FEIERLICHE ERÖFFNUNG DER OSTSCHULE

Der klassische Schulraumtyp mit der auf die Tafel ausgerichteten frontalen Sitzordnung weicht multifunktionalen Umgebungen und spielerischen Raumkonzepten, die zum Lernen und Mitgestalten einladen. (Bild: Stadtverwaltung)

Am 3. September 2022 wurde die Ostschule im Rahmen eines Festaktes und im Beisein von über 80 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Geraer Bürgern feierlich eröffnet. Die Bedeutung hob Oberbürgermeister Julian Vonarb hervor:

„Tradition und Fortschritt gehen in den Geraer Schulen Hand in Hand. Davon zeugt nun auch die Ostschule, eines der modernsten Schulensembles in unserer Stadt, das dem erweiterten Bedarf der Gemeinschaftsschule mehr als gerecht wird. In der Verbindung von saniertem Altbau und neuer Turnhalle sowie attraktiven Freiflächen ist ein einzigartiger Ort entstanden, der das Potenzial hat, zu einem zweiten Zuhause für die Schülerinnen und Schüler zu werden.“

Zum Abschluss der Feierlichkeiten erfolgte die symbolische Schlüsselübergabe an Schulleiterin Doreen Huster und das Kollegium. Mit dem Beginn des Schuljahres 2022/2023 wurde der Unterricht im grundhaft sanierten Schulkomplex wieder aufgenommen.

Drei Jahre hatten die umfangreichen Sanierungs- und Baumaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro in Anspruch genommen. Unterrichtet wurde bis vor wenigen Wochen im Schulgebäude in der Eiselstraße als Ausweichstandort. Das Warten hat sich gelohnt: In der ersten staatlichen Gemeinschaftsschule der Stadt harmonieren nun Geschichte und Moderne im Wechselspiel. Der viergeschossige, historische Putzbau mit seinem pittoresken Turmaufsatz und der alten Turmuhr sowie das originale Treppengeländer mit schmiedeeisernen Gittern stehen gleich neben dem modernen Neubau, der die Gebäudeflügel miteinander verbindet, hellen digitalen Klassen- und Fachunterrichtsräumen sowie einer neuen und vergrößerten Turnhalle.

Sven-Gunnar Diener, Leiter des Amtes für Hochbau und Liegenschaften, der sich in diesem Zusammenhang bei allen Anwohnern für ihre Geduld und ihr Verständnis bedankte, sagte:

„Wie schon beim Großprojekt Rutheneum war die Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus der Ostschule im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen eines großzügigen und modernen Schulgebäudes und den denkmalpflegerischen Belangen eine der größten Herausforderungen. Aber auch die Nähe zum Wohngebiet und die beengten Straßenverhältnisse stellten uns vor besondere logistische Aufgaben. Ich freue mich, dass wir trotz der Beeinträchtigungen auch mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen der Baukonjunktur und der Pandemielage den Komplex nun seiner Bestimmung übergeben können.“

Pädagogisches Konzept und zeitgemäße Gestaltung

Die neue, alte Ostschule verdeutlicht, wie eine zeitgemäße Architektur von Schulen aussehen kann. Entsprechend der sich wandelnden Bildungskonzepte in den letzten Jahrzehnten verändern sich auch die Lernorte. Der klassische Schulraumtyp mit der auf die Tafel ausgerichteten frontalen Sitzordnung weicht multifunktionalen Umgebungen und spielerischen Raumkonzepten, die zum Lernen und Mitgestalten einladen. Ganz in diesem Sinne ist auch der neue Verbinderbau des sanierten Schulgebäudes gestaltet, der laut Doreen Huster gleich mehrere pädagogische Funktionen erfüllt. Dreh- und Angelpunkt des Gebäudeteils ist ein großer, lichtdurchfluteter und modern ausgestatteter Aufenthaltsbereich. Hier wird die Schule zum Erlebnisort und Kommunikationsraum, in dem klassen- und fachübergreifend gearbeitet werden kann, ein Ort der Begegnung und des Austauschs, der ein lebendiges Schulleben ermöglicht. Außerdem verfügt der neue Gebäudeteil der Schule über einen Fachunterrichtsraum Informatik, ein Forscherkabinett, in dem die Kinder mit allen Sinnen an die Naturwissenschaften herangeführt werden, und eine Dachterrasse, die vor allem für den Kunstunterricht und kreatives Arbeiten zur Verfügung steht. Individuelles Lernen und Arbeiten für die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 ermöglichen zudem mehrere Differenzierungsräume. „Auf diese Weise wird der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler Rechnung getragen“, so die Schulleiterin.

Damit ist die pädagogische Neuausrichtung der Ostschule angesprochen, wodurch die Bildungslandschaft Geras entscheidend erweitert wird: Seit dem Schuljahr 2022/2023 ist die ehemalige Regelschule eine staatliche dreizügige Thüringer Gemeinschaftsschule (TGS) der Klassenstufen 1 bis 10. Das Besondere an der neuen Schulart ist ihre breite Angebots- und Abschlussvielfalt. Ob Hauptschulabschluss, qualifizierender Hauptschulabschluss, Realschulabschluss, schulischer Teil der Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife – die Entscheidung darüber treffen die Schüler erst nach der Klassenstufe 8. Das wirkt sich positiv auf die Lernmotivation und die schulische Entwicklung aus. So wird beispielsweise durch das längere gemeinsame Lernen in festen Gruppen das Zugehörigkeitsgefühl gestärkt. Mit der Fertigstellung des neuen Schulkomplexes sind also nicht zuletzt die bedarfsgerechten Bedingungen für die zukünftig 750 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule geschaffen worden. In diesem Zusammenhang entstand bis Juli 2022 eine neue und größere Sporthalle.

