
Vor einigen Jahren wollte die CDU noch eine Partei der Mitte sein, nun scheint sie leicht nach rechts geneigt. Die abgewanderten Wähler, die die Partei zurückgewinnen möchte, geben quasi die Blickrichtung vor. Ihren Spitzenplatz auf Bundesebene wird die CDU als Teil der Union dennoch nicht mehr lange halten können. Denn die heutige gesättigte und in sich ruhende gesellschaftliche Mitte, die das Parteienbündnis gern vertreten möchte, erodiert gerade. Sie war das Ergebnis eines durch Industrialisierung geschaffenen Wohlstands, der mit der wirtschaftlichen Transformation langsam dahinschwindet.
KI und Klimaneutralität, auch für Merz zukunftsweisend, erzwingen einen grundlegenden Wandel, der die prekären sozialen Schichten stark vergrößern wird, falls es nicht zu massiven Vermögensumverteilungen kommt. Für die alte Wählerschaft wäre letzteres undenkbar. Wenn die Union einen konservativen Kurs signalisiert, aber dennoch an der Transformation festhält, steht sie im Grunde kurz vor dieser für sie bedeutsamen Wegscheide. Mit der SPD an der Seite wird die Entscheidung nicht einfacher.
Den Weg der Mitte gibt es in diesem Moment ohnehin nicht mehr, weil die meisten Wähler entweder auf der einen Seite oder der anderen stehen. Eine Arbeitswelt, in der man die Wahl hat zwischen Niedriglohnangeboten und Tätigkeiten, in denen einer das leisten muss, was früher drei bewältigt haben, führen entweder in die Armut oder zur Zermürbung. Beides lässt die Vergangenheit besser erscheinen als die Zukunft, womit eigentlich schon klar ist, wer auf dem Wahlzettel die meisten Stimmen erhält.
Mit der Bemerkung zum Stadtbild hat Friedrich Merz seiner Partei jedenfalls nicht geholfen, denn dieses Problem haben andere schon lange vor ihm angesprochen. Der Zeitpunkt deutet darauf hin, dass es eine Verzweiflungstat war. Rückt er wieder etwas nach links, verschwinden weitere Wähler, geht er noch weiter nach rechts, riskiert er seinen eigenen Posten. In beiden Fällen freut sich die AFD, zumal da Zickzackkurse sowieso immer als Täuschungsmanöver angesehen werden.
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