SINKENDE WERBEERLÖSE UND NEUE STRATEGIEN BEI RTL

Das Kürzel RTL steht für Radio Télévision Luxembourg. Dort befindet sich auch der Stammsitz des Unternehmens.

Netflix, Amazon Prime und Youtube gewinnen eine immer größere Bedeutung – insbesondere bei den werberelevanten Nutzern, welche auch der privatrechtliche Rundfunk zu erreichen sucht. Folglich verlieren Anbieter wie RTL immer mehr Marktanteile und die Werbeerlöse schwinden – trotz neuer Angebote im Internet.

Die geringeren Werbeerlöse der Mediengruppe RTL Deutschland, insbesondere im TV, wirken sich negativ auf die Geschäftszahlen des luxemburgischen Konzerns aus. Das Betriebsergebnis der RTL-Gruppe ist im dritten Quartal zurückgegangen. Der Umsatz stieg jedoch wegen des Unternehmens „Fremantle Media“ sowie der Angebote im digitalen Bereich und der guten Zahlen von RTL Nederland.
Auch in seinem eigenen Land hat RTL Schwierigkeiten. Das Defizit des TV-Senders wird auf bis zu 13 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Die luxemburgische Regierung entschloss sich daher, die Verluste ab dem Jahre 2021 mit Geld aus dem Staatshaushalt zu decken. Im Gegenzug soll RTL am Heimatstandort öffentlich-rechtliche Aufgaben erfüllen, denn ein entsprechendes Programm gibt es dort bislang nicht.

In Deutschland ist RTL seit 1988 präsent und erreicht derzeit mit allen linearen Angeboten monatlich 65 Millionen Menschen, mit den digitalen rund 33 Millionen. Letztere sollen weiter ausgebaut werden.
Das Unternehmen setzt dabei auf journalistische Inhalte und plant mehr Eigenprodunktionen.
Die Seite WWW.RTL.DE wird sich in ein General-Interest-Portal verwandeln; entstehen soll eine boulevardeske Nachrichtenseite mit hohem Videoanteil, vornehmlich für eine weibliche Zielgruppe. Das Niveau wird dabei auf Höhe Bild, Focus, Bunte, Stern und Gala liegen.

Geplant ist ein vollumfängliches VOD-Angebot, welches den deutschen Massengeschmack bedient. WWW.RTL.DE und die anderen Seiten des Unternehmens wie WETTER.DE, SPORT.DE, VIP.DE, sollen die Medienkonsumenten schließlich auf die Video-on-Demand-Plattform „TV Now“ leiten und sozusagen als Fischernetz dienen, wie es der Geschäftsführer von RTL-interactive formulierte.

Die Nutzung der VOD-Angebote nimmt allgemein jedoch schneller zu, als es die privatrechtlichen Rundfunkanbieter erwartet hatten, und schneller, als sie auf die Nachfrage reagieren. Bislang hat RTL als Europas größter und zugleich ältester privatrechtlicher Rundfunkanbieter mit seinen 30 Hörfunk- und 61 Fernsehprogrammen die höchste Reichweite. Doch der Konzern wird nicht umhin kommen, noch schneller auf den Wandel zu reagieren.

„Over the Top Content“ und „Video on Demand“, übersetzt „Video auf Nachfrage“, heißen die Dienste der Zukunft mit vollem Namen, doch RTL läuft derzeit den Veränderungen des Marktes hinter. Viele der jüngeren Medienkonsumenten glauben, dass lineares Fernsehen dann nur noch dort gebraucht wird, wo Informationen ohne Verzug den Empfänger erreichen sollen, etwa bei Sportveranstaltungen, Nachrichten oder besonderen Ereignissen. Alles andere könne zum Abruf bereitgestellt werden. Doch sowohl in den genannten Bereichen als auch bei Direktübertragungen sind die öffentlich-rechtlichen Anbieter die leistungsstärkeren. Damit kann dem werbefinanzierten linearen Fernsehen nach der Absenkung des inhaltlichen Niveaus tatsächlich in einigen Jahren die Reduzierung der Programme bevorstehen.

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