ARCHIV


Hier finden Sie ältere Meldungen unseres Dienstes zum Hochwasserschutz im Raum Gera entlang der Weissen Elster.

Samstag, 12. April 2006

HOCHWASSERSCHUTZ

Um die gefährdeten Teile der Stadt vor einem möglichen 100-jährigen Hochwasser zu schützen, müssen in den nächsten Jahren beidseitig der Elster Schutzmauern errichtet werden. Die erste Mauer zwischen Heinrichsbrücke und Friedericistrasse soll schon gegen Ende April fertig sein. Sie hat eine Länge von 575 m und ist bis zu 1,2 m hoch. Zum Pöppelner Steg und zum Sommerbad bekommt sie Durchgänge, welche im Hochwasserfall mit eingesetzten Balken verschlossen werden können.

Die alte Begrenzungsmauer zwischen Sommerbad und Elsterradweg ist bereits verschwunden. Etwa 400 000 Euro hat die Stadt für den Bau eingeplant. Auf der westlichen Elsterseite beginnen die Hochwasserschutzmassnahmen erst nach der Bundesgartenschau und nicht vor 2008. Im Norden der Stadt, etwa Höhe Autobahn, wird eine Fläche geschaffen, auf der sich die gesamten Wassermassen der Elster im Hochwasserfall ausbreiten können (= Retentionsraum). Genaue Pläne gibt es aber noch nicht.

Ein Teil der Mauer ist bereits zu sehen. Dadurch, dass die Stadt die Umkleidekabinen des Sommerbades hat abreissen lassen, kann sogar auf 650 m Länge gebaut werden. Wegen des langen Winters wird die Mauer aber doch nicht bis Ende April fertig sein.

Dienstag, 22. Juni 2010

HOCHWASSERSCHUTZ

Entlang der Westseite der Weissen Elster, und zwar zwischen der Untermhäuser- und der Heinrichsbrücke, sollen Hochwasserschutzbauten errichtet werden. Die Thüringer Landesanstalt für Geologie und Umwelt, zuständig für Planung und Bau an Gewässern I. Ordnung, sieht für den Uferbereich am Hofgut den Bau einer Mauer vor, welche von der Untermhäuser Brücke bis zur Steigung des Faulenzerweges verlaufen soll.

Als ein Problem erweist sich hierbei jedoch die Tatsache, dass die ortsbildprägenden Bäume genau im Bereich des geplanten Mauerverlaufes stehen. Ist es nicht möglich, diesen zu ändern, müssten die am Wegesrand befindliche, 250 Jahre alte Pyramideneiche und acht weitere Bäume beseitigt werden.

Zwar hatte der Umwelt- und Verkehrsausschuss dem Vorhaben bereits zugestimmt; die Fällung war auch für die Zeit ab den 16. Februar 2009 angekündigt worden, doch meldete sich in dieser Angelegenheit vor einigen Tagen auch der Oberbürgermeister zu Wort. Er fordert von der TLUG Alternativlösungen und sagte, dass die Stadtverwaltung keine Fällgenehmigung erteilen werde.

Ähnlich wie in Untermhaus stellt sich die Situation entlang der Tschaikowskistrasse dar. Die dortige Baumreihe befindet sich ebenfalls nahe bzw. auf der Planlinie der künftigen Hochwasserschutzmauer. Allerdings hatte der Umwelt- und Verkehrsausschuss die Beseitigung dieser Bäume gänzlich abgelehnt.

Samstag, 30. Juli 2011

HOCHWASSERSCHUTZ

Seit mehreren Tagen liegen die Pläne des Landes zu den Hochwasserschutzmaßnahmen im sogenannten Bauraum 1, also auf der Westseite der Weißen Elster, zwischen der Untermhäuser Brücke und der Heinrichsbrücke, öffentlich aus und beschäftigen die Geraer. Der SPD-Ortsverein Gera-West und das Grüne Haus Gera e. V. hatten deshalb am Montag zu einem Bürgergespräch in das Untermhäuser Hofgut eingeladen. Den rund 50 Interessierten, die gekommen waren, erläuterten Tilo Wetzel (stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender), Ramon Miller (SPD-Kreisvorsitzender und Dezernent für Bau und Umwelt, Matthias Röder (Vorsitzender des Vereines Grünes Haus Gera), Thomas Kiel (Leiter des Fachdienstes Umwelt), das Bauvorhaben und dessen Notwendigkeit. Im Anschluss wurden Fragen der Gäste beantwortet.

