
Er versprach, Amerika wieder groß zu machen, wollte gute Geschäfte abschließen, das Staatsdefizit minimieren, den Krieg in der Ukraine beenden und ein Präsident des Friedens sein. Mit seinen Strategien aus der Geschäftswelt kommt Donald Trump in der Politik allerdings nicht so gut voran, wie er anfangs glaubte. Das Täuschen, Verwirren und Verunsichern, wie Trump es in seinem Buch „The Art of the Deal” beschreibt, erweist sich als kontraproduktiv für die globale Wirtschaft, von der auch die USA abhängig sind. Auch scheint Trump nicht über alles im Bilde zu sein. Seine Kritiker meinen inzwischen, der Präsident habe sich verzettelt und versuche, Unwissenheit zu überspielen. Auf seine Drohungen reagiert die Welt mittlerweile relativ gelassen. Niemand zuckt mehr zusammen und kriecht dann zu Kreuze. Möglicherweise erkennt Trump auch gerade, dass Putin ihn nur hinhält. Der russische Präsident wartet offenbar, bis China die Insel Taiwan angreift. Für ihn wäre das eine gute Gelegenheit, seinen Einflussbereich in Europa zu erweitern. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse könnte den Westen durchaus überfordern.
Die Kräfte, welche für die globale Machtverschiebung sorgen, entstehen auf einer anderen Ebene als der politischen und sind kaum mehr einzudämmen. Zwei expansive Wirtschaftssysteme geraten aneinander, aber nur eines kann überleben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump seine Wahlversprechen einhalten kann, ist sehr gering. Der Erfolg bei der letzten Präsidentschaftswahl war möglicherweise das Ergebnis eines durchdachten Planes. Donald Trump wandte sich einer schnell wachsenden sozialen Gruppe in seinem Land zu, für die sich bislang niemand interessierte. Es sind die Verlierer der Globalisierung, vornehmlich weiße Amerikaner, die in eine immer schwierigere Lebenssituation geraten. Bislang hatten diese Menschen für die Politik keine Bedeutung. Die ehemaligen Industriearbeiter und ihre Nachkommen haben nicht die nötigen Qualifikationen, um sich in das noch funktionierende Geschäftsmodell der USA, Finanzprodukte und Hochtechnologie, einbringen zu können. Sie gerieten, als die Produktion ins Ausland verlagert wurde, in den schlecht bezahlten Dienstleistungssektor und müssen häufig mehrere Arbeitsangebote gleichzeitig annehmen, um wirtschaftlich überleben zu können. Über viele Jahre bildete sich eine weiße Unterschicht heraus, die politisch nicht repräsentiert und sich selbst überlassen war. Im Gegensatz zu anderen Gruppen gab es für diese auch keine wirksamen Förderprogramme, was bei den betroffenen Menschen den Eindruck erweckte, unliebsamer Rest einer abgeschlossenen Epoche zu sein. Auch die vielen Farmer haben es zunehmend schwerer. Das Erfolgsmodell von Donald Trump war es, diesen Leuten eine Stimme zu geben und deren Sprache zu verwenden.
Die Politik des US-Präsidenten orientiert sich allerdings maßgeblich an dem von konservativen Ideengebern entworfenen Plan „Project 2025”. Dieser wurde unter Federführung der „Heritage Foundation” entwickelt und sieht einen radikalen Umbau des US-Staatsapparats vor. Außerdem beinhaltet er eine Schwächung von Mindestlohn- und Arbeitsschutzregelungen. Das könnte für seine Wähler zum Problem werden. Denn wenn der Wirtschaft die illegalen Einwanderer als Niedriglohnarbeiter genommen werden, müssen andere diesen Part übernehmen. Andernfalls steigen die Produktionskosten in den USA, wobei auch die Zölle beitragen, sodass die Erzeugnisse auf dem Weltmarkt dann nicht wettbewerbsfähig sind. Der Plan, die USA zu einer Exportnation umzubauen, gelänge dann nur, wenn andere Staaten massiv benachteiligt würden. Darauf dürfte früher oder später der östliche Machtblock reagieren, weil er ebenfalls auf Exporte angewiesen ist. Kann er seinen Einflussbereich nicht erweitern, droht auch ihm der Kollaps. Die Straße von Taiwan ist in gewisser Weise die Achillessehne der USA und ihrer Verbündeten. Bei einer Durchtrennung stehen dem Westen wirtschaftlich keine guten Zeiten bevor.
Im Grunde hat Donald Trump mit seiner disruptiven Politik nur etwas Zeit gekauft, ein Strohfeuer entzündet, und den unvermeidlichen Niedergang der USA hinausgezögert. Wenn seine Amtszeit vorbei ist, wird es keine Rückkehr zur „Normalität“ geben. Denn was Clinton, Bush, Obama und Biden taten, hätte nicht weitergeführt werden können. Sie hielten lediglich eine Fassade aufrecht, hinter der die schwerwiegenden Probleme verborgen waren und an den jeweils nächsten weitergegeben wurden.
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