NEGATIVE ZINSEN ALS VORBOTEN EINER NEUEN EPOCHE

Die Europäische Zentralbank bringt bald den nächsten Schwall billigen Geldes in den Umlauf, und deckt sich selbst mit Gold ein. Ihr eigenes Geld verschmäht sie zunehmend, kassiert also für Einlagen Strafzinsen. Sollte der Einlagensatz bei der EZB weiter sinken, z. B. von derzeit -0,4 % auf -0,6 %, wie das schon zur nächsten Zinssitzung am 12. September 2019 in Frankfurt am Main beschlossen werden könnte, müssen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kleinsparer auf Abzüge einstellen. Die Geschäftsbanken brauchen dann im Grunde die Guthaben ihrer Kunden auf, um sich weiter am Leben halten zu können.

Wer sich etwas zusammengespart hat, wird künftig dafür zahlen müssen. Das Sparen, so wie früher, wird in Zukunft also kaum mehr gelingen, denn je länger man das Geld aufbewahren will, desto weniger bleibt davon übrig. Schon heute gibt es sogenannte Verwahrgebühren, die de facto dieselbe Wirkung haben.

Natürlich werden nun die meisten Sparer mit dem Gedanken spielen, das Geld einfach abzuheben, bevor der Schwund auf den Konten einsetzt, und sicherlich ist auch noch der Glaube verbreitet, dass man so die Kontrolle über sein Geld behalten kann.

Doch dann schnappt die Falle erst richtig zu! Wenn die Leute das Geld zu Hause aufbewahren, wird der digitale Euro nicht mehr lange auf sich warten lassen. Hat man z. B. 800 Euro in Form von Banknoten unter dem Kopfkissen und möchte sie wieder auf sein Konto einzahlen, wird nicht die ganze Summe übernommen. Will man für das Geld eine Waschmaschine kaufen, gilt der normale Preis nur für den Digitaleuro. Bei Barzahlung hingegen muss man mehr entrichten. Angedacht ist nämlich, für jedes Produkt zwei unterschiedliche Preise auszuzeichnen. Und je länger man wartet, desto teurer wird das Gerät.

Nun geraten die Leute unter Zugzwang und wollen schnell ihr Bargeld umtauschen oder etwas davon kaufen. Auf diese Weise wird das Bargeld ganz ohne ein aufsehenerregendes Verbot abgeschafft.

Der Konsum wird folglich steigen, und die höhere Nachfrage die Preise nach oben treiben. Das gleiche gilt für die Kurse der Aktien, denn viele wollen nun ihr erspartes Geld umschichten. Die sogenannte Dienstmädchen-Hausse beginnt; etliche Spekulanten haben genau darauf gewartet und steigen just in diesem Moment aus. Das Geld der Kleinanleger nehmen sie als Kursgewinne mit. Denn wer am Ende eines Konjunkturzyklus einsteigt, vielleicht noch in der berüchtigten charttechnischen Fahnenstange, der muss immer schmerzliche Verluste hinnehmen.

Das Bargeld ist verbraucht, und nun kann sich der negative Zins voll entfalten! Bank und Staat haben mehr denn je die Kontrolle über die Guthaben der Leute, bestimmen, wie lange diese ihren Wert behalten und wo sie ausgegeben werden dürfen. Sparer wird es nicht mehr geben, weil es kein Geld mehr gibt, sondern nur noch Zahlungseinheiten. Angehäufte Zahlungseinheiten verlieren ihren Wert nach und nach wieder, und man kann sie nicht mehr aus dem System der lückenlosen Verlaufskontrolle herausholen.

Welche Folgen hat das? Ganz einfach — sogenannte Billiglöhner werden das Ergebnis sein, die alles Verdiente für ihren Lebensunterhalt und Abgaben aufwenden müssen. Riesige Unterschiede in der Verteilung der Vermögen wird es geben, und ein erhebliches Konfliktpotenzial in der Gesellschaft. Parallel dazu wird sich natürlich auch die Technik weiterentwickeln und mit ihr ein neuer Überwachungsstaat entstehen, der Gesichtsmuster erfasst und ein soziales Punktesystem benötigt, um die Menschen im Laufrad zu halten.

Zu diesem Zeitpunkt erscheint das alles noch sehr unglaubhaft, und es ist vielfach schon gar nicht mehr erwünscht, über den vorgegebenen Tellerrand hinwegzuschauen, zu fragen, wohin der Weg bei dieser Ausgangslage am ehesten führen wird. Denn was sich hier ganz langsam einschleicht, das zu sehen, ist nicht gewollt.

Lesen Sie hierzu auch unsere Artikel „Studie zur Belastung des Bargeldes mit negativen Zinsen” vom 18. Februar 2019, „Die Welt der Finanzen vor einer Zeitenwende” vom 31. März 2019 und „Wenn aus dem Euro eine neue Währung hervorgeht” vom 1. Juli 2019!

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