WIEDERERÖFFNUNG DER ORANGERIE AM 24. AUGUST 2018

Im Südflügel der Orangerie widmet sich die Sonderausstellung der Geraer Malerfamilie Reinhold. Auf dem Bild ist Kuratorin Astrid Lindinger zu sehen. (Bild: Stadtverwaltung/Steffen Weiß)

Am Freitag, den 24. August 2018, wird die Orangerie im Geraer Küchengarten feierlich wiedereröffnet. Oberbürgermeister Julian Vonarb sowie der Minister für Kultur-, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei des Freistaats Thüringen, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, werden erwartet.

Die Orangerie ist das Ausstellungsgebäude der Kunstsammlung Gera, die in ihrer musealen Arbeit ein zweigleisiges Ausstellungskonzept verfolgt, das einerseits Ausstellungen zu kunstgeschichtlichem Themen und andererseits Projekte in Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst beinhaltet.

Durch das Hochwasser im Juni 2013 wurden die Ausstellungsflügel der barocken Orangerie irreversibel beschädigt und mussten im September 2014 für den öffentlichen Ausstellungsbetrieb geschlossen werden. Um das museale Gebäude wieder für den öffentlichen Ausstellungsbetrieb nutzen zu können, war es notwendig, den Fußboden und Untergrund umfassend zu sanieren.

Zur Schaffung zeitgemäßer Ausstellungsbedingungen sowie der Erweiterung des Präsentationsrahmens wurden zudem eine Lüftungs- und Klimaanlage im Nordflügel und ein Lüftungssystem im Südflügel der Orangerie eingebaut.

In kontinuierlichen Abständen widmet sich das Museum umfangreicheren, wissenschaftlich fundierten Ausstellungen und thematischen Werkschauen. Dem Schaffen des großen deutschen Malers Otto Dix gilt die besondere Aufmerksamkeit. Mit der ständigen Präsentation der eigenen Gemälde im Otto-Dix-Haus und durch zahlreiche Sonderausstellungen ist es gelungen, das Werk des Künstlers immer wieder ins öffentliche Licht zu rücken und neue Aspekte beleuchten zu können.

Die Kunstsammlung Gera mit ihrem Otto-Dix-Haus hat sich der Bewahrung und Verbreitung des künstlerischen Erbes von Otto Dix verschrieben. Um sich auch zukünftig dem kulturellen Erbe von Dix angemessen widmen und die Attraktivität der Geraer Dix-Sammlung national wie international aufwerten und Gera zu einem kulturellen Gedächtnisort mit starken biografischen Bezug zu Dix profilieren zu können, wird zusätzlich zum Otto-Dix-Haus im Nordflügel der Orangerie eine Neupräsentation der Geraer Otto-Dix-Sammlung zum Spätwerk des Künstlers eingerichtet. In der Mitte Deutschlands und am authentischen Ort der Herkunft des großen Geraer Künstlersohnes kann somit eine charakteristische Werkschau gezeigt werden, die Besonderheiten seiner Entwicklung und Herkunft wie zum Beispiel Frühwerk und Spätwerk aufweist.

Dazu zählt das expressive Spätwerk des Künstlers, das nahezu 25 Jahre einnimmt und sich im Zeitrahmen von 1944 bis 1969 entfaltet hat. Dix kehrte 1946 aus der französischen Kriegsgefangenschaft in seinen Wohnort Hemmenhofen am Bodensee zurück. In der wieder gewonnenen Freiheit entlud sich sein aufgestauter Gestaltungsdrang und führte zu einer produktiven Schaffensphase. Allein In den vier folgenden Jahren entstanden knapp 150 Gemälde – Landschaften, Stillleben, zeitbezogene Allegorien, Porträts und Menschendarstellungen – in denen Dix die malerischen Möglichkeiten neu auslotet und den radikalen stilistischen Wandel von der bis in die Mitte der 1940er Jahre gepflegten altmeisterlichen Lasurtechnik zur expressiveren Alla-prima-Malerei vollzieht.

Die Präsentation im Otto-Dix-Haus wird dann die Zeit des Jugend- und Frühwerkes bis zur altmeisterlichen Schaffensphase (1905 bis 1944) sowie eine historische Dokumentation zu Leben und Werk des Künstlers im Verhältnis zu seiner Heimatstadt umfassen und im Nordflügel, der nur wenige Gehminuten entfernten Orangerie werden die Werke von Otto Dix aus der Geraer Sammlung ihren Platz finden, die in der Zeit von 1944 bis 1969 entstanden sind. Zur Realisierung des zweigleisigen Ausstellungskonzeptes bleibt der Südflügel und Mittelpavillon wechselnden Sonderausstellungen vorbehalten.

