EIN LICHTEXPERIMENT WIRFT FRAGEN AUF

Die Realität, wie wir sie erleben, muss offenbar in einen völlig anderen Kontext gesehen werden — insbesondere in Bezug auf den zeitlichen Aspekt. Darauf deutet das Experiment „Delayed-Choice Quantum Eraser“ hin. Es wirft die fundamentale Frage auf, ob die Natur von Quantenobjekten, das heißt, ob sie sich als Welle oder als Teilchen manifestieren, erst durch die Messung im Nachhinein festgelegt wird, unabhängig davon, wann die Entscheidung zur Messung getroffen wird.

Durch den Messprozess findet bekanntermaßen eine Interaktion statt. Zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich, ob sich das Licht als Welle oder Teilchen zeigt. Bei dem Experiment war die klassische Reihenfolge von Ursache und Wirkung aber nicht mehr feststellbar. Die Photonen zeigen einer Deutung zufolge, dass es keine festgelegte Vergangenheit gibt. Überträgt man dies spekulativ auf die makroskopische Realität, wäre die Vergangenheit nicht statisch, sondern entweder variabel oder vielschichtig. Durch eine soeben getroffene Entscheidung würde sich der Ereignisstrang von der Gegenwart zur Vergangenheit ändern.

Die Art, wie man etwas beobachtet, legt rückwirkend fest, was geschehen ist, meint der Physiker John Archibald Wheeler als Schöpfer des Experiments. Es zeige sich, dass die Art der Messung direkt das beobachtbare Verhalten des Quantenobjekts bestimmt, ganz gleich, wann diese Messentscheidung getroffen wird.

Ob die Deutung korrekt ist oder revidiert werden muss, wird sich vermutlich erst nach weiteren Experimenten zeigen. Fest steht, dass das Bild der Realität immer komplexer wird. Der Versuch, eine sich neu ergebende Frage zu beantworten, bringt viele weitere Fragen hervor.

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