Mit einem Hochwasser wie dem von 1954 ist an der Weißen Elster statistisch betrachtet nur alle 100 Jahre zu rechnen. Das klingt zunächst einmal so, als hätte man bis zum nächsten noch viel Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Doch die 100 Jahre sind nur ein Mittelwert, was bedeutet, dass schon im kommenden Frühjahr flussnahe Teile der Stadt unter Wasser stehen könnten. Wann das nächste große Hochwasser tatsächsich kommt, weiß niemand. Doch dass es kommt, ist gewiss. Die Wetterextreme nehmen zu, die Winter werden Schneereicher. Und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis. Anders als in der Vergangenheit soll es künftig aber nicht mehr den Naturgewalten überlassen sein, welche Flächen überflutet werden und wer seine Habe verlieren wird.
Aus diesem Grunde erarbeitete das Land Thüringen, zuständig für Gewässer erster Ordnung, ein Hochwasserschutzkonzept für die Weiße Elster. In diesem ist dargestellt, welche Gebiete vor Hochwasser geschützt werden sollen, und welche überschwemmt werden dürfen. Der große Rahmenplan zum Hochwasserschutzkonzept im Stadtgebiet war vor sieben Jahren im Rathaus vorgestellt worden. Mittlerweile liegen auch Pläne zu den Hochwasserschutzbauten vor. Im Stadtgebiet wurden für die betreffenden Abschnite der Weißen Elster Bauräume festgelegt.

Der, um den es am Montag im Untermhäuser Hofgut ging, ist der Bauraum 1, der sich auf der Westseite der Weißen Elster zwischen der Heinrichsbrücke und der Untermhäuser Brücke erstreckt. Als Bauher beantragte die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) unlängst das Planfeststellungsverfahren. Im Zuge des Verfahrens gibt es eine öffentliche Auslegung. Außerdem werden Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange, in dieser Rolle befindet sich auch die Stadtverwaltung Gera, eingeholt. An dem Verfahren beteiligt sich auch der Verein Grünes Haus Gera e. V., da es für den Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz e. V. (BUND) die Stellungnahmen in Sachen Naturschutz bearbeitet – u. a. auch in Verbindung mit den Hochwasserschutzmaßnahmen.

Im Vorfeld hatte die TLUG mehrere Varianten des Hochwasserschutzes untersucht, wie z. B. in der Tschaikowskistraße Mauern in verschiedenen Abständen zur Böschungsobergrenze, unter Beachtung, dass der Flussquerschnitt nicht verringert werden darf. Eine Punktbewertung der unterschiedlichen Varianten ergab eine Vorzugsvariante. Sie sieht im Bereich Tschaikowskistraße den Bau einer massiven Mauer an der Böschungsoberkante vor. Am Untermhäuser Hofgut, dort, wo sich das gemauerte Hochufer befindet, soll eine Mauer zwischen 1,0 bis 1,25 Meter hohe Mauer errichtet werden. Doch gerade die Vorzugsvariante wird von der Stadtverwaltung und vielen Bürgern nicht favorisiert, wenngleich die Notwendigkeit eines Hochwasserschutzes unbestritten ist. Denn kommt die Vorzugsvariante zur Ausführung, müssen zahlreiche Bäume gefällt werden.

„Oberstes Schutzgut ist der Mensch, nicht der Baum”, machte aber Tilo Wetzel den Anwesenden deutlich. Wer das Wasser im Jahre 1954 selbst im Keller oder im Hausflur hatte, sieht das genauso, wie in der Gesprächsrunde zu erkennen war. Ein Anwohner wartet sogar schon lange darauf, dass endlich gebaut wird. „Wer das Hochwasser 1954 erlebt hat, wird sich den maximalen Hochwasserschutz wünschen”, sagte ein Bewohner der Schafwiesensiedlung.

