DIE ENTWICKLUNG EINER NACHHALTIGEN UND MULTIFUNKTIONALEN INNENSTADT

Die Entwicklung der Innenstadt soll weiterhin im Fokus stehen. (Bild: Stadtverwaltung)

In der Stadtratssitzung vom 23. März 2022 wurde der vom Dezernat für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt eingebrachte Grundsatzbeschluss zum weiteren Projektfortgang von Geras Neuer Mitte durch den Stadtrat in Teilen befürwortet. So stimmten die Stadträte mit knapper Mehrheit für die Teilnahme des Projektes an der Internationalen Bauausstellung 2023. Dabei will sich die Stadt auf die südliche Fläche mit den Standorten „Haus am Brühl“ und „Platz am KUK“ konzentrieren, weil sie das zentrale räumliche Element der Neuen Mitte darstellt und aufgrund ihrer Lage an der wichtigen Hauptachse Sorge—Gera-Arcaden eine hohe Gestaltungspriorität besitzt. Im Auftrag des Baudezernates werden 2022 für diese wichtigen Standorte planerische Gebäudevarianten und Gebäudevisualisierungen erstellt. Zudem sollen verschiedene Ausstellungsinhalte für die Abschlusspräsentation der IBA entstehen, die voraussichtlich von April bis Oktober 2023 in Apolda stattfinden wird.

Baudezernent Michael Sonntag betont in diesem Zusammenhang:

„Die Beteiligung des Projektes Geras Neue Mitte an der IBA ist eine einmalige Chance, neue Entwicklungen im Bauen öffentlichkeitswirksam zu implementieren und die Innenstadtpotenziale Geras für Investoren sichtbar zu machen. Wir wollen außerdem die damit verbundene Möglichkeit nutzen, die Stadt über die Grenzen Thüringens und Deutschlands hinaus als Standort für nachhaltiges Bauen zu etablieren.“

Gleichzeitig steht für Sonntag fest, dass zur weiteren Entwicklung der Fläche ein Strategiewechsel im Umgang mit den zu bebauenden Flächen der Neuen Mitte notwendig ist:

„Mein Ziel ist es, dass der bestehende Rahmenplan ‚plus‘ spätestens 2024 mit Leben erfüllt wird und die Neue Mitte endlich Gestalt annimmt. Ein bewährtes städtebauliches Instrument dazu ist der vorhabenbezogene Bebauungsplan, wonach der Kaufzuschlag für ein Grundstück vom konkreten Bauvorhaben des Investors abhängig ist.“

Demnach würden im Unterschied zu einem normalen Bebauungsplan die planungsrechtlichen Weichen erst auf Grundlage von konkreten, angestrebten Projekten gestellt. Damit könnten einerseits die Vorstellungen und Bedürfnisse des Vorhabenträgers eingehender berücksichtigt werden. Andererseits herrscht für Stadtverwaltung und politische Entscheidungsträger zu jedem Zeitpunkt Transparenz über die geplanten Projekte. Zudem wird über Realisierungswettbewerbe der Investoren die Qualität der Architektur sichergestellt. Und nicht zuletzt ist das jeweilige Verfahren zügiger umsetzbar, weil bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan die ganze oder zumindest teilweise Übernahme der Planungs- und Erschließungskosten durch den Projektträger erfolgt.

Dass die Mehrheit der Stadträte diesen Vorschlag ebenso ablehnte wie die enge Kooperation mit der Wohnungsbaugenossenschaft Elstertal, der mit rund 9700 Quadratmetern beinahe die Hälfte der Gesamtfläche gehört, versteht Sonntag als klare Botschaft zur Prioritätensetzung:

„Offene und umstrittene planerische Fragen müssen nun schnellstmöglich geklärt werden, bevor wir in konkrete Verhandlungen mit Investoren treten. Dazu gehören etwa die Einbindung des ausstehenden Nutzungskonzepts für das KUK und eine konkrete Lösung für den Standort ‚Haus am Brühl‘.“

Unabhängig davon sei es aus Sicht Sonntags für den Erfolg der Entwicklung der innerstädtischen Brachfläche jedoch zentral, dass die Gespräche mit der GWB intensiviert werden und die Diskussionen sowohl in den Ausschüssen als auch im Stadtrat in Zukunft stärker strategisch ausgerichtet sind und sich nicht in inhaltlichen Detailfragen erschöpfen:

„Die Entwicklung einer nachhaltigen und multifunktionalen Innenstadt in Gera schließt die Neue Mitte unbedingt mit ein. Deshalb wird die Fläche auch im Rahmen von ‚Deine City Gera 2035‘ berücksichtigt.“

Das Projekt ist ein bedeutender Meilenstein zur Stärkung des Stadtzentrums, wofür Gera 1,6 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ in Aussicht gestellt werden. Der Zuwendungsantrag wurde vom Stadtplanungsamt beim Fördermittelgeber im Februar fristgerecht eingereicht. Ziel des ambitionierten Vorhabens ist es, in Gera ein Citymanagement zu etablieren, dessen Kernaufgabe darin besteht, zu einer Gesamtstrategie für den innerstädtischen Bereich zu gelangen.

