Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt besuchte am 24. Oktober 2025 die Gießerei in Silbitz und freute sich über die dort hergestellten Terrorsperren. Ohne schwergewichtige Barrieren sind größere oder länger dauernde Veranstaltungen in den Städten kaum mehr vorstellbar, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann. In den jüngsten Diskussionen um die Aussage von Bundeskanzler Merz spielt diese Veränderung aber kaum eine Rolle. Zusammen mit hochgerüsteten Polizisten, die ebenfalls zum neuen Stadtbild gehören, belegen die Sperren geradezu, dass das verlorengegangene Sicherheitsgefühl etwas mit realen Gefahren zu tun hat, und nicht auf unbegründete Ängste beruht.
Vielleicht besucht der Ministerpräsident demnächst sogar einen Hersteller von Überwachungskameras — ebenfalls in heller Freude darüber, dass sie einen Beitrag zur Steigerung der Sicherheit leisten. Den meisten Menschen auf der Straße bereitet die neue Sicherheitsarchitektur aber ein mulmiges Gefühl. Das Risiko, im öffentlichen Raum angegriffen zu werden, kann bei einem so hohen Aufwand nicht kleiner geworden sein kann. Auch die Behauptung einiger Politiker, junge Männer im Allgemeinen seien das Problem, überzeugt nicht. Denn in den 1950er bis 1970er Jahren, als deren Anteil in Deutschland noch höher war im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, und die Lebensbedingungen oft schlechter, kam niemand auf den Gedanken, Messerverbotszonen einzurichten oder derartige Barrieren aufzustellen.
Die Veränderungen im Land folgen im Grunde einem einfachen Mechanismus: Wer die Zugänge zu einem Raum, der sicherer ist als viele andere in der Umgebung, nicht kontrolliert, muss die Kontrollen am Ende nach innen verlagern, um die ursprüngliche Sicherheit wieder herzustellen. Ebendieser Verlagerung dürften sich manche Leute durchaus bewusst sein. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm, spricht sich ganz offen für den Einsatz von Überwachungskameras mit Gesichtserkennung aus. Ob die Stadtbild-Diskussion nur dazu dient, die Menschen für chinesische Methoden zu öffnen, ist noch unklar.

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