Der Neubau wurde zu einem Großteil aus Mitteln des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ finanziert. Es ist vorgesehen, dass ihre Multifunktionsräume auch der Öffentlichkeit wie etwa umliegenden Vereinen zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Derzeit laufen am fertiggestellten Gebäude noch Reparaturarbeiten, die aufgrund eines Wasserschadens notwendig geworden waren und bis Ende des Jahres andauern werden. Bis dahin bleibt die Halle für den Schul- und Vereinssport geschlossen.

Zusätzlich zur neuen Sporthalle verfügt die Gemeinschaftsschule nun auch über eine neu gestaltete Freianlage mit Spielareal für die Grundschul- und Hortkinder sowie einem Schulgarten. Dabei verleihen zwei besondere Kunstwerke dem Außenbereich der Ostschule einen besonderen Charakter. Neben der Plastik „Sitzendes Mädchen“ von Professor Eberhard Bachmann aus Berlin ziert nun auch das 1995 von Künstler Michael Stapf erschaffene Schlangenmosaik das Areal. Das Mosaik, das ursprünglich für den Biermannplatz gedacht war und einen Durchmesser von 4,8 Meter hat, wird nun endlich als das genutzt, wofür es konzipiert wurde: als Laufspiel. Kinder, aber auch Erwachsene, können dem Verlauf der Schlange folgen und versuchen, einen Weg zum anderen Ende des Tiers zu finden. Symbolisch steht die Schlange für Erneuerung und Verjüngung. Gleiches gilt auch für die Ostschule. Doreen Huster und ihre rund 30 Kolleginnen und Kollegen freuen sich vor allem darauf, die neuen digitalen Medien zu erproben und langfristig in ihre pädagogische Arbeit einfließen zu lassen, um den Unterricht spannender und anschaulicher zu gestalten. Dabei hat die Sanierung und der Neubau der Ostschule für die Schulleiterin noch einen anderen Mehrwert:

„Mit dieser wunderschönen Schule ist für uns als Lehrende, vor allem aber für die Schülerinnen und Schüler das Gefühl der Wertschätzung verbunden. Hier können sich die Kinder wohl und sicher fühlen. Das ist eine gute Grundlage für erfolgreiches Lernen.“

Mit einem großen Ostschulfest am 7. Oktober 2022 wolle man mit den Bewohnern des Ostviertels sowie allen Interessierten diesen Meilenstein der Schulgeschichte feiern. Für die nächsten Jahre hat sich Doreen Huster viel vorgenommen. So soll vor allem Kraft in die Netzwerkarbeit fließen. Gerade die zielgerichtete Kooperation mit Ausbildungsbetrieben spielt hierbei eine große Rolle. Außerdem sucht die Schule nach wie vor Personal für den Primar- und Sekundarbereich, insbesondere für die Fächer Musik, Geographie, Ethik, Mathematik, Englisch und Werken. Dabei sind ausdrücklich auch Quereinsteiger mit viel praktischer Erfahrung willkommen.

Hintergrund

Die Sanierung und künftige Betreibung der Ostschule als Thüringer Gemeinschaftsschule gehen zurück auf den Stadtratsbeschluss vom 23. Januar2017 zum Schulnetzplan für die Schuljahre 2016/2017 bis 2021/2022. Die Ostschule gehört zu den traditionsreichsten Schulen der Stadt mit lebhafter Geschichte. Sie war eine Gemeinschaftsschule in der Weimarer Republik, bis 1991 die POS „Karl Liebknecht“ und mit Neustrukturierung der Thüringer Schullandschaft im Zuge der gesellschaftspolitischen Wende eine staatlich anerkannte Regelschule. In den beiden Weltkriegen diente ihr solider Ziegelbau als Lazarett für Verwundete. 2009 erhielt die Ostschule vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport den Namenszusatz „Europaschule“, womit ihr europaorientiertes interkulturelles Bildungsprofil angesprochen ist, das durch die zielgerichtete Förderung der interkulturellen Kompetenzen in allen Jahrgangsstufen zum Ausdruck kommt – etwa in Form der curricularen Integration europäischer Themen, Fremdsprachenlernen sowie projektorientierte Schulpartnerschaften und Praktika.

Das historische Gebäude der Ostschule prägt das Geraer Stadtbild seit 1906 und steht unter Denkmalschutz. In erheblichen Teilen sind die ursprünglichen Gestaltungsdetails des Baus erhalten geblieben. Dazu gehören unter anderem die alte Turmuhr mit Uhrwerk und das Treppengeländer mit schmiedeeisernen Gittern. Zuletzt wies die Bausubstanz jedoch einen hohen Nutzungs- und Verbrauchsverschleiß, erhebliche bauphysikalische Schäden wie Feuchtigkeit und Schimmel sowie marode Fenster auf, was die umfangreichen Instandsetzungsmaßnahmen zwingend erforderlich machte.

Das Projekt im Überblick

  • Baubeginn im Sommer 2019
  • Investitionskosten insgesamt 21 Millionen Euro

Diese Summe setzt sich zusammen aus den Kosten für die grundhafte Sanierung des alten Schulgebäudes inklusive neuem Verbindungsbau mit 13,9 Millionen Euro, die Erneuerung der Freianlagen mit 2,25 Millionen Euro sowie den Kosten für den Ersatzneubau der Sporthalle mit 5,1 Millionen Euro. Zur Finanzierung des Projektes wurden zum einen Mittel aus der Schulbauförderung des Landes Thüringen genutzt. Sechs Millionen Euro Zuwendung flossen in die Sanierung des bestehenden Schulkomplexes. Außerdem wurde die neue Sporthalle zu 90 % aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ finanziert. Circa 90 Ingenieurbüros und ausführende Baufirmen waren auf der Baustelle involviert.

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