Ein Bürger fragte dennoch, warum überhaupt Schutzbauten errichtet werden sollen. Schliesslich könnte man doch auch alles so belassen wie es ist, zumal da inzwischen mehrere Rückhaltebecken angelegt wurden und das Hochwasser von 1981 „von hinten” hereinkam. Ramon Miller sagte darauf, dass es für ein 100-jähriges Hochwasser gesetzlich festgelegte Überschwemmungsgebiete gibt. Ein solches Hochwasser ist ein mit statistischen Berechnungen extrapoliertes Ereignis mit einer bestimmten Wasserhöhe. Hierzu wurde ein Schutzziel aufgestellt und gesetzlich festgeschrieben. Und für ebendieses Schutzziel wird der Hochwasserschutz betrieben. Betreibt man keinen Hochwasserschutz, sind Schadensfällle unvermeidlich, und Personenschäden nicht auszuschließen. Diese belasten dann sowohl die betroffenen Privatpersonen als auch Kommunen und Versicherungen. Es würde auch Einschränkungen geben, was die Bebauung anbetrifft. Zu berücksichtigen ist auch, dass im Vergleich zu 1954 heute wesentlich mehr Flächen versiegelt sind und durch die Abflussmengen größer sind. Ein anderer Bürger gab zu bedenken, dass die Talsperren in Sachsen stets fast voll sind.

Eine Möglichkeit, die Bäume in der Tschaikowskistraße zu erhalten, wäre nach Ansicht Tilo Wetzels die alternative Variante mit mobilen Schutzbauten. Voraussetzung sei aber der Ausbau des derzeitigen Fußweges, sodass die Oberfläche glatt ist. Zur Erhöhung der Stabilität könnten auch zusätzliche Halterungen in den Boden eingebracht werden. Der Hersteller IBS gibt an, dass 100 Meter seines Systems mit vier bis acht Personen in einer Stunden aufgebaut sind. Zwei Argumente sprechen allerdings dagegen, sagte Wetzel: Die Bäume blieben im Abflussquerschnitt erhalten. Zweitens werden Leute benötigt, die die Anlagen bei Bedarf aufstellen. Die Feuerwehr ist im Havariefall ausgelastet und nicht dazu in der Lage. In Frage käme nur der städtische Bauhof. Mobile Systeme müssen von der Stadt übernommen und gewartet werden. Zu bedenken ist auch, dass nur die Schwergewichtsmauer den langfristigen Schutz gewährleitet.
Eine andere Alternative, um die Bäume zu erhalten, wäre eine Mauer am Westrand der Tschaikowskistraße. Doch hierbei würde die Fahrbahnbreite reduziert. Außerdem müssen im Strßenraum eventuell vorhandene Versorgungsleitungen berücksichtigt werden. Zudem wären für die querenden Straßen mobile Schutzbauten notwendig.
Ramon Miller sagte, dass auch die Stadt sich in den entsprechenden Fachausschüssen mit dem Projekt beschäftigt habe, mit dem Ziel, die Aspekte Naturschutz und Stadtbild mit dem Hochwasserschutz zu vereinen.

Gemäß eines Gutachtens ist die Standsicherheit der rund 250 Jahre alten Pyramideneiche an der Untermhäuser Brücke noch bis zu zehn Jahre lang gegeben. In den Unterlagen ist dargestellt, dass der Baum durch die Pflegemaßnahmen der Stadt stark geschädigt ist. Ursprünglich sollten am Faulenzerweg die Pyramideneiche und acht weitere Bäume bereits im Februar 2009 beseitigt werden. Nachdem der Umwelt- und Verkehrsausschuss damals dem Vorhaben zugestimmt hatte, wurde die Fällung für die Zeit ab dem 16. Februar 2009 angekündigt. Doch einige Tage zuvor meldete sich hierzu auch der Oberbürgermeister zu Wort. Er forderte von der TLUG Alternativlösungen und sagte, er werde keine Fällgenehmigung erteilen.

Laut des landschaftspflegerischen Begleitplanes sollen in der Tschaikowskistraße und am Hofgut Ersatzpflanzungen erfolgen. Begleitende Straßenbaumaßnahmen sollen in der Tschaikowskistraße übrigens nicht durchgeführt werden.