DER STADTWALD IST NATIONALES KULTURERBE UND BÜRGERWALD

Geraer stellen Fragen zur Zukunft des Stadtwaldes — auch in den Medien. Erst kürzlich kam in den Zeitungen „OTZ“ und in „Neues Gera“ unter anderem Dieter Müller zu Wort. Er bezweifelt in Leserbriefen, ob der Stadtwald weiterhin der Wald der Bürger sei, wenn Bänke und Wegweiser abgebaut, Nebenwege nicht mehr beräumt und kaum noch begehbar seien. Die „wenigen Hauptwege“ seien nicht mehr „unser Stadtwald“, so seine Meinung.

Zu verschiedenen Bürgerfragen meldeten sich jetzt die beiden Hauptverantwortlichen für den Stadtwald. Das ist zum einen die Geraer Stadtverwaltung. Ihr gehören rund 50 % der etwa 1000 Hektar großen Waldfläche westlich der Stadtkulisse. Und das ist zum anderen der Freistaat Thüringen, vertreten durch Thüringenforst. Diesem gehören rund 20 % des Waldes im besonders zentralen Bereich zwischen Kuckucks­diele, Jagdhof, Wanderparkplatz Ernsee, Hammelburg bis Friedhof Untermaus. Der weitere Wald ist privat oder Sondervermögen des Landes.

Ehrenamtlich kümmert sich um den Wald der Geraer Stadtwaldbrücken-Förderverein, der Ökumenische Kirchbauverein, die OTEGAU und Privatpersonen, die alle mit der Stadtverwaltung intensiv in der Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“ für Waldverschönerungen zusammenarbeiten.
Dankbar über Bürgeranfragen und Zeitungsveröffentlichungen äußern sich für alle genannten Waldbeteiligten jetzt Daniel Heinrich, Revierleiter im Thüringer Staatsforst in Gera, Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt der Stadt Gera, Matthias Mittenzwey, Fachdienstleiter Stadtgrün der Stadt Gera, und Heinrich-Dieter Hischer, der Vorsitzende des Brückenfördervereins. Sie sind sich einig: Offenbar gibt es Informationsbedarf. Es werde kontinuierlich und intensiv zu vielen Bausteinen der Aktivitäten in und um den Stadtwald informiert. Aber zur strategischen Waldentwicklung müsse stärker aufgeklärt werden. Wie die Bürger richtig feststellen, verändere sich der Wald.

Lesen Sie nun die Antworten der Stadtverwaltung, des Thüringenforstes und der Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“ zu häufig gestellten Bürgerfragen!

Wo wurden wirklich Bänke und Wegweiser im „Stadtwald“ entfernt?
Auf einem rund 1,5 Kilometer langen Abschnitt des ehemaligen „Naturlehrpfades West“ wurden diese entfernt. Der Pfad ist insgesamt 6,5 Kilometer lang. Lediglich dieser 1,5 Kilometer lange Abschnitt innerhalb des Nationalen Naturerbe-Gebiets (NNE) wurde stillgelegt. Seit 2015 mit Übernahme des sehr zentralen Waldteiles zwischen Osterstein und Ernsee durch Thüringenforst wird dieses NNE-Gebiet weitestgehend der Natur überlassen. Das Entwicklungskonzept sieht vor, hier keine forstliche Bewirtschaftung innerhalb der naturnahen Wälder mehr durchzuführen. Natur Natur sein lassen ist hier das Prinzip. Das heißt, Bäume wachsen, verjüngen sich selbst, dürfen sterben und den Stoffkreislauf wieder schließen. Dabei wird so mancher Pfad einfach zuwachsen oder von Baumholz blockiert. Eine Anzahl größerer Wege hingegen wird zur weiteren Begehbarkeit des Waldes auch künftig aktiv gepflegt und freigehalten durch Thüringenforst.
Dabei gilt: freier Wald für freie Bürger. Der Wald ist und bleibt öffentlich für jedermann – auch im NNE-Gebiet und die Stadtverwaltung will nächstes Jahr den im Naturerbe-Gebiet rund 1,5 Kilometer langen weggefallenen Lehrpfad-Abschnitt ersetzen. Der Pfad verläuft dann nicht mehr quer durch das Naturerbe-Gebiet, sondern drumherum. Den Waldbesuchern soll wieder annähernd die vorher vorhandene Weglänge zur Verfügung stehen.

