DIE FREIMAURERLOGE „HEINRICH ZUR TREUE”

Geras erste Freimauerloge „Archimedes zum ewigen Bunde”, nahm als solche am 26. Oktober 1804 ihre Arbeit auf. Sie unterhielt seinerzeit mehr als 20 karitative Stiftungen und nutzte das Gebäude mit der Hausnummer 3 in der damaligen Schützenstraße, heute Geschwister-Scholl-Straße, welches ab 1950 als „Walter-Erdmann-Haus” bzw. „Haus der Pioniere“ bekannt war. Der letzte Logenmeister war der bekannte Stadtarchivar Ernst Paul Kretschmer. Betreut wurden freimaurerische Vereine in Eisenberg, Schleiz und Weida. Daneben gab es noch die Logen „Zum Licht am Osterstein” und „Heinrich zur Treue”. Bei allen drei handelte es sich um sogenannte Johannislogen. Sie sind hierarchisch in der untersten Ebene angesiedelt.

„Zum Licht am Osterstein”, gegründet im Jahre 1923, nutzte ebenfalls das Gebäude Schützenstraße 3 als Versammlungsort. Zu dieser Zeit waren die Freimauer auch in Gera zunehmenden Angriffen ausgesetzt. Als im Jahre 1935 das Verbot erteilt wurde, befand sich diese Loge noch in der Aufbauphase. Um hier wieder anzuknüpfen, gründeten Freimaurer im Jahre 1992 einen entsprechenden Verein.

Die Geraer Freimaurerloge „Heinrich zur Treue” wurde am 19. Dezember 1874 von ansässigen Mitgliedern der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland gegründet und arbeitet nach der schwedischen Lehrart. Diese unterscheidet drei Ordensabteilungen und eine Ehrenstufe:

Johannisgrade

  • I. Grad (Johannis-Lehrling), II. Grad (Johannis-Geselle), III. Grad (Johannis-Meister)
  • Erkenntniss über die eigene Unvollkommenheit, Selbstfindung, Hilfe als Teil des Zusammenwirkens

Andreasgrade

  • IIII. Grad (Andreas-Lehrling), V. Grad (Andreas-Geselle), VI. Grad (Andreas-Meister)
  • Bearbeitung zwecks möglicher Einfügung in das symbolische Bauwerk

Kapitelgrade

  • VII. Grad (Ritter vom Osten, VIII. Grad (Ritter vom Westen), IX. Grad (Vertrauter Bruder der Johannisloge), X. Grad (Vertrauter Bruder der Andreasloge
  • Beschäftigung mit der eigenen Vergänglichkeit und der Zeit danach

Ehrenstufe

  • Höchsterleuchteter Bruder (trägt rotes Kreuz mit den Zeichen „R+K”)

Die unteren drei Grade, welche auch als Freundschaftsbund und Ort der freien Rede verstanden werden, sind organisatorisch von den Hochgraden getrennt. In letztgenannte gelangt man nur durch Auswahl; Mitglieder, die als geeignet erachtet werden, holt man hinzu. Die Verschwiegenheit spielt in den Hochgraden eine sehr viel stärkere Rolle, ebenso die Verschlossenheit und das Ritual. Angewandt wird eine Art von Wissen, das sehr alt ist, aber dennoch eine immense Bedeutung für die weitere Entwicklung hat. Wer dieses versteht, seine Fertigkeiten ensprechend erweitert, hat enorme Gestaltungsmöglichkeiten — die allerdings nur im Sinne der Lehre angewandt werden dürfen. Eine sehr große Rolle spielen Verbindungen.

Aufgrund der Suche vieler Männer nach weltanschaulichen Werten, hatte die Loge „Heinrich zur Treue” unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg den größten Mitgliederzuwachs. In den 1920er Jahren zählte sie 150 Männer. Als Logengebäude nutzte man das haus des Handwerks am Puschkinplatz, nach der Wiederbelebung einen Versammlungsort im Hotell „Courtyard by Marriott”

Auch die Mitglieder von „Heinrich zur Treue” engagieren sich in besonderem Maße karitativ und arbeiten dabei eng mit den Logen in Thüringen, Sachsen und Franken zusammen.

Im Jahre 1935, der Zeit des Nationalsozialismus, wurden alle drei Geraer Logen geschlossen und auch in der DDR nicht wieder zugelassen. Erst 1997 wurde „Heinrich zur Treue” als einzige wieder reaktiviert. Freimaurer der Remscheider Loge „Zu den Romeriken Bergen” hatten zuvor in Gera Vorträge über die einstige Logenarbeit gehalten; danach wurde ein entsprechender Verein gegründet. Die Logenarbeit findet heute in Zwötzen in der Pfarrstraße 27 statt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*