MUSIKINSTRUMENTE AUS GERA — SONDERAUSSTELLUNG IM STADTMUSEUM

Zu sehen sind ein Akkordeon der Harmonikafabrik Buttstädt aus den 1930er Jahren, der Ausstellungssalon der Piano- und Harmoniumfabrik Spaethe, des Anfang 20. Jahrhunderts, und das Detail eines Tafelklaviers der Friederici-Werkstatt, um das Jahr 1850. (Bild I: Stadtverwaltung/Ulrich Fischer; Bild II: Stadtmuseum, Bild III: Stadtmuseum)

Textilproduktion, Maschinenbau und Elektrotechnik haben Gera zur Großstadt gemacht. Weit weniger bekannt ist dagegen, dass auch der Bau von Musikinstrumenten in der Stadt eine lange Tradition hat und zu den wichtigen Industriezweigen zählte. Bezeichnend für den Instrumentenbau in Gera ist, dass die Protagonisten es wiederholt verstanden, kurzfristig und innovativ auf Trends zu reagieren und damit zumindest für jeweils einige Jahrzehnte enorme wirtschaftliche Erfolge und landesweite Aufmerksamkeit zu erzielen. Was ist geblieben? Mit der Ausstellung, die vom 3. Dezember 2022 bis 1. Mai 2023 zu sehen ist, begibt sich das Stadtmuseum auf Spurensuche nach den Hinterlassenschaften einer nahezu vergessenen Industrie. Zu sehen sind rund einhundert Objekte, darunter drei Tafelklaviere aus der Friederici-Werkstatt, Harmoniums der Firma Spaethe und weiterer Geraer Hersteller sowie eine Sammlung von Buttstädt-Akkordeons aus Gera- Untermhaus.

Prägend im Instrumentenbau des 18. und frühen 19. Jahrhunderts war die Familie Friederici, deren Orgeln noch heute in Kirchen Mitteldeutschlands zu finden sind. Überregional bekannt wurde die Familie aber vor allem durch ihre Klaviere. Instrumente von Friederici besaßen unter anderem die Eltern von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang von Goethe. Der Sprung in das Industriezeitalter gelang der Firma nicht. Abgelöst wurde sie durch große Industriebetriebe mit mehreren hundert Beschäftigten wie die Klavierfabrik Wilhelm Spaethe, deren Produkte sich noch heute weltweit finden lassen. Die Firma fertigte seit den 1850er Jahren Drehorgeln und Harmonikas und spezialisierte sich Ende des Jahrhunderts auf die Herstellung von Pianos und Harmoniums. Der Erste Weltkrieg beendete die große Zeit der Klavierfabriken in Gera. Die folgenden Jahrzehnte standen ganz im Zeichen der Handharmonika- und Akkordeonproduktion. Die hierbei wohl bekannteste Geraer Firma, die Harmonikafabrik Hermann Buttstädt in Untermhaus, produzierte bis in die 1960er Jahre Akkordeons. Neben dem Instrumentenbau entwickelte sich eine bemerkenswerte Zuliefererindustrie. Die Geraer Firma Gebrüder Dix beispielsweise galt als weltweit größter Erzeuger von Stimmplatten. Die unscheinbaren Bauteile erzeugen den für Harmonikas typischen Ton. In Langenberg produzierte die 1909 gegründete Klaviaturenfabrik rund 90 Jahre lang Tastaturen für Flügel, Pianos und Harmoniums und deckte damit in der DDR nahezu landesweit den Bedarf an Klaviaturen.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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