
In „RTL direkt” waren vor der Erstausstrahlung hohe Erwartungen gesetzt worden. Mit namhaften Moderatoren sollte des Magazin so weit aufgebaut werden, dass es mit den ARD-Tagesthemen konkurrieren kann. Doch die Einschaltquoten waren gleich zu Beginn enttäuschend und besserten sich auch mit den weiteren Ausgaben nicht, sodass die Sendezeit schließlich reduziert werden musste. Die Quoten der vergangenen Wochen zeigen einen sich verfestigenden Abwärtstrend.
Der Misserfolg ist vermutlich der falschen Annahme geschuldet, dass die Moderatoren eine besondere Magnetwirkung haben und RTL mit einem ähnlichen Produkt ebenso hohe Einschaltquoten wie das ARD-Fernsehen mit seinen Tagesthemen erzielen kann. Doch Jan Hofer und Pinar Atalay hatten bzw. haben im RTL-Fernsehen nicht dieselbe Wirkung wie bei der ARD. Aus Sicht der werberelevanten jüngeren Zielgruppe sind sie die letzten Vertreter einer bald endenden Fernsehära. Durch die modernere grafische Gestaltung von „RTL direkt”, im Vergleich zu den Tagesthemen, wird dieser Effekt sogar noch verstärkt, sodass die übernommenen Moderatoren wie Dinosaurier in einer fremden Welt wirken.
Die Präsentation der Themen spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. „RTL direkt” erweckt den Eindruck, als wolle es einer verirrten Generation 60 plus gefallen, was ein Bruch mit den vorhergehenden und nachfolgenden Sendungen darstellt. Auf die Wunschzielgruppe von RTL wirkt das Journal langweilig, wie ein missglückter Kopierversuch, was schließlich zum Umschalten animiert. Dem wachsenden Teil von Zuschauern, die nach regierungs- und gesellschaftskritischen Formaten suchen, hat RTL ebenfalls nichts zu bieten. Die Möglichkeit, sich auf diese Weise interessant für die jüngere Generation zu machen, lässt der Sender ungenutzt und übernimmt weitgehend den Tenor der öffentlich-rechtlichen Anstalten, sodass sämtliche Beiträge wirken, als seien sie inhaltlich derselben zentralen Quelle entnommen, der sich auch ARD und ZDF bedienen.
Am 23. Juli 2025 soll „RTL direkt” zum letzten Mal ausgestrahlt werden. Die erste Sendung gab es am 16. August 2021. Auch die Einschaltquoten des gesamten Programmes von RTL Television haben tendenziell einen rückläufigen Trend. Die jüngeren Zuschauer wandern vermehrt zu Streamingdiensten ab. Dennoch ist man nicht bereit, im linearen Fernsehen etwas grundlegend neues auszuprobieren. Dort hat die Experimentierfreude deutlich nachgelassen; die Programme altern mit den Zuschauern.
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