SUCHE NACH SAMMLUNGSTEILEN AUS KOLONIALEM KONTEXT

Zu sehen sind Matthias Wagner (links) und Konrad Kessler (rechts) vom Stadtmuseum, gemeinsam mit Hannah Romstedt bei der Durchführung der Erstchecks. (Bild: Stadtverwaltung)

Derzeit läuft im Stadtmuseum Gera der Erstcheck zum Herkunftskontext außereuropäischer Sammlungsbestände. Als erste Thüringer Einrichtung nutzt das Stadtmuseum Gera das vom Museumsverbands Thüringen initiierte und unterstützte das Erstcheck-Projekt, um die Hintergründe dieses sensiblen Sammlungsbestandes erforschen zu lassen. „In unserer eher regional ausgerichteten Sammlung sehen wir zunächst wenig Hinweise auf problematische Aneignungsumstände außereuropäischer Objekte,“ so der Museumsleiter Konrad Kessler. Dennoch findet er es wichtig, dass die fraglichen Stücke im Museumsdepot erforscht werden:

„Zum einen stammen diese zu Teil von Personen die als Forscher und Unternehmer in Kolonien tätig waren, zum anderen ist es für uns eine grundsätzliche Chance mehr über einzelne Sammlungsgegenstände zu erfahren. Die Inventarverzeichnisse enthalten oft nur kurze Angeben zur Art und Herkunft, und für die wichtige und spannende Forschungsarbeit zu konkreten Einzelobjekten bleibt während des Museumsalltags kaum Zeit.“

Neben dem Geraer Stadtmuseum beteiligen sich an dem von Februar bis August 2023 laufendem aktuellen Provenienzforschungsprojekt zu außereuropäischen Sammlungsbeständen das Naturkundemuseum Mauritianum in Altenburg, die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt und das Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg. Nach Schätzungen der Museen gibt es insgesamt mehr als 1200 außereuropäische Objekte an den fünf Einrichtungen, die auf mögliche unrechtmäßige Entzüge und problematische Erwerbungsumstände hin untersucht werden sollen. Die Ethnologin und Provenienzforscherin Hannah Romstedt führt die Erstchecks in den Museen durch. Als fachkundige Expertin bereist sie die Museen und prüft anhand der Objekte, der Inventare und vorhandener Archivalien sowie in Gesprächen mit regionalen Akteurinnen und Akteuren erstmals systematisch die außereuropäischen Sammlungsstücke auf deren mögliche problematische Erwerbsumstände, wie Raub oder Repression. Ziel des Erstchecks ist es, dass die Wissenschaftler Empfehlungen für vertiefende Forschungen geben.

Bisher wurden sieben Erstchecks bezüglich Sammlungsteilen aus kolonialem Kontext in Deutschland durchgeführt. Fördermittel für diesen Bereich stellt das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste seit 2019 zur Verfügung. Im Erstcheck überprüfen externe Wissenschaftler Museumsobjekte nach ersten Verdachtsmomenten kolonialer Entzüge.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*