EINE NEUAUSRICHTUNG DER ENERGIEPOLITIK DEUTET SICH AN

Die Europäische Union sollte die Kernkraft nach Ansicht des wissenschaftlichen Dienstes der EU-Kommission als „grüne Investition“ einstufen. Es gebe keine wissenschaftlich fundierten Belege dafür, dass die Atomenergie die menschliche Gesundheit oder die Umwelt stärker schädige als andere Technologien zur Stromerzeugung. Die Lagerung von Atomabfall tief unter der Erde sei „angebracht und sicher“. Nachzulesen ist dies in einem Dokument der Gemeinsamen Forschungsstelle JRC. Darin wird auf entsprechende Projekte in Frankreich und Finnland verwiesen.

Derzeit arbeitet die Europäische Kommission an einem an einem Klassifizierungssystem, um bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten als nachhaltige Investitionen einstufen zu können. Bevor sie eine Entscheidung zur Atomkraft trifft, sollen zwei Experten-Ausschüsse den Bericht prüfen. Hierfür ist ein Zeitraum von drei Monaten veranschlagt.

Innerhalb der EU wünschen Frankreich, Polen, Ungarn, die Tschechische Republik, Slowenien, Rumänien und die Slowakei ein stärkeres Engagement für die Kernenergie. In einem Brief an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und drei weiteren Kommissions-Mitgliedern verlangen sie, die Atomkraft nicht nur anzuerkennen, sondern auch aktiv zu fördern. Um bis zum Jahre 2050 eine Klimaneutralität erreichen zu können, müssten in der Klima- und Energiepolitik die gleichen Wettbewerbsbedingungen gelten.

Der Großinvestor Bill Gates hatte bereits am 17. Februar 2021 in einer ARD-Sendung über die Zukunft der Kernkraft und die Entwicklung neuer Technologien gesprochen:

Ich habe ein Unternehmen, das wir nur aus Klimaschutzgründen auf die Beine gestellt haben, welches supersichere Kernkraft-Technologien entwickelt. Wir müssen sowohl in die Speicher-Technologie als auch in die Kernkraft investieren — in der Hoffnung, dass eins von den beiden funktionieren wird. Denn wenn wir keins der beiden haben, können wir den Klimawandel nicht stoppen.

Seiner Ansicht nach könnte in Zukunft dreimal soviel Elektrizität wie gegenwärtig benötigt werden, wenn man auf Verbrennungsmotoren und Erdgas zum Heizen verzichten wolle. Doch in Europa könnten die Wetterverhältnisse die Solar- und Windenergieproduktion wochenlang unterbrechen. Das Verfahren der Kernfusion habe sich als sicher herausgestellt und sei wirtschaftlicher als alles andere. Zudem hätten Kohle und Gas insgesamt vielmehr Menschen getötet als die Atomkraft, und zudem große Schäden verursacht. Ausgestattet mit einer neuen Technologie, würden die künftigen Reaktoren viel weniger Atommüll produzieren. Ein Modell-Kraftwerk soll in fünf Jahren fertiggestellt sein. Was die Speicher-Technologie anbelangt, sei gegenwärtig nicht mit einem deutlichen Fortschritt zu rechnen.

Kritiker fürchten, das Problem der Umweltbelastung werde zunehmend von der Luft in den Boden verlagert. Während man um die Reinhaltung der Luft in besonderem Maße bemüht sei, werde der Boden als Ergebnis der Technologiewende wegen des Abbaus seltener Rohstoffe und neuer Abfalleinlagerungen stärker belastet.

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