Der Südflügel widmet sich mit einer Sonderausstellung der Geraer Malerfamilie Reinhold

Die Kunstsammlung Gera verfügt über einen kunsthistorisch sehr bedeutenden Bestand an Werken des Landschaftsmalers Heinrich Reinhold (1788 Gera – 1825 Rom). Das Konvolut umfasst insgesamt 41 Blätter, dessen größter Teil in der Zeit zwischen 1820 und 1825 in Italien entstanden ist.

Heinrich Reinhold wurde 1788 in Gera geboren und zählt heute zu den wichtigen deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts. Nicht nur aufgrund seiner außerordentlichen Begabung, sondern auch aufgrund seiner veränderten Landschaftswahrnehmung genoss er schon zu Lebzeiten hohe Wertschätzung. In Rom und Umgebung entstand bis zu seinem frühen Tod 1825 ein beeindruckendes zeichnerisches und malerisches Werk. Aus dieser Schaffensphase befindet sich ein kleines Sammlungskonvolut im Bestand der Kunstsammlung Gera. Bereits zum 200. Geburtstag des Künstler 1988 widmete die Geraer Kunstgalerie (heute: Kunstsammlung Gera) dem Künstlersohn der Stadt eine große Ausstellung mit einem Katalog unter dem Titel „Italienische Landschaften“. 2018 zum 230. Geburtstag von Heinrich Reinhold möchte die Kunstsammlung Gera diesen Werkbestand von einem wichtigen, in Gera geborenen Künstler wieder ins öffentliche Bewusstsein bringen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung in Reinholds Geburtsstadt steht neben seinem Werk auch das Schaffen der gesamten Malerfamilie Reinhold, welche über mehrere Generationen hinweg künstlerisch tätig waren. Gleichzeitig wird so ein ausführlicher Blick auf die Herkunft und die künstlerischen Traditionen dieses über Gera hinaus bekannten Künstlers möglich.
Heinrich Reinhold war der Sohn des Geraer Porträt- und Genremalers Johann Friedrich Leberecht Reinhold (1744 Neustadt/Orla – 1807 Gera). Er ist der erste namhaft fassbare Künstler dieser Familie, welcher mit seinem Werk ein außergewöhnlich lebendiges und konturenreiches Bild des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts in Gera hinterließ. Eine Vielzahl seiner Werke zeigen Konterfeis des höfischen und bürgerlichen Lebens der Stadt. Zahlreiche Auftragsarbeiten vor allem für Heinrich XXX. Reuß jüngere Linie sicherten seinen Lebensunterhalt. In den vorwiegend als kleinformatige Gouache-Arbeiten ausgeführten Bildnissen vermied er jegliche Idealisierung und Beschönigung der Porträtierten.
Seinen Söhnen Friedrich Philipp (1779 Gera – 1840 Wien), Heinrich (1788 Gera – 1825 Rom) und Gustav (1798 Gera – 1849 Königssee/Berchtesgaden) vererbte Johann Friedrich Leberecht Reinhold das künstlerische Talent. Neben dem Vater wird für Heinrich Reinhold aber sein Bruder Friedrich Philipp von entscheidender Bedeutung für seine weitere Entwicklung als Künstler. Von ihm besitzt die Kunstsammlung Gera einen kleineren Bestand mit Gemälden und Arbeiten auf Papier. Friedrich Philipp war der erste aus der Familie dem ein akademischer Studienbesuch möglich war. Von 1797 bis 1804 war er an der Dresdner Kunstakademie immatrikuliert. Es entstanden mehrere frühe Bildniswerke, unter anderem das Porträt des Geraer Bürgermeisters Markus Friedrich Semmel, welches sich heute im Rathaussaal befindet. 1805 begann er ein sechsjähriges Studium an der Akademie der Künste in Wien. Nach dem Tod des Vaters 1807 wird der Haushalt in Gera aufgelöst und Heinrich und Gustav folgen ihm nach Wien. Neben dem Kontakt zum Kreis der Nazarener entwickelten die Brüder durch Reisen ins Salzkammergut, Tirol und Berchtesgaden ihre Form von Landschaftsauffassung. Wie groß der Einfluss des neun Jahre älteren Friedrich Philipp auf Heinrich Reinhold war, äußert der Künstler in einem Brief von 1812: „Fritzen habe ich viel zu verdanken, wenn ich einiges Talent habe, so verdanke ich’s ihm in so ferne, als er mich aus dem unfruchtbaren Land in dem ich zu Hause in Rücksicht der Kunst verdorrt wäre, in ein kräftiges verpflanzt hat; denn in Wien und durch seinen Umgang ist mir erst der wahre Sinn für die Kunst aufgegangen, ich habe anfangen lernen zu sehen und nach einem höheren Ziel zu streben,…“. Auch Ferdinand Olivier (1785-1841) und Joseph Anton Koch (1768-1839) wurden für seine Entwicklung entscheidend. Als großer Meilenstein aber galt seine Ankunft 1819 in Rom. Wie für die meisten Maler dieser Zeit wurde auch für Reinhold Italien zum erklärten Ziel. Hier gehörte er zu den wichtigen Landschaftsmaler der deutsch-römischen Künstlergemeinschaft und genoss eine hohe Wertschätzung. Der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) erwarb auf einer Reise in Rom zwölf Ölskizzen und vier Bleistiftzeichnungen direkt von Heinrich Reinhold, die sich heute in der Sammlung der Kunsthalle in Hamburg befinden.

