DEUTSCHLAND VOR SCHWIERIGEN ENERGIEPOLITISCHEN ENTSCHEIDUNGEN

Während Deutschland seine Kernkraftwerke sukzessive abschaltet, ist in anderen Ländern ein Ausbau zu beobachten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit rechnen umliegende Staaten auch damit, dass Deutschland in Mangelphasen nicht umhinkommen wird, Energie einzukaufen. Das dürfte extrem teuer werden und die Preise hierzulande weiter nach oben treiben.

Namhafte Geldgeber hatten bereits vor geraumer Zeit angekündigt, in den Ausbau der Kernenergie und die Anwendung neuer Technologien in diesem Bereich investieren zu wollen. Spätestens hier war absehbar, dass sich das Etikett der Atomkraft ändern wird. Nun will die EU-Kommission Kernenergie und fossiles Gas als nachhaltig einstufen, um zu erwirken, dass weitere Investoren ihr Geld einbringen.

Dieser Zwischenschritt soll es ermöglichen, langfristig ein Geschäft mit „Small Modular Reactors“ zu entwickeln. Gemeint sind damit kleine modulare Reaktoren, die jeweils eine Million Haushalte versorgen und eine Fläche von etwa anderthalb Hektar benötigen. Mit ihnen lassen sich auch finanzielle Hindernisse umgehen, von denen konventionelle Kernreaktoren betroffen sind. In Prognosen wird davon ausgegangen, dass im Jahre 2035 fast ein Zehntel aller neu gebauten Kernkraftwerke von dieser Art sind. Aufgrund der neuen Technologie und geringen Größe sollen schwere Reaktorunfälle ausgeschlossen sein. Allerdings wäre eine Vielzahl dieser Kraftwerke notwendig, wenn damit der heutige Energiebedarf gedeckt werden soll. Künftig könnte sich aber alles quantitativ auf einem sehr viel niedrigerem Niveau abspielen. Dann müsste nur ein Bruchteil des heutigen Bedarfs gedeckt werden. Realisiert wird das Vorhaben über Unternehmen, die bereits Kleinstkraftwerke für Unterseeboote hergestellt haben. Dazu gehört unter anderem die britische Firma Rolls-Royce.

Innerhalb Deutschlands sorgt der Richtungswechsel für reichlich Unmut. Viele Wähler der Partei „Bündnis ’90/Die Grünen“ haben kein Verständnis für den Umschwung, zumal da die Partei im Jahre 1980 aus der Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgegangen war. Auch Umweltverbände äußern sich nicht begeistert.

Die drei Kernkraftwerke Brokdorf in Schleswig-Holstein, Grohnde in Niedersachsen, und Gundremmingen, Block C in Bayern, sind seit dem 31. Dezember 2021 außer Betrieb. Ende 2022 folgen die letzten verbleibenden Atomkraftwerke Isar II, Emsland und Neckarwestheim II. Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien heißt es zwar: „Erdgas ist für eine Übergangszeit unverzichtbar.“ Doch mit der neuen Einordnung der EU-Kommission sind die Grünen auch nicht einverstanden, was diesen Energieträger betrifft. Zwangsläufig wird es früher oder später nicht nur zu massiven Preiserhöhungen kommen, sondern auch zu Kontingentierungen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*