Wenn Wege zuwachsen, wird es dann insgesamt weniger Wege geben?
Ja, das wird so sein, wenn auch nur in geringem Maß. Denn nur im NNE-Gebiet gibt es in der Bewirtschaftung und Pflege des Waldes Veränderungen. In den anderen Gebieten stehen keine Veränderungen an.
Innerhalb des NNE-Gebietes werden sicher einige Nebenwege und schmale Pfade zuwachsen. Viel genutzte Wege könnten den Trampelpfadeffekt erleben und auch ohne Pflege weiter bestehen. So hielten sich viele Wege aus der Vergangenheit bis heute auch ohne Pflege und innerhalb des Gebietes. Verkehrssicherungsarbeiten innerhalb des Waldes (Kronenschnitte, Baumfällungen) aber unternimmt Thüringenforst nur noch entlang der Schlossallee, des Hainberg(Luther)weges und des Faulenzerweges sowie rund um das Jugendwaldheim in Gera-Ernsee.
Im Gebiet des Kommunalwaldes lassen sich bezüglich der Wege zwei Arten unterscheiden:
I. Forstwirtschaftswege
Der Großteil des Kommunalen Waldes wird forstwirtschaftlich bearbeitet. Hier existieren Fortwirtschaftswege, die von Waldbesuchern genutzt werden. Diese bleiben weitgehend im aktuellen Verlauf und Zustand für die nächsten Jahre. Die Forstwirtschaft arbeitet nach Zehn-Jahres-Plänen.
II. Wanderwege und Lehrpfade
Diese bleiben im bisherigen Netz erhalten. Sie stehen für eine gute Qualität, unterliegen besonderen Auflagen, müssen kontrolliert, beschildert und ausgebessert werden; an ihren Rändern werden Gewächse zurückgeschnitten; es gibt Rastpunkte mit Bänken oder Hütten und besondere Aussichtspunkte; drei Rasthütten im Stadtwald wurden 2018 erneuert.

Wie gut begehbar ist die Schlucht oberhalb der Fuchsklamm?
Am 31. Oktober 2018, dem Reformationsfeiertag, führte die Torwanderung mit mehreren Hundert Teilnehmern durch die Schlucht. Die Beteiligten der Stadtverwaltung und der Grünwerkstatt hatten nicht den Eindruck, dass die Begehbarkeit eingeschränkt war. Der Fuchsklammweg unterliegt keiner besonderen Sorgfalts- und Verkehrssicherungspflicht. Allerdings ist Thüringenforst bestrebt, auch diesen, den Stadtwaldbesuchern lieben Weg, dauerhaft zu pflegen und im Rahmen der Möglichkeiten zu unterhalten.

Wie steht die Waldentwicklung im Einklang mit dem Stadtratsbeschluss zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK GERA 2030, den Stadtwald als Naherholungsgebiet schrittweise, behutsam und ökologisch attraktiver zu entwickeln?
Mit diesem steht sie sehr im Einklang. Die Verantwortlichen wünschten sich mehr Mittel, um behutsam noch mehr für das attraktive Erholungsgebiet zu tun. Das wird schon getan:

I. Den Wald stärker der Natur zu überlassen ist sehr ökologisch und behutsam. Der Wald ist durch seine Schluchten, seine Nähe zur Stadt, seine Naturnähe ein echtes Juwel und sucht seinesgleichen. Im Nationalen Naturerbe stabi­lisieren sich Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Zur Erholung stehen im Stadtwald aktuell und künftig viele Kilometer Wanderwege in hoher Qualität zur Verfügung.
II. Die gesamte Arbeit der Grünwerkstatt „Stadtwald erleben“ folgt dem Beschluss, unter anderem durch das Anlegen des Wander- und Pilgerweges Lutherweg mit Katharinas Spange, durch neue Infotafeln, das Reformations­kreuz, den sanierten Bismarckstein. Zurzeit entstehen Stadtwaldtore. Heinrich-Dieter Hischer, Vorsitzender des Stadtwaldbrücken-Vereins: „Wir bauen Tore, damit Menschen in den Wald hinein gehen und nicht, dass sie auf zugewachsenen Wald stoßen. Auch wir Vereine setzen uns ein: Der Stadtwald muss ein Wald für die Bürger bleiben.“
III. Der Thüringenforst trägt durch ebenfalls behutsame, schrittweise Arbeiten zur Attraktivität des Waldes bei und sichert unter anderem die Schlosshänge und den Faulenzerweg. Er pflegt den Wanderparkplatz Ernsee, er führt zweimal jährlich eine Baumschau entlang aller öffentlichen Wege, Straßen und Bebauungen sowie entlang der Waldränder durch, sorgt hier für die Sicherheit durch Kronenschnitte und Rückschnitte. Es werden Orte mit Gefährdungs­potential für die Waldbesucher saniert. So wurden zum Beispiel das alte Wasserwerk nahe des Jagdhofes und die gefährlich gewordene Schutzhütte am Gladitschturm zurückgebaut. Neue Aufenthaltsbereiche entstanden, unter anderem mit Schülerprojekten des forsteigenen Jugendwaldheims in Ernsee durch neue Bänke am Liebe-Denkmal, an der Weinbergtreppe, an der Schlittenbahn, am zentralen Weg vom Teich in Ernsee zum Fuchsklammweg. Durch waldpädagogische Vorhaben von Thüringenforst wird das Biotop „Schloss­wiese“ nahe des Osterstein-Turms gepflegt, auch dort entstanden neue Sitzgelegenheiten. Die Schutzhütte am Hainbergweg wurde mit Schülereinsätzen freigeschnitten und farblich gestaltet. 2018 wurde die Natur­bühne des Waldtheaters Heldendank oberhalb des Untermhäuser Friedhofes wieder begehbar und für eine erste Aufführung hergerichtet. Nicht zuletzt stehen die Lern- und Projektorte des Jugendwaldheims Ernsee innerhalb des Waldes allen Waldbesuchern zur naturverträglichen Erholung zur Verfügung.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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