STADT GERA DRÄNGT AUF ZWEIGLEISIGEN AUSBAU DER MDV

Die jüngste Entscheidung des Landes Thüringen gegen die Forderung der Deutschen Bahn zur Bereitstellung von rund 180 Millionen Euro für den zweigleisigen Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung bedeuten aus Sicht der Stadt Gera einen empfindlichen Rückschlag für ihre jahrzehntelangen Bemühungen um eine bessere Anbindung Ostthüringens an den Fern- und Güterverkehr.

Michael Sonntag, Leiter des Dezernates für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt äußerte sich entsprechend kritisch:

„Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Gera wie der gesamten Region Ostthüringen ist zu großen Teilen abhängig von einem modernen Schienenverkehr. Auch wenn es sich bei dem Entschluss nicht um eine grundsätzliche Entscheidung gegen den Ausbau handelt und die angeführten Gründe legitim sind, schafft er Unsicherheiten und trägt maßgeblich dazu bei, dass auf der zentralen Thüringer Achse der umweltfreundliche Schienenverkehr gegenüber dem individuellen Straßenverkehr auf unbestimmte Zeit auch weiterhin benachteiligt bleibt. Die Mobilitätswende ist in Deutschland in aller Munde, doch weder Freistaat noch die Deutsche Bahn handeln entsprechend der damit verbundenen Ziele. Der Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung muss für das Land Thüringen Priorität haben und wir hätten uns hier ein anderes Signal von der Landesregierung gewünscht, etwa indem man es zum Gemeinschaftsprojekt von Bund und Freistaat erklärt.“

Demnach habe eine Elektrifizierung der Strecke zwischen Weimar und Gößnitz, die bis Dezember 2028 vorgesehen ist, ohne den zweigleisigen Ausbau der Abschnitte zwischen Jena und Gera kaum nennenswerten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Strecke. Erst durch ihren Ausbau wären die Verdichtung des Verkehrs auf der Mitte-Deutschland-Verbindung und die Anbindung an den Güterverkehr möglich und realistisch. Bleibt die Eingleisigkeit zwischen Papiermühle und Hermsdorf sowie zwischen Töppeln und dem Geraer Hauptbahnhof hingegen bestehen, könne wie bisher maximal ein Zug pro halbe Stunde und Fahrtrichtung zwischen Weimar und Gößnitz fahren. Eine Erhöhung der Taktung des Fernverkehrs ginge dann zu Lasten des Nahverkehrs (Regionalexpress und Regionalbahn). Ebenso wäre die mit der Elektrifizierung erwartete Aufnahme des Güterverkehrs nur in Schwachlastzeiten möglich. Hinzu kommt, dass sich Verspätungen weiterhin direkt auf den Zugverkehr der Gegenrichtung auswirken würden.

„Was wir brauchen ist eine leistungsfähige Strecke mit Güterverkehr im stadtnahen Bereich, mit Fernzügen, die im Zwei-Stunden-Takt zwischen Dresden und dem Ruhrgebiet über Chemnitz, Gera und Erfurt verkehren, und mit einem eng getakteten Nahverkehr, der Pendlern Flexibilität ermöglicht. Das geht nur mit der durchgängigen Zweigleisigkeit.“ Sonntag hat daher auch eine klare Erwartungshaltung an die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene wie auch an die Deutsche Bahn: „Es ist wichtig, dass das Land Thüringen schnellstmöglich auf das Bundesverkehrsministerium zugeht und sich für die Finanzierung des Vorhabens stark macht. Gleichzeitig wünschen wir uns sowohl vom Bund als auch von der Deutschen Bahn ein klares Bekenntnis zum Vorhaben und dessen Priorisierung — für die Stärkung des mitteldeutschen Raumes im Allgemeinen und Ostthüringens im Besonderen.“

Seit den 1990er Jahren engagiert sich die Stadt Gera für den Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung zwischen Weimar, Gera und Gößnitz. Dabei geht es um drei zentrale Maßnahmen für die rund 115 Kilometer lange Strecke, durch deren Realisierung die Regionen Ostthüringens und Westsachsens langfristig gestärkt werden: der infrastrukturelle Ausbau der Strecke durch deren durchgängige Elektrifizierung, der zweigleisige Ausbau des Abschnittes zwischen Jena und Gera sowie die Wiederaufnahme eines eng getakteten Fernverkehrs. Während die Elektrifizierung wie vorgesehen kommen soll, sind die Pläne zur Sicherstellung der Zweigleisigkeit derzeit gestoppt. Dies ist auf die jüngste Entscheidung des Landes Thüringen zurückzuführen, das die Finanzierung des Vorhabens mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 180 Millionen Euro ablehnt. Begründet wurde dieser Entschluss unter anderem damit, dass dem Freistaat eine solche Summe nicht zur Verfügung stünde und die Verantwortung beim Bund liegt.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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