Eine Zeit lang schien ein Frieden in greifbarer Nähe, doch nun nehmen die Angriffe und Gegenschläge im Ukraine-Krieg wieder zu. Die angekündigten Verhandlungen um eine Waffenruhe werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Beginn des Weges zum Frieden sein. Die EU rüstet auf, liefert Waffen und ermöglicht es der Ukraine, Russland mit Raketen anzugreifen. Hätte Selenski alle gewünschten Waffensysteme, würde er versuchen, die von Russland annektierten Gebiete zurückzuerobern. Dringt hingegen Russland weiter vor, könnte er sich genötigt fühlen, Moskau zu beschießen. Dann wiederum ist mit einer heftigen Gegenreaktion zu rechnen, die tief in den Westen reicht. Darauf deuten die aggressiven Töne hin, welche von russischen Politikern aus der zweiten und dritte Reihe zu hören sind. Wladimir Putin könnte sie zur Mäßigung ermahnen, lässt sie aber sagen, was sie denken. Russland geht es erkennbar darum, seinen Einflussbereich auszuweiten. Aus westlicher Perspektive sind das bedrohliche Entwicklungen. Genauso könnte Russland in den vergangenen Jahrzehnten auch die Expansion des Westens empfunden haben. Dieser hat ein Wirtschaftssystem geschaffen, das ganz auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Überdies können die USA, EU und Deutschland nicht mehr davon ausgehen, dass ihre Vorstellungen von Politik, Gesellschaft und Zusammenleben in den vermeintlich weniger entwickelten Gebieten heute genauso viel Zuspruch finden wie noch vor dreißig Jahren. Sogar innerhalb des Westens wachsen die Zweifel, was Russland erkannt hat und für sich ausnutzt.
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