EIN MINERAL MIT KNOBLAUCH-GERUCH

Zu sehen ist ein Skorodit von Langenberg bei Schwarzenberg, Erzgebirge, Sachsen. (Bild: Stadtverwaltung/Museum für Naturkunde/Matthias Reinhardt)

Das Objekt des Monats Dezember 2022 ist ein schönes Exemplar des Minerals Skorodit aus Sachsen. Skorodit ist nicht sehr selten, aber dennoch in Mineraliensammlungen nicht häufig zu sehen. Chemisch betrachtet handelt es sich um ein wasserhaltiges Eisen-Arsenat, das eher nur kleinere, blau-grünliche Kristalle bildet.

Mineral mit Knoblauch-Geruch

Seinen Namen hat Skorodit vom griechischen Wort „Scorodion“, was Knoblauch bedeutet. Wird Skorodit erhitzt oder zerrieben, entstehen entsprechend nach Knoblauch riechende Dämpfe. Erstmals beschrieben wurde Skorodit 1818 vom deutschen Mineralogen Johann Friedrich August Breithaupt (1791-1873) in seinem Handbuch der Mineralogie. Das Material, das Breithaupt dafür heranzog, stammt aus der Grube Stamm Asser in Langenberg bei Schwarzenberg im sächsischen Erzgebirge. Die Fundstelle, die Material für eine Erstbeschreibung eines Minerals liefert, nennt man Typlokalität. Von genau dieser Fundstelle stammt auch der schöne Skorodit aus dem Geraer Museum für Naturkunde. Das 78 mal 60 Millimeter große Stück ist zu einem Großteil übersäht mit zahllosen Kristallen.

Teil einer alten Geraer Mineraliensammlung

Die Mineralstufe stammt aus einer bedeutenden, aber bisher ziemlich unerforschten und fast vergessenen Mineraliensammlung Geras, die hier „Alte Mineraliensammlung Rutheneum“ genannt werden soll. Es handelt sich dabei um die über viele Jahrzehnte entwickelte und erweiterte Schulsammlung des Fürstlichen Gymnasiums Rutheneum, deren Anfänge im 18. Jahrhundert liegen. Entscheidenden Anteil an der Entwicklung dieser Sammlung hatte Karl Friedrich Eisel (1790-1861). Eisel füllte am Fürstlichen Gymnasium z. B. ab 1829 eine besondere Lehrstelle für Mathematik und Naturwissenschaften als „Professor matheseos et physeos“ aus. Einen ganz besonderen Verdienst erwarb er sich durch die Erfassung der Sammlung in genauen Katalogen. Zwei solcher „Eiselschen“ Kataloge existieren bis heute. Auch der schöne Skorodit ist darin zu finden. Jedes Objekt der Sammlung erhielt einen Aufkleber mit der dem Katalog entsprechenden Nummer, sowie ein Etikett in der Schachtel. Dieser Skorodit hat z. B. im Katalog von 1846 die Nummer 1563.

Meteorit gegen Skorodit getauscht

Die „Alte Mineraliensammlung Rutheneum“ wurde oft maßgeblich durch Tauschgeschäfte erweitert. Bekannt und durch die Kataloge belegbar ist, dass auch der Skorodit aus dem Erzgebirge im Jahr 1854 durch einen Tausch in die Sammlung gelangte. Damals wurden zwei Teilstücke des am 13. Oktober 1819 gefallenen Pohlitzer Meteoriten gegen 300 zum Teil hochwertige Mineralien für die Mineraliensammlung des Gymnasiums mit dem Rheinischen Mineralien-Comptoir von Dr. Adam August Krantz (1808-1872) in Bonn getauscht, mit dabei auch der Skorodit. Die Firma Krantz existiert bis heute und ist eine der ältesten noch existierenden Mineralienhandlungen der Welt. Bemerkenswert ist, dass eines der eingetauschten Meteoritenteilstücke anschließend wieder zurück nach Gera kam, weil es vom Geraer Textilfabrikanten und Mineraliensammler Moritz Rudolf Ferber (1805-1875) vom Rheinischen Mineralien-Comptoir zurückgekauft wurde. Vor dem Tauschgeschäft mit Krantz wog das Teilstück des ursprünglich zirka 3,5 Kilogramm schweren Pohlitzer Meteoriten aus der „Alten Mineraliensammlung Rutheneum“ noch zirka 1,4 Kilogramm. Nach dem Tauschgeschäft verlor das Reststück noch einmal rund die Hälfte seiner Masse, denn es verblieben nur noch 744 Gramm in Gera. Der Skorodit hat seit 1854 jedoch ohne Beschädigungen in Gera überdauert.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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