GERA UND DIE GLEICHSTROMTRASSE

Wenn spätestens im Jahre 2022 alle deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet sind, können die südlichen Länder ihren Energiebedarf auch bei weiterem regionalen Ausbau der erneuerbaren Energien nicht mehr decken. Die Folge ist, dass größere Energiemengen importiert werden müssen.

Um die im Norden durch Windkraft erzeugte Elektrizität gebündelt und effizient über weite Strecken in Gebiete mit hohem Verbrauch leiten zu können, soll ein neues Übertragungsverfahren angewandt werden. Anstelle des bislang üblichen Dreiphasenwechselstromes (Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung) kommt dabei Gleichstrom (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) zur Anwendung. Hierfür sind neue Stromtrassen geplant.

Eine dieser Trassen für Gleichstrom ist der sogenannte Südostlink. Er soll von Wolmirstedt, Landkreis Börde, nach Bayern führen und dort im Umspannwerk Isar enden. Bevorzugt wird das Erdkabel. Die Inbetriebnahme ist voraussichtlich im Jahre 2025. Der Weg der 580 Kilometer langen Leitung ist allerdings noch nicht konkret festgelegt. Bislang wurden lediglich Flächen benannt, sogenannte Korridore, die für eine Verlegung des Erdkabels in Betracht kommen. Ein solcher Korridor führt durch das westliche Stadtgebiet von Gera und schließt auch Waldflächen ein. Zuvor, als noch Freilleitungen für den Gleichstrom favorisiert worden waren, verlief der Korridor entlang der Autobahn 9. Wegen der späteren Bevorzugung des Erdkabels musste der Verlauf geändert werden.

Obgleich viele Menschen die Nutzung der Windkraft befürworten, gibt es bei der baulichen Umsetzung Widerstand. Vor der Antragskonferenz der Bundesnetzagentur zur Gleichstromleitung Süd-Ost, die am 13. Juni 2017 im Geraer Kultur- und Kongresszentrum stattfand, bekundete auch Oberbürgermeister Frau Dr. Hahn nochmals ihre Ablehnung zum geplanten Verlauf durch das westliche Stadtgebiet. Bereits im März hatte die Oberbürgermeisterin unmissverständlich die Trassenpläne abgelehnt und dabei auch auf einen entsprechenden Stadtratsbeschluss verwiesen. In einer Pressemitteilung heißt es:

Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Stromtrasse unmittelbar durch die größte und am dichtesten besiedelte Stadt führen soll. In vielen Bereichen würde sich das Erdkabel zu nah an der Wohnbebauung befinden. Betroffen wäre auch das Waldklinikum. Einige Siedlungsbereiche, so z.B. Gorlitzsch, Schafpreskeln, Ernsee, Scheubengrobsdorf, Dürrenebersdorf und Weißig, würden vollständig oder zu einem großen Teil innerhalb des Trassenkorridorsegmentes liegen. „Diese Belastung für die Bürger ist nicht akzeptierbar“, sorgt sich Oberbürgermeisterin Dr. Hahn um das Wohl der Einwohner.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, auf die die Stadtverwaltung aufmerksam macht: Den Stadtwald, das wichtigste Naherholungsgebiet der Stadt, würde von einer mehr oder minder sichtbaren 20 bis 30 Meter breiten Schneise durchschnitten werden. Da nur in wenigen Teilabschnitten vorhandene Trassen genutzt werden können, wäre neuer Holzeinschlag erforderlich. Steilhänge, geologische Risiken, die in senkungsgefährdeten Gebieten bestehen, die bergbauliche Situation, der Schutzzweck für das Landschaftsschutzgebiet Stadtwald sowie archäologische Belange u.a. im Bereich von Schloss Osterstein sprechen ebenfalls gegen die vorgesehene Trasse.

WEITERLEITUNGEN

Die Planung, Realisierung und später der Betrieb der Gleichstromleitung Südostlink obligt im nördlichen Teil dem Unternehmen 50 Hertz Transmission GmbH und ab der bayerischen Grenze dem Unternehmen Tennet TSO GmbH.

Informationen zum Projekt finden Sie auf den Seiten dieser Unternehmen.

https://www.tennet.eu/de/unser-netz/onshore-projekte-deutschland/suedostlink/

http://www.50hertz.com/de/Netzausbau/Leitungen-an-Land/SuedOstLink

Die Argumente der Gegner lesen Sie u. a. auf der Seite der Initiative „Bürger gegen Strommonstertrasse“.

http://www.buerger-gegen-strommonstertrasse.de/haeufigste-fragen.html

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