WER DEN UNTERGANG HERBEIREDET UND DIE MEISTEN ANHÄNGER FINDET

Vom drohenden Untergang der Welt oder einer bestimmten Zivilisation sprechen bekanntermaßen immer jene, die nicht wollen, dass alles so weitergeht wie bisher. Es soll etwas grundlegend geändert werden, um das bevorstehende Unheil abzuwenden. Einmal mehr wurde die AFD bezichtigt, sich dieser Methode zu bedienen. Dort ist bisweilen vom „Untergang des Abendlands“ die Rede. Beim Treffen der Jungen Union in Rust bezeichnete CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann die AFD als Weltuntergangspartei. Von vielen Seiten wird ihr vorgeworfen, mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Dabei halten es andere ebenso. Negative Emotionen und Schreckensbilder spielen eine immer größere Rolle. Im allgemeinen Diskurs werden für Horrorszenarien allerdings ganz unterschiedliche Maßstäbe angelegt.

Denn auch Grüne und Umweltaktivisten sprechen vom Weltuntergang. Wenn die Menschen von bestimmten Gewohnheiten nicht schnellstmöglich ablassen, ist die Erde bald unbewohnbar. Im Gegensatz zu der anderen Untergangserzählung findet diese jedoch breite Unterstützung. Kindern, die ihre Welt gerade entdecken, wird gelehrt, dass sie bereits dem Untergang geweiht ist. Ein an sie gerichtetes Buch zeigt nicht nur eine menschenleere, verfallene Stadt, sondern stellt auch das Paradies in Aussicht, um ein bestimmtes Verhalten zu fördern. Es gibt eine Weltregierung, keine Grenzen und kein Militär.

Somit sind es im Grunde zwei Arten von Untergangserzählungen, die derzeit miteinander konkurrieren. Der wesentliche Unterschied ist die Art der Bedrohung und die Vorstellung vom Paradies. Je mehr sich beide Lager für die Verwirklichung ihrer Ideen engagieren, desto weiter scheint sich die friedvolle, heile Welt zu entfernen. Ein Teil der Menschen will eine bestimmte Version der Vergangenheit bewahren, der andere ebendiese Epoche verlassen und die Gesellschaft völlig umkrempeln, damit die eigene Idee von einer besseren Welt wahr wird. Keines dieser ”Paradiese” ist ohne Zwang gegenüber den jeweils anderen durchsetzbar, und beide lassen sich nicht miteinander vereinbaren. Das von allen gleichermaßen gefürchtete Unheil tritt wahrscheinlich sehr viel schneller durch den Kampf gegeneinander ein, als durch alles andere.

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