UNGLEICHER WETTBEWERB DURCH MERCOSUR-ABKOMMEN

Das Freihandelsabkommen nutzt das Wirtschafts- und Entwicklungsgefälle zwischen den Vertragspartnern nach dem Prinzip komparativer Vorteile. Durch Zollabbau wird dieses Gefälle vergrößert und somit der Warenverkehr angetrieben — in Europa zu Lasten der Landwirtschaft, in Südamerika zum Nachteil der Industrie.

Am 12. Januar 2026 soll in Paraguay das Freihandelsabkommen Mercosur unterzeichnet werden. Zu den Vertragspartnern gehören die Europäischen Union, Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay. Bedeutender Bestandteil des Abkommens ist die Reduzierung und Aufhebung von Zöllen. Dies steigert einerseits den Export von Automobilen sowie Industrieprodukten aus der EU, andererseits den Import von Agrargütern und Rohstoffen aus Südamerika.

Bauern in der EU sehen sich durch die Importe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Die nach Europa gebrachten Erzeugnisse unterliegen ihrer Ansicht nach bei der Herstellung nicht denselben strengen Vorschriften und können trotz Lieferkettengesetz und hinzukommender Transportkosten zu niedrigeren Preisen als die vor Ort hergestellte Ware verkauft werden. Südamerikanische Landwirte dürften unter anderem mit Pestiziden arbeiten, die in der EU verboten sind, wodurch eine ungleiche Wettbewerbssituation entstehe. Die bei der Produktion und dem Transport nach Europa entstehenden Emissionen spielten eine geringere Rolle, während sie in der EU immer stärker angerechnet würden.

Kleine und mittlere Betriebe in der EU, insbesondere auch in Italien, fürchten, durch Billigprodukte vom Markt verdrängt zu werden. In Deutschland, Frankreich, Polen und Ungarn nehmen die Ängste vieler Landwirte wegen des Abkommens ebenfalls zu.

Gewerkschaften und Entwicklungsorganisationen kritisieren, dass die EU überwiegend Industrieprodukte mit hoher Wertschöpfung exportiert, während die Mercosur-Staaten vor allem Agrargüter und Rohstoffe liefern, was bestehende Ungleichgewichte im Handel vertieft. In gleicher Weise, wie in Europa die Landwirte das Nachsehen haben, könnte in den Mercosur-Ländern die Industrie in eine schwierige Situation gebracht werden. Der Auto‑, Maschinenbau-, Metall- und Textilsektor werde durch den Zollabbau für EU-Industriegüter geschwächt, und Deindustrialisierungstendenzen verstärkt, fürchten Gegner des Abkommens in Südamerika. In Argentinien wächst die Angst vor einem Arbeitsplatzabbau in der Pharmaindustrie.

Bei der ursprünglich am 20. Dezember 2025 geplanten Unterzeichnung kam nicht die erforderliche Mehrheit zustande, weil unter anderem Italien und Frankreich der vorliegenden Fassung nicht zustimmten.

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