KLIMA-PAVILLON WECHSELT VON JENA NACH GERA

Am 19. September 2019 wurde in der Stadt Jena der Klima-Pavillon an die Stadt Gera übergeben. Die Begrüßung erfolgte durch Prof. Dr. Sell, dem Geschäftsführer der Thüringer Green-Tech-Agentur. Frau Ministerin Siegesmund blickte zurück auf die Zeit des Klimapavillons in Jena und erläuterte, warum das Thema der Landesregierung so wichtig ist. Lesen Sie hierzu die Mitteilung der Stadtverwaltung!

Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb begründete noch einmal, weshalb sich Gera um den Klimapavillon beworben hat.

„Der Klima-Pavillon in Gera ist ein großartiger Leuchtturm, um die Bevölkerung unserer Stadt und weit darüber hinaus auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit aufmerksam zu machen — dem Klimawandel. Der Schutz der Umwelt und des Klimas sowie die Anpassung an bereits stattgefundene und zukünftige Veränderungen sind drängender denn je. Der Klima-Pavillon ist eine sehr markante und einprägsame Plattform, um Informationen zu transportieren, auf Probleme hinzuweisen, Unterstützer zu finden, Netzwerke zu schaffen, Menschen zu begeistern und zum Handeln zu bewegen.“

Oberbürgermeister Julian Vonarb

Klimaphänomene in Gera gab es in den letzten Jahren zur Genüge — von einer Raupenplage, Baumsterben, Starkregen, Stürmen bis zum Hochwasser 2013, dass die Region stark getroffen hatte. Im Anschluss folgte die Schlüsselübergabe und eine Verlosung von Preisen zur diesjährigen Klima-Ralley.
Nach seinen Stationen 2017 in Apolda, 2018 in Weimar und 2019 in Jena wird der Klima-Pavillon 2020 nach Gera weiterziehen. Die Stadt Gera hatte sich dafür erfolgreich an einem Wettbewerb beteiligt.

Vielseitige Veranstaltungsformate sind denk- und umsetzbar. Klimamanager Thomas Krauße hofft, damit viele Projekte in der Stadt Gera anschieben und bewegen zu können. Gera ist als Oberzentrum mit knapp 100’000 Einwohnern nach Erfurt und Jena die drittgrößte Stadt Thüringens und damit essentieller Baustein, um die vom Freistaat Thüringen gesetzten Klimaziele erreichen zu können. Dafür braucht es ein Umdenken in der Bevölkerung.

Erste Gespräche mit dem Klimaschutzmanager der Stadt Gera für 2020 haben bereits stattgefunden. Am 2. Oktober 2019 ist eine Präsentation und Gespräch gemeinsam mit dem Oberbürgermeister für die Presse, Vereine und Initiativen in Gera zur Vorbereitung 2020 geplant.

HINTERGRUND — DIE STADT GERA UND DAS KLIMA

I. konkrete Probleme in Gera durch den Klimawandel

Raupenplage
Die Stadt kämpfte erst im Juni 2019 gegen eine große Schwammspinner-Raupenplage im südlichen Stadtgebiet. Die Raupen vermehrten sich in Massen und fraßen sämtliche Pflanzen, besonders Eichen kahl. Diese konnten sich unter der zusätzlichen Hitze und Trockenheit nur schwer erholen. Es war eine Zumutung für die Bürger. Gestank, Ästhetik und wirtschaftliche Schäden in Gärten wurden beklagt. Da die Temperaturen im Winter zu milde waren, konnten die Eier des Schwammspinners diesen unbeschadet überstehen. Eine Bekämpfung mit Pestiziden war nicht möglich, da die Umwelt- und Gesundheitsgefährdung zu hoch gewesen wäre.

Problem Stadtgrün/Baumsterben
Die Stadtbäume sind in einem schlechten Zustand, und in den Wäldern ist ein Baumsterben zu beobachten: erst waren es Fichten und Kiefern, jetzt sind in besonderem Maße sogar Buchen durch Hitzebelastung, durchgetrocknete Böden, Baumschädlinge/Krankheiten wie Borkenkäfer (sehr starke Vermehrung durch verlängerte Vegetationsperioden) betroffen. Herr Mittenzwey, Leiter des Fachdienstes Stadtgrün, hat zwar 1000 Setzlinge für den Wald organisiert, aber leider geht es dennoch vielen Bäumen schlecht bzw. sterben diese ab, weil ihnen schlicht das Wasser fehlt. Es gibt ein Problem bei der Artenauswahl bei Stadtbaum-Neupflanzungen wegen der sommerliche Hitzebelastung. Gerade in einer Stadt mit hohem Altersdurchschnitt ist man auf viel Stadtgrün angewiesen, damit Hochbetagte, aber vor allem auch kleine Kinder, extreme Temperaturen im Sommer auch zukünftig gut überstehen

Starkregen
Starkregen und Hagel am 12. Juni 2019 zerstören den Wünschendorfer Märchenwald. Weitere wirtschaftliche Schäden in der Allgemeinheit gab es z. B. an Automobilen und Häusern.