Anders als seine landsmännischen Kollegen fertigte Reinhold nicht nur Bleistiftzeichnungen, sondern auch in großer Anzahl Ölstudien. Städte wie Tivoli, Ariccia und Frascati waren das Ziel vieler Maler. Vor allem Olevano, in den Sabiner Bergen gelegen, wurde zu einem beliebten Aufenthaltsort. Der reizvoll, an schroffen Berghängen gelegene Ort war ein viel gesuchtes Motiv. Ebenso wie Olevano wurde der unweit gelegene Eichenwald der Serpentara zu einem beliebten Bildgegenstand. Hier entfaltete sich Heinrich Reinholds zeichnerisches Talent in vollen Zügen. Die visuellen Eindrücke und die einzigartige Anziehungskraft dieser Gegend bannte er in unzähligen Studienblättern. Bei Reinhold ist die Widergabe der Landschaft nicht mehr nur Spiegel der Seele, vielmehr nimmt der Betrachter teil an einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Natur an deren Ende ein neuer malerischer Realismus steht.

In Verehrung für Heinrich Reinhold hat der deutsch-römische Künstlerkreis in Rom das Grabmal für den Künstler gestiftet. Es wurde mit einer Inschrift und einem Porträtmedaillon versehen, dass der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) schuf. Die Inschrift auf dem Grabstein von Heinrich Reinhold lautet: „Die Bilder sprechen von Dir / Die Freunde verehren Dich / Die Künste trauern um Dich“.

Im Mittelpavillon ist die Sonderausstellung „Volker Regel. Out of Paper“ zu sehen.

Die Ausstellung „Out of Paper“ in der Kunstsammlung Gera zeigt Arbeiten des Architekten und Künstlers Volker Regel. Mit der Ausstellung „Out of Paper“ werden in der Kunstsammlung Gera erstmals abstrakte Papierarbeiten und Objekten des 1950 in Döbeln geborenen und heute in Gera lebenden Architekten Volker Regel präsentiert. Die Arbeiten sind in dem relativ kurzen Zeitraum zwischen 1988 und 1992 entstanden und stellen eine eigenständige Werkgruppe dar, in der die Kunstauffassung und das ästhetische Denken des Künstlers deutlich werden.

Das künstlerische Material, mit dem der Künstler experimentierte, ist das Papier. Aus diesem Medium und dessen Bearbeitung schöpft der Künstler seine Inspiration. Seine großformatigen Werke verweisen immer wieder auf Bezüge zur Konzeptkunst, aber auch zu Fluxusarbeiten. Volker Regel schöpft sein eigenes Papier aus anderen Papieren, lässt sie trocknen, faltet und klebt darauf. In diesem langen Prozess verändern sie ihre Gestalt und bekommen eine neue Form. Die entstehenden Collagen sind abstrakt, lassen aber mitunter Assoziationen an konkrete Gegenstände aufscheinen. Durch diese Werkgruppe, die erstmals komplex gezeigt wird, hat sich Volker Regel eine abstrakte und eigenständige künstlerische Position in der ostdeutschen Kunstlandschaft erarbeitet.

Otto Dix – Neupräsentation der Werke von 1944 bis 1969 aus der Geraer Sammlung
– Dauerausstellung ab 25. August 2018
– Vernissage 24. August, 19 Uhr, im Nordflügel

Die Geraer Malerfamilie Reinhold – Kunst des 19. Jahrhunderts mit Gemälden und Arbeiten auf Papier
– Sonderausstellung vom 25. August bis 4. November 2018
– Vernissage am 24. August ,19 Uhr, im Südflügel

Out of Paper – Volker Regel. Papierarbeiten und Objekte
– Sonderausstellung vom 25. August bis 14. Oktober 2018
– Vernissage am 25. August, 15 Uhr, im Mittelpavillon

BILD UND TEXT: STADTVERWALTUNG

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