WIRD DAS REISEN BALD EINGESCHRÄNKT?

Immer häufiger wird von überlasteten Urlaubsregionen und deren Vorgehen gegen den Massentourismus berichtet. Dabei werden auch sogenannte Tourismusforscher herangezogen. Sie sollen Konzepte entwickeln, die den Besucherstrom reduzieren. Die meisten sehen das Problem in den für die Allgemeinheit erschwinglichen Preisen. Früher hatte nämlich nur die Oberschicht das nötige Geld und die Zeit für eine Reise. Der Durchschnittsbürger musste sechs Tage in der Woche zehn bis zwölf Stunden lang arbeiten, bekam nur soviel Geld, dass ein klägliches Auskommen möglich war, hatte bis vor etwa einhundert Jahren keinen Urlaub, und betete ab dem 45. Lebensjahr, dass ihn der Herr doch bald erlösen möge.

Mit zunehmender Industrialisierung änderte sich das allmählich, denn auch die breite Masse erreichte einen gewissen Wohlstand und es entstand die „Freizeit”. Für immer mehr Menschen wurde das Reisen erschwinglich. Zugleich vergrößerte sich der Urlaubsradius, sodass heute auch der Besuch anderer Kontinente keine Ausnahme mehr ist.

Nun aber gibt es Überlegungen, das ganze wieder einzudämmen, weil die Zahl der Touristen immer weiter zunimmt. In einigen Orten wurden Ferienwohnungen abgeschafft, in anderen werden Eintrittsgelder verlangt. Der Tourismusforscher Professor Christian Laesser nannte gegenüber der Zeitung „Express” eine Kombination aus mehreren Maßnahmen als zielführend und sprach von einem Problem der Raumnutzung. Die Behörden vor Ort müssten die regulatorischen Rahmenbedingungen ändern, meint Laesser und schlägt sogenannte Hotellzonen vor. Die letzte und wirksamste Lösung sei es, die Nutzung des öffentlichen Raumes zu kontingentieren und zu bepreisen. Der Zugang wäre dann beschränkt und der Preis so hoch, dass nur eine gewisse Anzahl an Menschen Zugang hat. Außerdem kann sich der Forscher Vorabreservierungen für touristische Schwerpunkte vorstellen.

https://www.express.de/ratgeber/reise/tourismus-krise-immer-dramatischer-letzte-ultimative-loesung-3-856373

Die Frage ist nun, wie weit die Eindämmungsbestrebungen gehen werden. Einen Ausblick auf den Urlaub der Zukunft gab vor längerer Zeit der Deutschlandfunk. Dort war der letztendlich CO₂-Ausstoß der einschränkende Faktor. Auf einer App kann der Verbraucher sehen, was er noch alles unternehmen und konsumieren darf, bis das ihm gewährte CO₂-Kontingent verbraucht ist. Der Tourismusforscher Stefan Gössling hält einen CO₂-Preis von 250 Euro für notwendig, um das Urlaubsverhalten der Menschen zu ändern.

https://www.deutschlandfunk.de/reisen-in-zeiten-der-wetterextreme-stefan-goessling-tourismusforscher-dlf-849ba518-100.html

Weite Reisen könnten sich die meisten Menschen dann sicherlich nicht mehr leisten, sondern nur noch einen Urlaub in der Umgebung ihres Wohnortes. Da mit zunehmenden Aktivitäten mehr CO₂ freigesetzt wird, kann mit einer Bepreisung oder Kontingentierung im Grunde der gesamte Lebenswandel auf ein bestimmtes Maß getrimmt werden. Vereinzelt gibt es sogar schon Plakate, die den Menschen nahe legen, zu Hause zu bleiben — möglicherweise als subtile Anbahnung der dazugehörigen, gewünschten Lebenseinstellung.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*