Neben der Erarbeitung von langfristigen Aufgaben sollen auch konkrete Sofortmaßnahmen vor Ort umgesetzt werden. Eine wichtige Funktion des Citymanagers wird es sein, alle relevanten Akteure einzubinden und den Austausch unter ihnen zu fördern und zu koordinieren. Michael Sonntag sieht im Projekt eine große Chance:

„Die Entwicklung der Fußgängerzonen in Geras Altstadt vom vollständigen Angebot mit pulsierendem Leben hin zu umfangreichen Leerständen ist der Ausdruck einer Krise, von der viele städtische Fußgängerzonen im gesamten Bundesgebiet betroffen sind. Mit dem erfolgreichen Zuschlag für das Förderprogramm ist es uns möglich, sowohl erforderliche Fortschreibungen von Teilkonzepten wie Einzelhandel, Wohnen und Verkehr als auch ein Gesamtkonzept für die Innenstadt zu erarbeiten und diese durch konkrete Maßnahmen auch kurzfristig zu stärken. Dabei ist uns sehr daran gelegen, die Zusammenarbeit mit Händlern, Gastronomen und Immobilieneigentümern zu stärken und die daraus entstehenden Synergieeffekte zu nutzen.“

Dr. Thomas Prill, Leiter des Stadtplanungsamtes, ergänzt:

„Corona hat uns deutlicher denn je vor Augen geführt, wo unsere Probleme liegen. Die bisher auf Dienstleistung und Konsum ausgerichtete einseitige Funktionalität des Stadtzentrums ist überholt. Die Gleichung ‚Innenstadt = Einkaufen‘ funktioniert nicht mehr und kurzfristige Lösungen wie etwa Zwischennutzungen helfen uns auf Dauer nicht weiter. Vielmehr muss aus der Innenstadt wieder Stadt gemacht werden. Das heißt, dass Menschen dort nicht nur einkaufen, sondern auch wohnen, arbeiten, flanieren, sich treffen und kulturell austauschen. Nicht zuletzt stellen sich Aufgaben der Klimaanpassung und eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Dafür braucht es neue Instrumente, Strategien und Konzepte.“

Bis zum Ablauf des Förderzeitraums im August 2025 soll das Citymanagement der Stadt so etabliert sein, dass es selbstmotiviert und -finanziert zur Innenstadtentwicklung beiträgt. Mit der Förderbewilligung – nach letztem Kenntnisstand ist hiermit bis Sommer 2022 zu rechnen — soll die Beauftragung eines externen Büros zur gemeinsamen Umsetzung der Projektbausteine erfolgen.

Mit Blick auf die Innenstadtentwicklung wurde 2021 im Auftrag der Stadt Gera auch eine Evaluierung des Sanierungsgebietes „Stadtzentrum“ vorgenommen. Darin werden unter anderem die vordringlichen Sanierungsmaßnahmen für folgende fünf räumliche Handlungsschwerpunkte definiert: die Aufwertung der Verbindungsachse Bahnhof—Stadtzentrum, die Neuentwicklung Tietz-Quartier und obere Sorge, die Anbindung der östlichen und südlichen Wohnquartiere, der Stadtumbau südlicher Altstadtrand mit Kornmarkt sowie Geras Neue Mitte und KUK. In einem ersten Schritt wird 2022 die Sanierung der Puppenbühne und des Gustav-Hennig-Platzes vorbereitet und die entsprechenden Planungen erstellt. Im Rahmen der Maßnahmen soll auch der angrenzende Straßenraum Amthorstraße und südlicher Teil der Rudolf-Diener-Straße grundhaft erneuert werden und ein neuer Spielplatz entstehen. Darüber hinaus wird im dritten Quartal des Jahres mit der Baumaßnahme „Nördliche Vogelinsel“ begonnen. Sie beinhaltet die Sanierung der zentrumsnahen Parkanlage mit dem Ziel, sie aufzuwerten und die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich zu erhöhen.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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