DER FISCHOTTER AUS RUBITZ

Das Objekt des Monats August 2022 im Geraer Museum für Naturkunde ist ein Präparat eines Eurasischen Fischotters (Lutra lutra). Das ausgewachsene männliche Tier wurde im April 2011 in Rubitz tot neben der Ortsdurchfahrt aufgefunden. Das Tier war offensichtlich ein Straßenverkehrsopfer und gleichzeitig einer der ersten Belege für das Wiedervorhandensein des Fischotters im Raum Gera nach einer langen „Unterbrechung“.

Bereits im Laufe des Mittelalters wurde der Fischotter in Europa bejagt. Im 19. und 20. Jahrhundert fand die Otterjagd in immer größerem Maßstab statt. Zusätzlich sorgten verschmutzte Gewässer, die Verbauung und die Trockenlegung von Gewässern, sowie das Abholzen der Ufervegetation für den massiven Rückgang der Bestände in ganz Europa. Regional führten diese Maßnahmen sogar zum vollkommenen Verschwinden der Art. So galt der Fischotter seit 1974 auch in Thüringen als verschollen. 1996 wurde an der Grenze zu Bayern erstmalig wieder ein Fischotter in Thüringen entdeckt.

Eurasische Fischotter sind Säugetiere und gehören zur Familie der Marder. Sie sind ausgesprochen gute Schwimmer unter den Landraubtieren. Sie erreichen eine Masse bis zu zwölf Kilogramm und eine Körperlänge bis zu 1,3 Metern. Ihr im Querschnitt rundlicher und muskulöser Schwanz dient als Steuer im Wasser. Ihr Körper ist langgestreckt und verfügt nur über kurze Beine, zwischen deren Zehen Schwimmhäute sind. Die Tasthaare an der Schnauze sind wichtige Sinnesorgane im trüben Wasser. Zusätzlich bilden etwa 80 bis 100 Millionen Haare den extrem dichten und sehr gut isolierenden, wasserdichten Pelz eines Fischotters. Die Tiere besiedeln stehende und fließende Gewässer. Allerdings bevorzugen sie flache Flüsse und Bäche mit dichtem Uferbewuchs, unterspülten Ufern, Flachwasserzonen und Sandbänken. Im Februar und März findet die Paarung statt. Ein Wurf besteht aus ein bis vier Jungtieren, die blind und hilflos als Nesthocker geboren werden. Etwa 14 Monate bleiben die Jungtiere bei der Mutter.

Fischotter sind Nahrungsopportunisten und reine Fleischfresser. Sie verzehren sehr unterschiedliche Beutetiere, vor allem verschiedene kleinere Fischarten, die sie aufgrund ihrer hohen Wendigkeit leicht erbeuten können. Fischotter fressen aber auch Vögel, wie Blässrallen, Enten und Möwen. Schermäuse, Bisame, Kaninchen, Krebse, Frösche, Schnecken und Insekten gehören ebenfalls zum natürlichen Speiseplan. Fischotter sind tag- und nachtaktiv. Sie nutzen das Ufer um zu ruhen. Außerdem sind sie sehr anspruchsvoll, so dass nur naturnahe und fischreiche Gewässer in Frage kommen!

Seit 2020 werden Fischotter per „Kamera-Falle“ an der Weißen Elster bzw. an deren Zuflüssen im Raum Gera beobachtet und ihre Entwicklung verfolgt. Die Tiere konnten sich bereits erfolgreich vermehren. Mit weniger Aufwand wird die Anwesenheit des Fischotters auch anhand von Uferbegehungen und dem Aufsuchen typischer und unverwechselbarer Spuren wie Fährten und Losungen wie Kot überwacht und dokumentiert.

Der Fischotter aus Rubitz kann während der Geraer Museumsnacht am 26. August 2022 in der neuen Sonderausstellung „Gezähmte Eilende — Die Weiße Elster und ihr Tal zwischen Greiz und Bad Köstritz“ im Museum für Naturkunde betrachtet werden. Außerdem bietet die Ausstellung seltene Filmaufnahmen des Fischotters aus dem Tal der Weißen Elster im Raum Gera. Die Ausstellung kann außerdem nach Behebung des Havarieschadens und der dementsprechenden generellen Wiedereröffnung des Museums für Naturkunde über einen großzügigen Zeitraum besichtigt werden.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*