GROSSFLÄCHIGES BAUMSTERBEN IN MEHREREN WÄLDERN

Zu sehen ist ein Waldabschnitt des Nationalparks Sächsische Schweiz am 24. August 2020.

Wie hier im Nationalpark Sächsische Schweiz ist auch in vielen anderen Waldgebieten ein großflächiges Baumsterben zu beobachten. 11,4 Millionen Hektar Wald mit über 90 Milliarden Bäumen gibt es in Deutschland, und mehr als 200’000 Hektar sind bereits betroffen — vor allem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Hauptgründe sind das menschliche Eingreifen sowie das Niederschlagsgeschehen. Tagelanger Landregen wird seltener, Starkregen häufiger. Weil viele Wälder in den zurückliegenden Jahrhunderten zu stark bewirtschaftet und zu Monokulturen umgewandelt wurden, sind sie derart geschwächt, dass sie den sich ändernden Wetterverhältnissen nicht mehr gewachsen und anfällig für Schädlinge geworden sind. Durch die fortdauernde Holzentnahme hat der Wald viel Biomasse verloren. Sie ist bedeutsam für den Stoffkreislauf und daher überlebenswichtig.

Zu der Frage, wie man diesen Veränderungen begegnen sollte, gibt es verschiedene Auffassungen. Bislang wurde ein sogenannter Waldumbau favosisiert, bei dem die abgestorbenen Nadelbäume durch resistentere und teils ortsfremde Arten ersetzt werden. Andere sind überzeugt, der Wald werde sich von allein erholen, weil er, ohne Zutun des Menschen, seine ursprüngliche Vielfalt wieder herstellen könne: Auf den lichten Flächen würden sich wieder jene Arten durchsetzen, die schon in der Zeit vor der menschlichen Nutzung hier beheimatet waren. Hierfür benötige der Wald nur eine vollständige Ruhephase, wobei zu beachten sei, dass allein schon die Anwesenheit des Menschen Auswirkungen auf das ökologische System habe. So verändere sich der Tagesrhythmus und das Bewegungsprofil vieler Tiere, und damit auch das Fressverhalten. Wildschweine seien beispielsweise von Natur aus tagaktiv, und das Rot- und Damwild habe einst vorzugsweise in offenen Landschaften gelebt. Nur aus Angst und Not hielt es sich heute vorwiegend im Wald auf.

In der Sächsischen Schweiz wurden die einstigen Urwälder laut Nationalparkverwaltung durch intensive Nutzung in den vergangenen Jahrhunderten weitgehend zerstört. Es entstanden Wirtschaftswälder mit Monokolturen zur schnellen Holzgewinnung. Die Fichte, welche allenfalls in kühlen Schluchten und Tallagen vorkam, wurde zur dominanten Baumart. Außerdem führte man Arten ein, die es ohne menschlichen Einfluss in dieser Gegend gar nicht geben würde, zum Beispiel die Lärche und die aus Amerika stammende Roteiche.

Eine ähnliche Entwicklung hat der im Harz hinter sich, wo Bergbau und Hüttenwesen den Wald veränderten. Der ständig zunehmende Holzbedarf der Gruben und Hütten führte schon während des Mittelalters zu einer Übernutzung der Wälder, heißt es in einem Informationsblatt. Später gab es weitere großflächige Abholzungen und Wiederaufforstungen mit Fichten. Von Natur aus wäre der Harz aber bis auf eine Höhe von 800 Metern von Buchen und Buchen-Fichten-Mischwäldern geprägt. Nur in den höchsten Lagen würden natürliche Fichtenwälder wachsen.

Nun muss die Fichte ihre Vorherrschaft abgeben. Um diesen Prozess zu beschleunigen, werden die Monokulturen nach und nach beseitigt. Anschließend kann sich ein neuer Wald herausbilden, und zwar diesmal nach den Regeln der Natur.

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