. Zudem kommt es wiederholt zu Lieferverzug.

Ende 2018/Anfang 2019 soll es eine europaweite Ausschreibung zur Beschaffung von insgesamt zwölf Niederflurwagen mit einer Länge von 30 Metern geben. Mit der Neubeschaffung sollen die alten Fahrzeuge schrittweise ausgesondert werden. Im Jahre 2021 sollen die ersten sechs Niederflurbahnen und im Jahr 2024 weitere sechs Niederflurbahnen ausgeliefert werden.

Da aufgrund der Besonderheiten des Gleisnetzes in Gera große Teile der Fahrzeuge entsprechend der Spurweite und Kurvenradien erst entwickelt werden müssen, ist eine frühere Beschaffung nicht möglich. Gegenwärtig wird das Lastenheft für die neuen Fahrzeugtypen erstellt. Um die Stückkosten durch die Verteilung der Entwicklungskosten auf eine höhere Stückzahl zu senken, sollen die Fahrzeuge gemeinsam mit der Thüringenwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH beschafft werden, die ebenfalls zwölf Niederflurwagen beschaffen will. Das Investitionsvolumen pro Bahn beträgt zwischen 2,5 und 3,0 Millionen Euro. Das Investitionsvolumen für die ersten sechs Fahrzeuge, die 2021 ausgeliefert werden sollen, beträgt somit insgesamt zwischen 15 Millionen und 18 Millionen Euro. Es wird mit einer Förderquote von 70 % gerechnet, sodass der Eigenmittelanteil des Verkehrsbetriebes zwischen 4,5 Millionen Euro und 5,4 Millionen Euro liegt, und der vom Freistaat Thüringen erwartete Fördermittelanteil zwischen 10,5 Millionen Euro und 12,6 Millionen Euro. Üblicherweise folgt nach der Ausschreibung mit der Zuschlagserteilung im Jahr 2019 eine Anzahlung von bis zu 40 % des Gesamtpreises.

Mit der Auslieferung der zweiten sechs Niederflurbahnen im Jahre 2024 wächst das gesamte Investitionsvolumen auf 20 bis 36 Millionen Euro. Somit erhöht sich der erwartete Fördermittelanteil des Freistaates Thüringen auf eine Summe zwischen 21 und 25,2 Millionen Euro.

Sollten im Jahr 2021 und 2024 nicht jeweils sechs neue Niederflurwagen beschafft werden, müssen ab dem Jahr 2021 die Tatra-Wagen abhängig vom Baujahr sukzessive einer aufwendigen Inspektion nach Betriebsordnung Straßenbahn (BO Strab) unterzogen werden, bei der nicht nur wie sonst üblich der Wagen, sondern auch die Elektrik und Steuerung erneuert werden muss. Bei einer solch aufwendigen Inspektion ist mit Kosten von bis zu 1,2 Millionen Euro pro Fahrzeug zu rechnen. Der Eigenmittelanteil bei einer Neubeschaffung beträgt zwischen 750 000 und 900 000 Euro und ist somit aus Sicht des Unternehmens weitaus wirtschaftlicher.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

Weiteres zu den in Gera eingesetzten Tatra-Wagen finden Sie in unserer Dokumentation.

CKD-Gelenkwagen in Gera

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