Das Wort „Deutschland” löst mittlerweile bei vielen jüngeren Menschen nur noch negative Assoziationen aus. Besonders häufig ist das in der urbanen Mittelschicht zu beobachten. Emotional ist man mit seiner Wohngegend verbunden, seiner Stadt, und definiert sich zugleich als Europäer. Dazwischen gibt es nichts mehr. „Deutschland” klingt in den Ohren dieser Leute eher antiquiert und wird empfunden als rudimentärerer Rest einer finsteren Vergangenheit. Man verbindet damit nur noch so etwas wie den Nationalsozialismus und die DDR.
Davon erzählte auch die im Jahr 2000 in Berlin geborene Schauspielerin Lena Urzendowsky. Sie war am Sonntagmorgen im Deutschlandfunk zu hören. Bei „Deutschland” denkt sie zuerst an Berlin und Europa. Der Name selbst erinnert sie aber mehr an den Geschichtsunterricht und daran, was sie über den Nationalsozialismus und die DDR gelernt hat.
Urzendowsky sieht sich als Privilegierte, die in ihrer Blase hängt und nebenbei für wenig Geld studiert, weil das der Staat zahlt. Sie hält politische Bildung für notwendig, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und spricht sich für eine neue Form der Demokratie mit Bürgerräten aus. Zugleich ist sie unfassbar froh darüber, mit einem deutschen Pass geboren zu sein. Am Ende des Beitrages ist ein Lied zu hören: „Ich melde mich ab. Ich will einen Pass, wo Erdenbewohner drin steht — einfach nur Erdenbewohner”.
Diese Ansicht ist in den Jahrgängen ab 2000 mittlerweile weit verbreitet. Aber worauf ist das zurückzuführen? Vermutlich sind die Schulen, Medien und Künstler wichtige Einflussfaktoren, die dafür sorgen, dass sich in den Köpfen ein entsprechendes Bild formt. „Deutschland” ist für sie allenfalls noch eine Verwaltungseinheit innerhalb der Europäischen Union, ohne eigene Kultur, weshalb sie zu dem Schluss gelangen, diese „Leere“ müsste durch andere Kulturen mit Leben gefüllt werden.
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