DAS KLEINE VIRUS UND DER GROSSE WANDEL

In zehn Jahren könnte das Veröffentlichen von Gedankenspielen dieser Art vielleicht schon ernste Folgen für den Autor haben — denn der Text verbindet Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, enthält Vermutungen und fast keine Fakten. Wer etwas vermutet, das nicht auch die Zeitungen vermuten würden, hegt möglicherweise Misstrauen, trägt zur Bildung von Gerüchten bei, schafft abstruse Gedankenwelten und ist damit eine potenzielle Gefahr.

Was darf man denken, aber nicht sagen oder schreiben, und warum macht man sich seit einigen Jahren so sehr verdächtig, wenn man etwas anderes wiedergibt, als die offiziellen Zahlen und Meldungen? Kann heutzutage wirklich schon ein einziger falscher Gedanke eine Kettenreaktion auslösen und die ganze Gesellschaft entzünden?

In China gibt es dafür seit einigen Tagen schon das passende Gesetz: Das Verbreiten von Gerüchten, die die wirtschaftliche und soziale Ordnung stören, ist seit dem 1. März 2020 verboten. Dort geht es vor allen um Gerüchte um das neue Virus mit dem Namen SARS-COV-2. Die Sachlage sei ganz anders, als offiziell dargestellt, so eine Behauptung. Die Regierung nutze die Furcht der Menschen, um Kontrollen auszuweiten, die Bewegungsfreiheit einzuschränken und jede Menschenansammlung zu verhindern. Eine wirtschaftliche Rezession, begleitet von einem Virus, werde die Menschen daran hindern, auf die Straße zu gehen.

War es denn vor dem Virus absehbar, dass China schwierige wirtschaftliche Zeiten bevorstehen? Welche Kaskade hätte das ausgelöst, und wie freudig würden die Menschen reagieren, wenn Banken und Geldautomaten plötzlich nichts mehr hergeben?

Der unsichtbare, schwer einzuschätzende Feind und die Angst haben Europa nun ebenso infiziert. Die Fallzahlen steigen und werden vielleicht schon bald auch in Deutschland als Begründung genannt werden können, das öffentliche Leben einzuschränken. Bis dahin dürfte das Spekulieren noch erlaubt sein: Es könnte sogar passieren, dass die Bürger zum erstenmal in der Geschichte freiwillig in Sperrzonen leben wollen, dort sehnlichst auf die Beschneidung ihrer Rechte warten und obendrein auf gute Überwachung hoffen. Verlaufen die ersten Proben im Frühjahr 2020 erfolgreich, darf ab der zweiten Viruswelle im Herbst mit neuen Dauermaßnahmen gerechnet werden. Mit der Ausrufung des Notstandes könnte das noch besser gelingen. Epidemien sollen ja ohnehin auf dem Vormarsch sein, und ein permanenter Ausnahmezustand ist womöglich, so darf man mit Stand vom 9. März 2020 noch fabulieren, Teil des Programms.

…ein grundsätzliches Ein- und Ausreiseverbot in Kraft tritt. Ausnahmen werden laut Conte nur erteilt, wenn die Reisen erwiesenermaßen beruflich erforderlich sind oder andere triftige Gründe bestehen. Auch innerhalb der Sperrzonen dürfen sich die Bewohner nicht mehr völlig frei bewegen und die Wohnungen nur aus gutem Grund verlassen.

Deutschlandfunk am 8. März 2020

Sollte die Wirtschaft in Europa sowieso nicht bald umgebaut werden? Dann könnte das Virus durchaus zu einem Katalysator für große Veränderungen werden. Bereits beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel „Transformationen von gigantischem, historischem Ausmaß” angekündigt. Weiter sagte Sie mit Blick auf Klimaschutz und Digitalisierung: „Die gesamte Art des Wirtschaftens und des Lebens, wie wir es uns angewöhnt haben, werden wir in den nächsten dreißig Jahren verlassen.”

Es war die Rede von einer Wirtschaft, die ohne Wachstum auskommt, denn Wachstum verbrauche Ressourcen und schade dem Klima. Und tatsächlich ist Wachstum auch gar nicht nötig. Das Gegenteil kann ebenfalls sehr gewinnträchtig sein. Man kapitalisiert einfach den Stoffaustausch — angefangen beim CO2 und fortgesetzt mit dem Element Wasser.

Würde bei dieser Sache jemand freiwillig mitmachen wollen? Die Mehrheit müsste schon ziemlich gut auf soetwas eingestimmt werden, und sicherlich gäbe auch welche, die an der bisherigen Art des Wirtschaftens und Lebens festhalten wollen und den Fernseher einfach abschalten. Die Angst vor Viren wird sie aber daran hindern, auszuscheren. Also bleiben sie dann doch lieber in ihrer roten Zone und akzeptieren einfach die ihnen zustehenden Lebensmittelkontingente?

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