GUTACHTEN ZUR ÖFFENTLICHKEITSARBEIT DER ARD WIRD BEKANNT

Ein in auf „netzpolitik.org“ veröffentlichtes Gutachten sorgt seit Tagen für Aufregung. Es trägt den Titel „Framing-Manual“ und war vor zwei Jahren im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks von der Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling erstellt worden. Darin ist zu lesen, wie mit Hilfe der Framing-Methode Einfluss auf die Denkweise genommen werden kann, um eine positive Sichtweise auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erzeugen.

Der MDR hatte damals den Vorsitz der ARD inne und der Auftrag habe nach Angaben der Sprachwissenschaftlerin gelautet, „die Kommunikation der öffentlich-rechtlichen ARD als Institution zu analysieren und aufzuzeigen, welche Alternativen zu welchen Worten mit welchen Bedeutungsinhalten besetzt sind“. Das erklärte Elisabeth Wehling auf iher Internetseite und schreibt dort außerdem: „Sprache schafft Bewusstsein.“

In dem 89-seitigen Dokument geht es um die Öffentlichkeitsarbeit der ARD und die Frage, wie sich die Anstalt nach außen hin darstellen soll. Beschrieben werden Möglichkeiten, die Denkweise durch Sprache zu beeinflussen, um die Mitbürger von der „Notwendigkeit eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD“ zu überzeugen. Die Sprachwissenschaftlerin wendet dabei für die Kommunikation die sogenannte Framing-Methode an. Bei dieser wird davon ausgegangen, dass jeder Begriff bestimmte Assoziationen weckt.

Dementsprechend werden in dem Gutachten die bisher verwendeten Begriffe und ihre Bedeutungsinhalte beleuchtet und folgende Frames zur Verwendung vorgeschlagen: „Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD“, um die moralische Prämisse und Notwendigkeit zu verdeutlichen, „Programm“, „Unser gemeinsames Rundfunkkapital“ als Formulierung für die eingenommenen Gebühren, „profitwirtschaftliche Sender“ als Bezeichnung für die privatrechtlichen Programme und „Eigenfürsorge“.

Es wird eine Sprache vorgeschlagen, mit der eine Wahrnehmung erzeugt werden soll, dass es sich bei der ARD und den Bürgern nicht um getrennte Entitäten handelt. Die ARD sei der gemeinsame demokratische Rundfunk der Bürger — über die monatliche Beteiligung, über private Beteiligung oder über berufliche Beteiligung, heißt es in dem Dokument. Von der Verwendung der Bezeichnung „öffentlich-­rechtlicher Rundfunk“ wird abgeraten, denn dieser schaffe eine Distanz zwischen den Bürgern und der ARD. Weiterhin erklärt die Studie, mit dem gemeinsamen Rundfunk ARD über­nähmen Bürger Verantwortung für ihr eigenes Wohlergehen. Die ARD sei gemeinschaftlich organisierte Fürsorge des Einzelnen für seine mediale Freiheit und Selbstbestimmtheit. Die Beteiligung am gemeinsamen Rundfunk ARD sei deshalb eine Handlung der kulturellen und demokratischen Eigenfürsorge.

Ratschläge gibt es auch für den Umgang mit Vorwürfen wie „Lügenpresse“, „Staatsfunk“, „Steigbügel der Politik“, „Dinosaurier“, „Krake mit Wasserkopf“, „aufgeblähter Selbstbedienungsladen“ mit „ausufernden Renten“ und „Millionengehälter für prominente Fernsehgesichter“.

Mehrere Zeitungen berichteten bereits hiervon und übten Kritik. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb von „semantischer Gehirnwäsche“, und die Zeitung „Bild“ titelte jüngst „So will die ARD uns umerziehen“.

Das Gutachten ist zufinden unter „https://cdn.netzpolitik.org/wp-upload/2019/02/framing_gutachten_ard.pdf”.

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