EIN SOZIALES PUNKTESYSTEM FÜR DEUTSCHLAND

Auch in Deutschland gibt es Überlegungen zur Einführung eines sozialen Punktesystems, angelehnt an das bereits vorhandene im kommunistischen China. Nachgedacht wird hierzulande darüber im „Zukunftskreis der strategischen Vorausschau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“.

https://www.vorausschau.de

Mit diesem Punktesystem soll es möglich werden, neue Werte im Alltag zu verankern. Werte beeinflussen, welchen Rahmen wir für Technologie setzen, sagt Cordula Klaus vom Zukunftsbüro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in einem Vortrag (4:36), und stellt das Ergebnis der Wertestudie vor:

„Ein Großteil der Menschen ist offen gegenüber Technik, solange sie das Gefühl haben, diese kontrollieren zu können, ihnen der Nutzen klar ist und sie sich in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt fühlen.“

Bei einem Punktesystem würden die Menschen jene Werte bedienen, die dort für sie zu mehr Erfolg führen, erklärt Cordula Klaus (11:05). Über die Leistung in diesem System werde man seinen persönlichen Wohlstand erarbeiten, sich zum Beispiel eine bessere Wohnung leisten können.

Wofür Punkte vergeben werden könnten, wird ebenfalls skizziert. Auf einem Video ist ein Mobilfunkgerät mit der Aufforderung „Verdiene Bonus-Punkte“ und Beispielwerten (0:38) zu sehen: 1000 CP für „Oma selber pflegen“, 2 CP für „Fahrrad statt Auto“, 5000 CP für „Niere spenden“ und 500 CP für „Mandarin lernen“.

Die Voraussetzung dafür, dass das Punktesystem seine Orientierungsfunktion erfüllen kann, ist eine komplexe und ausdifferenzierte Gesellschaft, weil es dann als verbindendes Element angenommen wird. Hierin liegt der Schlüssel zur allgemeinen Akzeptanz. Die Studie geht davon aus, dass die partizipative Erarbeitung der Spielregeln den Zuspruch erhöht und das Punktesystem mit der steigenden Dynamik des Klimawandels weitere Teilnehmer findet. Trotz Freiwilligkeit wird sich ein sozialer Druck zur Teilnahme aufbauen. Die Wertevorstellungen der Teilnehmer gleichen sich mit der Zeit an, wodurch das System immer mehr Zustimmung findet. Im Kontrast dazu stünden dann die Ansichten jener Individuen, die nicht am Punktesystem teilnehmen und an der Selbstbestimmung jenseits der Abhängigkeiten des Punktesystems festhalten.

Einige Beobachter sehen folgenden Zusammenhang: Da sich die bürgerliche Mittelschicht mit fortschreitender Technisierung auflösen wird, ist man bestrebt, die Menschen an neue und kontrollierbare Werte und Normen zu binden. Die bürgerliche Mittelschicht und der wachsende Wohlstand waren das Fundament der bisherigen Demokratie und eine Folge der Industrialisierung. In der neuen Gesellschaft, die ohne Wachstum auskommen soll, will man den Menschen das Gefühl geben, für die Natur, Gesundheit und das Wohlergehen der Gemeinschaft zu handeln. Das Punktesystem soll dabei als zentrales politisches Steuerungsinstrument dienen. Dagegen wäre die Demokratie im bisherigen Sinne ein Risiko für die beabsichtigte Transformation. Da sich der materielle Lebensstandard der meisten Menschen verringern wird, käme es zu einer Hinterfragung des Systems und des Werdeganges.

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