VILLA JAHR UND GARTEN WERDEN VERKAUFT

Die Stadt Gera hat für das Grundstück Tschaikowskistraße 39 nach langer Suche einen Käufer gefunden. Voraussichtlich im IV. Quartal 2018 werden die Villa Jahr und der dazugehörige Garten in den Besitz des noch nicht öffentlich bekannten Käufers übergehen. Der Stadtrat hatte diesen Verkauf in der Sitzung am 14. Juni 2018 gebilligt. Die Stadt spricht sich für eine öffentliche Nutzung aus; Bedingung ist diese allerdings nicht.

Das denkmalgeschützte Gebäude wurde in den Jahren 1905 bis 1907 errichtet. Bauherr war der Maschinenfabrikant Moritz Rudolph Jahr. Die ursprüngliche Adresse lautete Uferstraße 31, ab dem Jahre 1919 Karl-Wetzel-Straße 39 und ab dem 4. August 1950 Tschaikowskistraße 39. Im Jahre 1907 zog die Familie Jahr in die Villa ein. das Grundstück war damals viel größer und reichte vom Faulenzerweg bis an die Weiße Elster.

1920 wurde geringfügige bauliche Änderungen am Gebäude vorgenommen. 1945 wurde das Anwesen besetzt; der Geraer Stadtkommandant nutzte es als Wohnung. Im Jahre 1949 ging das Anwesen in den Besitz der Stadt Gera über. Ab 1960 befand sich im Gebäude das Kinderheim Käthe Kollwitz. Es folgten bauliche Veränderungen. Im Jahre 1977 wurden die Küche und Wohnräume rekonstruiert. Ab 1990 war die Villa Jahr das Internat des Rutheneums.

Haus und Parkanlage wurden später teilweise saniert und während der Bundesgartenschau als Ausstellungsorte für das Thema „Grabgestaltung und Denkmal“ genutzt. Seit Ende der 171-tägigen Veranstaltung steht das Gebäude leer. Die Stadt war zunächst bemüht, es als Jugendherberge, Medienhaus, Hospiz oder medizinische Einrichtung wiederzubeleben, doch Interessenten werteten die Bedingungen und Gegebenheiten als zu nachteilig.
Der Denkmalschutz und die damalige Bedingung, dass die Nutzung im öffentlichen Interesse liegen und der Park zugänglich bleiben muss, waren die am häufigsten genannten Nachteile. Ohne öffentliche Nutzung hätten die für die Sanierung bezogenen Fördergelder zurückgezahlt werden müssen. 660’000 Euro hatten die Arbeiten an Dach und Fassade gekostet, 260’000 Euro die Gestaltung des Gartens.
Später prüfte die Stadtverwaltung die Eignung als Jugendhotel, fand aber auch hierfür keinen Betreiber.
Im Jahre 2016 bemühte die Stadtverwaltung einen Makler, ließ das Anwesen zum Verkauf ausschreiben und nannte als Mindestgebot den Verkehrswert in Höhe von 436’403 Euro. Es meldeten sich daraufhin Interessenten, die allerdings wieder Abstand nahmen.

2 Kommentare

  1. Berichtigung erforderlich! In einer anderen Quelle wird erwähnt, dass das Käthe-Kollwitz-Heim bereits im Jahr 1947 betrieben wurde.

  2. Vielen Dank für Ihren Hinweis. Um welche andere Quelle handelt es sich?
    Im Buch „Das war das 20. Jahrhundert in Gera”, erschienen im Jahr 2004, wird auf Seite 53 über die feierliche Eröffnung des Waisenhauses in der ehemaligen Villa als Kinderheim „Käthe Kollwitz” am 31. Juli 1949 berichtet. „Die zu dieser Zeit hier untergebrachten 50 Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren sind von der Weidaer Straße in die Villa umgezogen”, heißt es in dem Text.
    In dem Heft „Villen und Villengärten in Gera” vom Mai 1999, herausgegeben von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Gera, wird die Villa Jahr auf Seite 32 beschrieben. Dort ist zu lesen: „1960 Umnutzung als Kinderheim ‚Käthe Kollwitz‘, bauliche Veränderungen”.
    Das Buch „Kulturdenkmale in Thüringen”, Band III, herausgegeben im Jahr 2007 vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, beschäftigt sich auf Seite 424 mit dem Anwesen in der Tschaikowskistraße 39. Nach 1945 diente es als Wohnstätte des Geraer Stadtkommandanten und der sowjetischen Streitkräfte, ab 1960 als Kinderheim.

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