SCHÜTZENSWERTE NATUR ENTLANG DER WEISSEN ELSTER

Zu sehen ist der Mühlgraben im letzten Abschnitt während des Hochwassers am 31. Mai 2013.

In Deutschland nimmt der Flächenverbrauch zu Lasten der Natur weiter zu. Obwohl es mancherorts genügend Alternativmöglichkeiten gibt, werden Gebiete bebaut oder für das menschliche Ordnungsempfinden hergerichtet, in denen sich die Natur über einen längeren Zeitraum relativ ungestört entwickeln konnte. Die immer kleiner werdende Tierwelt verliert dadurch ihre letzten Rückzugsorte. Viele der betroffenen Bereiche werden nicht als schutzwürdig angesehen, weil zum Beispiel bestimmte seltene Arten fehlen. Doch häufiger vorkommende Pflanzen und Tiere sind ebenso bedeutsam für das Ökosystem und sorgen für die nötige Stabilität. Es ist ein System aus vielen ineinandergreifenden Kreisläufen, die selbstregulierend die für alle nötigen Lebensbedingungen schaffen.

Die Wichtigkeit intakter Kreisläufe wird jedoch kaum wahrgenommen. Der Zerstörungsprozess setzt sich fort, wo der Mensch Gebiete für sich beansprucht, sie nach seinen Erfordernissen umgestaltet und alle anderen Arten verdrängt. Im Laufe der Zeit ist so ein Missverhältnis zustande gekommen.

Zwar haben sich die Waldflächen in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt leicht vergrößert, doch gleichzeitig wurden viele wertvolle Naturflächen in Siedlungs-, Verkehrs- und Landwirtschaftsflächen umgewandelt. Betroffen sind nicht nur Wiesen und solche Orte, die sich die Natur zurückholen konnte, sondern auch Retentionsräume von Bächen und Flüssen. Die vorhandenen Gewässer werden im Zuge der Bebauung stark eingeengt, was bei gleichzeitiger Flächenversiegelung Hochwasserschäden provoziert. Viele der noch verbliebenen undurchdringlichen Gehölzflächen im Umfeld von Gewässern, die für Ausgleich sorgen, könnten ohne Schutzstatus verschwinden.

Diese Gefahr sieht auch der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder, weshalb er seine Aktivitäten zum Erhalt der wassernahmen Naturräume ausweiten und die länderübergreifende Regionalgruppe Gera-Zeitz vergrößern will. Im Fokus steht der 30 Kilometer lange Abschnitt der Weißen Elster zwischen Gera und Zeitz, wobei auch die Nebengewässer sowie die vorhandenen und verlorengegangenen Retentionsflächen betrachtet werden.

https://www.web-conzept-mn.de/wp-content/uploads/2025/05/PresseerklaerungSchutzWeisseElsterGeraZeitz11.05.2025.pdf

Bei einer Exkursion sahen sich die Mitglieder deshalb nicht nur das Gebiet entlang der Weißen Elster an, sondern auch die Situation am Mühlgraben, Gessenbach, Bieblacher Bach, Cubaer Bach sowie die Mündungsgebiete von Brahme, Erlbach und Stübnitzbach. Der Verein engagiert sich für den Schutz der Auen an der Weißen Elster und die Rückgabe von Flächen. Zudem spricht er sich für die Entsiegelung von Böden und mehr Grünflächen in der Stadt aus.

Für Gera gibt es einen konkreten Vorschlag. Zwischen Kultur- und Kongresszentrum, Breitscheidstraße und De-Smit-Straße könnte ein „Zentralpark Gera“ mit Wiesen, Gehölz- und Aufenthaltsbereiche entstehen. Dies würde zu einer optischen Aufwertung des Stadtbildes beitragen und die Strukturvielfalt erhöhen. Eine große Bedeutung wird auch dem Mühlgraben beigemessen. Denn er spielt eine sehr wichtige hydrologische, ökologische und stadtgestalterische Rolle, wie die Mitglieder vor Ort festgestellt haben. Die am 22. August 2014 als „Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Engineering im Studiengang Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Erfurt — Studie zur nachhaltigen Führung und gestalterischen Ausprägung des Mühlgrabens Gera im Kontext des städtebaulichen Umfelds“ kann sich der Verein als Diskussionsgrundlage vorstellen. Darin geht es um die Entwicklungsgeschichte, den früheren Verlauf, die Gestaltungsvarianten und Eigentumsverhältnisse.

Der Verein will zudem einen Vorschlag für einen Naturerkenntnispfad in und an der Aue der Weißen Elster im Norden der Stadt Gera erarbeiten. Dabei ist vorgesehen, die ökologische sowie landschafts- und stadtgestalterische Bedeutung des Gebietes herauszustellen sowie die Möglichkeit der Anknüpfung an bestehende Naturlehrpfade zu prüfen. Gelingt es, mit der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit ein größeres Bewusstsein für diese besonderen Naturflächen zu schaffen, könnte dem Flächenverbrauch durchaus Einhalt geboten werden, was in einem sich selbst regulierenden Gesamtsystem von großer Bedeutung ist.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*