DER NIEDERGANG DES BIP — WAS KOMMT DANACH?

Weil das BIP wegen der Transformation in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft künftig nicht mehr im Vordergrund stehen soll, wird ein neuer Index gesucht.

Deutschlands Wirtschaftsleistung ist erneut gesunken, und damit auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zuvor war zwar noch ein leichter Anstieg prognostiziert worden, doch die Zahlen bewegten sich schließlich in die entgegengesetzte Richtung. Wie das Statistische Bundesamt am 25. Mai 2023 mitteilte, bremsen sinkende Konsumausgaben die Wirtschaftsleistung. Private Haushalte gaben weniger Geld für Nahrungsmittel, Getränke, Bekleidung, Schuhe, Einrichtungsgegenstände und PKW aus. Nach Ansicht des Bayerischen Rundfunks sind „die sparsamen Bürger“ der Grund für die Rezession. So teilte es die Anstalt am 25. Mai per Twitter mit. Der zukünftige klimaneutrale Bürger wäre allerdings noch deutlich zurückhaltender beim Konsum, da dieser sein vorgegebenes Budget nicht überschreiten darf.

Weitaus interessanter sind deshalb die langfristigen Aussichten: Das BIP wird von einigen Vordenkern als nicht mehr zeitgemäß empfunden, weil es dem Klimaschutz nicht gerecht wird. Ein weiterer Anstieg wäre ohnehin nicht möglich, wenn „Die Grenzen des Wachstums“ erreicht sind, wie der „Club of Rome“ bereits in den 1970er Jahren schrieb. Die Autorin des Buches „Das Ende des Kapitalismus“, Ulrike Herrmann, meint, dass die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft deutlich kleiner sein wird als unsere heutige. Die Transformation der Wirtschaft erfordert nach Ansicht der treibenden Kräfte auch eine Transformation der Gesellschaft. Bevor sich das neue System in der BIP-Grafik als Abwärtsbewegung bemerkbar macht, wird ein neuer Index gesucht.

Als Vorbild würdigte Bundeskanzler Scholz am 13. März 2023 das bereits heute klimaneutrale Land Bhutan. Dort steht das sogenannte Bruttonationalglück im Vordergrund. Es bringt das Glücksgefühl seiner Bürger zum Ausdruck. Die dortige Regierung konzentriert sich vorrangig auf die Mehrung des Glücks anstelle des finanziellen Wohlstands, und wird an dem entsprechenden Index gemessen. Die Bhutaner gehören zwar zu den ärmsten Menschen der Welt, sind laut Index aber die glücklichsten. Rund 80 % der Menschen arbeiten in der Landwirtschaft.

https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/videos/pressekonferenz-kanzler-ministerpraesident-bhutan-dgs-2170702

Regelmäßig finden in Bhutan sogenannte Glücks-Befragungen statt. Ermittelt werden das psychische Wohlbefinden, die Gesundheit, Zeitnutzung, Bildung, kulturelle Vielfalt und Resilienz, Regierungsführung und politische Partizipation, Lebendigkeit der Gemeinschaft, ökologische Vielfalt und Resilienz, sowie der Lebensstandard. Dass ein solcher Index in Deutschland ansteigen würde, während sich die Wirtschaft in einem folgenreichen Umbauprozess befindet, ist allerdings unwahrscheinlich.

In der engeren Auswahl befindet sich deshalb auch das Brutto-Ökosystemprodukt, englisch GEP für Gross Ecosystem Product, welches 2021 von der Vereinten Nationen genehmigt wurde. Dieses hätte enormes Wachstumspotenzial, weil alle Leistungen der Natur, sogar jene von Wäldern oder Grünland, einen Marktpreis erhalten. Die Nutzung wird dadurch kostenpflichtig, nachdem Äcker, Wälder und Wiesen von großen börsennotierten Unternehmen aufgekauft wurden. Diese verpflichten sich, die Naturgüter zu erhalten und wiederherzustellen, berechnen dafür einen Preis und geben ihren Anteilseignern eine Dividende aus. Einbezogen werden auch die Nahrungsmittelproduktion, der Tourismus, sauberes Wasser, die biologische Vielfalt, die Blütenbestäubung, die Kohlenstoffbindung und vieles mehr. Mit der Schaffung der neuen Anlageklasse „Natural Asset Company“ durch die Rockefeller Foundation und die New Yorker Börse wurden bereits die Voraussetzung dafür geschaffen, aus natürlichen Ressourcen ebenjene Handelsgüter zu machen. Schließlich wird festgelegt, wer die Rechte an der Produktivität dieses Naturguts hat und wie dieses bewirtschaftet und verwaltet werden soll. Der große Aufkauf der Flächen wird voraussichtlich nach dem Verfall der Immobilien- und Grundstückspreise infolge hoher Energie- und Umweltauflagen und daraus resultierender Verkaufsüberangebote beginnen, schätzen Marktbeobachter. Dann wird sich die Bevölkerung in den Städten verdichten, während ihr die Ökosystemleistungen der Natur in Rechnung gestellt werden.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*