CHRISTENTUM UND REFORMATION IN GERA

Von den christlichen Kirchen hat die evangelische in Gera die meisten Mitglieder. Die zweitgrößte Gruppe bilden hier die Gläubigen der römisch-katholische Kirche. Wie sich die beiden großen Konfessionen in Gera entwickelten, beleuchtet der Geraer Matthias Rückert in seiner Abhandlung „Christen in Gera“.

Als im achten Jahrhundert die slawischen Sorben in die Geraer Gegend kamen, waren unter den abziehenden Germanen wohl kaum Christen. Im germanischen Thüringerreich (bis 501 n. Chr.) lebten zwar einzelne Christen arianischen Glaubens, jedoch gehörten diese wahrscheinlich nur dem Adel an. Auch das Bistum Erfurt, 741/742 von Bonifatius gegründet, reichte nur bis zur Saale.

Im Jahre 948 besetzten die Deutschen das Gebiet und errichteten hier das Bistum Zeitz (ab 1024 Sitz in Naumburg). Obwohl sich einige Geistliche, wie der Mönch Boso (959 bis 1009), um die Missionierung der Sorben bemühten, war die Sprache der Waffen durch die neuen „christlichen Herren“ so abstoßend, dass die Sorben lieber weiter ihren Göttern dienten.
Erst durch den Zuzug deutscher Bauern im zwölften Jahrhundert, die allmählich die Sorben verdrängten, wurden die Voraussetzungen für die Christianisierung des Osterlandes geschaffen.

Um 1200 wird erstmals eine christliche Gemeinde im damaligen Dorf Gera erwähnt. 1238, als Gera bereits Stadtrecht hatte, wurde die Johanniskirche, die sich bis 1780 auf dem Johannisplatz befand, errichtet. Jedoch war das Christentum hier in dieser Zeit von sehr oberflächlicher Natur. Heidnische Bräuche waren noch sehr lebendig. So wurde z. B. noch im Jahre 1323 bei der Erweiterung der Kirche ein Kind als Bauopfer vermauert.
Nur wenige Menschen konnten die Bibel lesen und waren auf das angewiesen, was ihnen die Geistlichen vermittelten. Und das lies oft zu wünschen übrig. Inwieweit die geistlichen Orden in dem 1193 gegründeten Prämonstratenserkloster Mildenfurth bei Weida und ab 1238 in dem Dominikanerkloster Cronschwitz bei Wünschendorf diese Situation verbessern konnten, ist nicht bekannt.

Zu katholischer Zeit gab es in Gera außer der Johanniskirche weitere Kirchen: die Dreikönigskapelle, die Niclaskapelle, sowie die St. Wolfgang- und Hl. Kreuzkapelle. Es existierten zwei Hospitäler und ab 1459 eine Schule.

Der Ablasshandel des Papstes bildete dann 1517 den Auslöser für die Reformation Martin Luthers. In Gera stießen die Bemühungen des Kurfürsten Johann Friedrich, die Reformation einzuführen, zunächst auf Widerstand seines Vasallen Heinrich XIII., der sich hinter den katholischen Kaiser Karl V. stellte. 1529 beauftragte der Kurfürst einige Visitatoren mit der Abwicklung der katholischen Kirche im Reußenland. Jedoch leistete man auch dann noch in Gera Widerstand.

In Jahre 1533 wechselte das Fürstenhaus Reuß die Konfession. Die Reformation wurde innerhalb von nur zehn Tagen durchgeführt. Damals galt, dass alle Untertanen eines Landesherren auch dessen Konfession anzugehören hatten. Folglich waren in Reuss j. L. alle Glaubensrichtungen neben der Evangelischen Landeskirche nur geduldet und wurden benachteiligt. Bis 1868 verlor die katholische Kirche so jeden Einfluss auf Gera, obwohl sich durch die beginnende Industrialisierung immer mehr katholische Christen in Gera niederliessen. Selbst diese durften hier bis 1894 keine Taufen und Hochzeiten durchführen.
Erst 1869 wurde wieder katholischer Gottesdienst in Gera abgehalten, da durch die industrielle Entwicklung auch Katholiken nach Gera einwanderten. Bereits 1872 musste dieser jedoch wegen Querelen mit dem protestantischen Umfeld bis 1882 wieder eingestellt werden. 1894 wurde die katholische Gemeinde in der Stadt anerkannt und konnte sich 1896 ein altes Fabrikgebäude zu ihrer ersten Kirche, „St. Elisabeth“, umbauen. 1984 wurde als weitere Kirche „Hl. Maximilian Kolbe“ in Lusan eingeweiht.

Von der Geraer Bevölkerung gehören heute etwa 10 % der evangelischen und 3 % der katholischen Kirche an.

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