JIŘÍ BUBENÍČEK IM GESPRÄCH

Mit seiner unverwechselbaren Handschrift bringt der international gefeierte Choreograf Jiří Bubeníček große Geschichten auf die Bühne. In seiner neuesten Arbeit für das Thüringer Staatsballett widmet sich der gebürtige Tscheche nun einem der größten Komponisten der Musikgeschichte: Sergei Rachmaninov. Die Produktion „Rachmaninov – Zwischen den Welten“ taucht ein in die schicksalhaften Stationen seines Lebens.

Im Gespräch mit Susanne Streicher vom Theater Altenburg Gera gibt Jiří Bubeníček Einblicke in seine choreografische Herangehensweise, seine Faszination für Rachmaninov und die Herausforderungen, eine so komplexe Künstlerpersönlichkeit in Bewegung zu übersetzen.

Sie stammen aus einer Familie von Zirkusakrobaten. Wie kamen Sie zum Balletttanz?
Meine Familie hat sich seit Generationen der Akrobatik verschrieben. Und obwohl wir unter einem kommunistischen Regime lebten, hatten wir das seltene Privileg, ins Ausland reisen zu können. Ursprünglich wollte ich in die Fußstapfen meiner Familie treten, doch eines Tages sah eine Lehrerin des Tanzkonservatoriums in Prag meinen Bruder Otto und mich und erkannte unser Potenzial. Am nächsten Tag besuchten wir die Schule und bekamen sofort einen Studienplatz angeboten. Nach sechs Jahren traten wir dem Ballettensemble in Hamburg bei – das war der Beginn meiner Karriere als professioneller Tänzer.

Sie hatten eine international erfolgreiche Karriere als Tänzer. Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für das Choreografieren entdeckt?
Das war 1999 in Hamburg. Ein Freund, ein Sänger, bat mich ein kurzes Solo für sein Konzert zu kreieren. Ich tanzte das Stück selbst, und es wurde sehr gut aufgenommen. Von da an ergaben sich immer mehr Möglichkeiten. Ich begann mit kleinen Choreografien, die allmählich zu längeren Werken wurden. Schließlich gründete ich meine eigene Tournee-Kompanie, mit der wir in Städten wie Tokio auftraten. Seitdem habe ich über 70 Ballette erarbeitet.

Was hat Sie dazu inspiriert, Sergei Rachmaninovs Leben und Musik in einem Ballett zu interpretieren?
Die Leitung des Thüringer Staatsballetts trat mit der Idee an mich heran, ein Ballett zu Rachmaninovs Musik zu choreografieren. Ich war sofort begeistert, denn ich habe seine Kompositionen immer geliebt. Tatsächlich war die erste CD, die ich mir je gekauft habe, seine zweite Klavierkonzert-Aufnahme. Ich verliebte mich in diese Musik, und sie begleitet mich seither. In Gera ein Ballett basierend auf seinem Werk zu präsentieren, ist für mich von großer Bedeutung.

Gab es bestimmte Werke oder Passagen aus Rachmaninovs Musik, die Sie besonders bewegt haben und die in der Choreografie eine zentrale Rolle spielen?
Das Ballett folgt keiner traditionellen Erzählstruktur, sondern zeigt eine Abfolge atmosphärischer Bilder. Deshalb heißt der erste Akt „Erinnerungen“ und der zweite „Konzert“. Der erste Akt beleuchtet prägende Momente in Rachmaninovs Leben, seine Kindheit, die Atmosphäre von Iwanowka, seinem Landgut, wo er viele seiner besten Werke komponierte, aber auch seine Rückschläge wie die vernichtende Kritik an seiner ersten Symphonie, die ihn in eine jahrelange Krise stürzte. Der zweite Akt ist eine Hommage an seine Musik – keine Handlung, nur die schiere Schönheit seiner Melodien. Er spiegelt abstrakt die zwei Welten wider, in denen Rachmaninovs lebte: seine Heimat und das Exil. Zudem thematisiert er den ewigen Kampf zwischen Kopf und Herz.

Welche besonderen Herausforderungen gab es bei der tänzerischen Umsetzung von Rachmaninovs Geschichte?
Als freier Choreograf arbeite ich oft mit neuen Ensembles zusammen. Auch das Thüringer Staatsballett hat sich seit meiner letzten Produktion, „Anita Berber – Göttin der Nacht“ im Jahr 2016, verändert. Es war ein Prozess des gegenseitigen Kennenlernens. Sie sind unglaublich fleißig, offen und engagiert.

Zur Person
Jiří Bubeníček hat in seiner fast 25-jährigen Karriere als einer der weltbesten Balletttänzer für Begeisterungsstürme gesorgt. Schon während seiner Tänzerkarriere begann er mit dem Choreografieren. Insbesondere als choreografischer Geschichtenerzähler hat sich Jiří Bubeníček einen internationalen Namen erarbeitet.

Die Premiere des Ballets „Rachmaninov – Zwischen den Welten“ im Großen Haus war am 11. April 2025. Es folgen weitere Vorstellungen im Großen Haus am 25. April um 19.30 Uhr, am 27. April um 14.30 Uhr, am 10. Mai um 19.30 Uhr, und am 11. Mai um 14.30 Uhr.

Eintrittskarten sind an den Theaterkassen sowie über die Webseite des Theaters erhältlich. Diese sind unter der Rufnummer 0365 8279105 bzw. 03447 585160 sowie über „https://theater-altenburg-gera.de/” erreichbar.

QUELLE: THEATER ALTENBURG GERA GGMBH

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