WERKE VON KARL-HEINZ ADLER IN GERA

Das Museum für Angewandte Kunst Gera widmet sich vom 19. Mai bis 3. August dem Œuvre des sächsischen Ausnahmekünstlers Karl-Heinz Adler, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert. Unter dem Titel „Karl-Heinz Adler. ZEITSCHICHTEN. Werke 1957 – 2017“ zeigt die umfassende Retrospektive alle Werkgruppen seines gesamten konkreten Schaffens: von den ersten Collagen ab 1957, den Objekt- und Folienschichtungen über die Seriellen Lineaturen, die großformatigen Gemälde bis zu den Unendlichen Strukturen aus den letzten Jahren. Mit über 50 teilweise großformatigen Werken von insgesamt zehn Leihgebern aus ganz Deutschland ist sie die größte Werkschau Adlers überhaupt, die jemals zu sehen war. Sie ist der Auftakt der Ausstellungsreihe „Abstrakte Kunst in der DDR“, die sich mit Positionen herausragender ungegenständlicher – d.h. abstrakter und konstruktiv-konkreter – Kunst der DDR beschäftigen wird.

Adler zählt zu den wichtigsten Vertretern der Konkreten Kunst in Europa. Obwohl seine Kunst in der DDR bestenfalls geduldet war, gelang es ihm aus tiefer künstlerischer Überzeugung heraus eine autonome und internationale Bildsprache zu entwickeln, die der systematischen Auseinandersetzung mit Form, Raum und Zeit entspringt. Karl-Heinz Adler steht in der Traditionslinie des Bauhauses nach dem Zweiten Weltkrieg und verwirklichte konsequent gegenstandslose Kunst abseits und völlig unberührt vom Dogma des Sozialistischen Realismus. Damit hat er über die künstlerische Leistung hinaus auch eine große persönliche Stärke und Autonomie bewiesen, die ihn zu einem in seiner Bedeutung noch nicht voll erkannten Künstler macht. Im Gegenwind sozialistischer Propaganda arbeitend und dennoch beruflich aufgrund seiner bauplastischen Arbeit in das Kunstsystem der DDR eingebunden, wurde Adlers Werk in der offiziellen Lesart der architekturbezogenen Plastik zugerechnet. Sein bedeutendes künstlerisches Œuvre ist bis heute nur Kennern vertraut. Mit dieser Schau soll sich dies ändern und sein Werk einem großen Publikum vorgestellt werden.

Die Ausstellung offenbart nicht nur die hohe Qualität der Arbeiten, sondern spiegelt auf exemplarische Weise die Eigenständigkeit nicht-gegenständlicher Kunstproduktion in der DDR wider. Sie würdigt das künstlerische Schaffen eines außergewöhnlichen Künstlers, der trotz der ihm fehlenden Anerkennung in der DDR und isoliert vom Westen, seinen künstlerischen Weg unbeirrt weiterging und einen außerordentlich geschlossenen Werkkorpus schuf, der zeitgleich zu Tendenzen nicht-gegenständlicher Kunst in der internationalen Kunstszene entstand.

Vor allem in den letzten Jahren hat das Werk Adlers neben zahlreichen Galerieausstellungen verstärkt museale Aufmerksamkeit erfahren; so wurden seine Werke in den Dresdner Kunstsammlungen, dem Josef-Albers-Museum Bottrop sowie in den Kunstsammlungen Chemnitz ausgestellt. Im Jahr seines 90. Geburtstages widmen ihm neben dem Museum für Angewandte Kunst in Gera drei weitere internationale Institutionen – das Albertinum in Dresden sowie das Kassák Múzeum und Kiscelli Múzeum in Budapest – eigene Werkschauen.

Die Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst Gera, Greizer Straße 37, 07545 Gera,
ist Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 12-17 Uhr geöffnet.

(Bild und Text: Stadtverwaltung)

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