Stürme
Im Januar 2018 verursachte Sturmtief Friedericke große Schäden, zum Beispiel im Tierpark, aber auch im Forst.

Hochwasser 2013
Der 2. Juni 2013 brannte sich in das Gedächtnis der gesamten Region ein. An diesem Tage begann das Hochwasser in Gera, das große Teile der Stadt geflutet hat. Am Pegel Langenberg war der Wasserstand 3,9 Meter zu sonst üblichen 50 Zentimetern (570 Kubikmeter im Vergleich zu 16 Kubikmeter je Sekunde mittleres Durchlaufvolumen). Das Hochwasser führte den Menschen die große Abhängigkeit von der Natur sehr deutlich vor Augen. Alte Menschen saßen in ihren Häusern fest; jüngere schleppten Schlamm aus den Kellern, als das Hochwasser vorbei war. Die Schäden waren groß und es dauerte viele Jahre, sie zu bewältigen. Die Schäden in ganz Thüringen belaufen sich auf etwa 500 Millionen Euro.

II. Wo sieht die Stadtverwaltung dabei den dringendsten Handlungsbedarf?

  • direkter Katastrophenschutz an Leib und Leben, Schutz der Bürger vor Umweltgefahren, gut aufgestellte Notfall- und Katastrophenpläne (Gründung Wasserwehr, gut ausgestattete Feuerwehren, etc.)
  • Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsschaffung als nicht-investive Maßnahme nach innen in die Verwaltung und nach außen an die Bürger:
    Menschen müssen sich der Problematiken und Gefahren des
    Klimawandels bewusst werden und entsprechend handeln und vorsorgen
  • Einbeziehung der Klimafolgenanpassung in städtische raumplanerische Prozesse (von der Regionalplanung, Landschaftsplanung bis hinunter zu B-Planung)
  • Flächenentsieglung in der Stadt (z. B. Straßenbahngleise, Plätze, Brachflächen um Oberflächenabfluss von Niederschlagswasser zu verringern, Kaltluftleitbahnen zur Abkühlung der überhitzten Innenstadt

III. Welche Anpassungen nahm die Stadtverwaltung hinsichtlich des Klimawandels bereits vor?

  • Hochwasserschutz (Land verbaut rund 35 Millionen Euro an der Weißen Elster)
  • Am 8. August 2019 wurde erst ein neuer Teilabschnitt der Hochwasserschutzmauern durch Ministerin Siegesmund im Rahmen ihrer Sommertour eingeweiht (Hochwasserschutznmauer entlang dem Gries und linksseitig der Weißen Elster)
  • Vergrößerung der Überflutungsflächen der Gewässer: Regelungen in den Hochwasserschutzgesetzen hilfreich, aber für Kommunen ist der Flächenkauf bei Gewässern zweiter Ordnung nicht einfach, am Gewässer erster Ordnung (Weiße Elster) läuft es gut
  • einige öffentlichkeitswirksame Projekte gestartet, die Bewusstsein für die Klimakrise schaffen sollen, z. B frei verfügbare innerstädtische Echtzeit-Klimadaten über das Geoportal einsehbar (Netzwerk von Klimasensoren wird über die Freifunkkommune Gera-Greiz aufgebaut und durch die Verwaltung unterstützt)
  • temperaturabhängige Eintrittspreise im Tierpark (steigt die Temperatur in der Innenstadt über 30 °C, sinken die Preise im Tierpark; Erholungseffekt, kühler Aufenthaltsort, Bewusstseinsschaffung
  • Einstellung eines Klimaschutzmanagers, der solche Themen in Zukunft in der Stadt adressieren soll, sowohl in der Öffentlichkeitsarbeit wie auch in der Umsetzung

IIII. Welche politischen Rahmenbedingungen und welche Partner bräuchte es, um den angesprochenen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen?

  • enge Zusammenarbeit zwischen dem Bund/Land und den Kommunen
  • gesetzliche Regelungen und Grundsatzentscheidungen:
  • Schärfung und Konkretisierung des Thüringer Klimagesetzes und Hinterlegung mit gut nutzbaren finanziellen Instrumenten
  • konkrete städtische Vorgaben zum Beispiel im Bereich Bau und Flächenplanung, wie auch im Bereich Stadtgrün
  • Haushaltssichernde Kommune, fehlende finanzielle Mittel: einfache und übersichtliche Förderprogramme ohne große Eigenmittelaufwendungen

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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