STÄDTEPARTNERSCHAFT GERA–SLIVEN: „MUSIK STATT STRASSE“

Wie geht es den Kindern von „Musik statt Straße“, wird Bernd Krüger häufig gefragt. Die Partnerstadt Gera hat das soziale Projekt in Sliven weiterhin wunderbar unterstützt und so war es wichtig, von Georgi Kalaidjiev und Maria Hauschild, den Eltern und Betreuern des Projekts zu erfahren, wie es in Slivens Romaviertel aussieht.

Es sieht nicht schön aus — das Viertel, das „Nadeshda“ (Hoffnung) heißt, ist nur über Tunnelzugänge erreichbar, die waren wegen Corona mit Gittern verschlossen, sind aber nun wieder geöffnet.

Die Menschen, die auf Gelegenheitsarbeit angewiesen sind, haben häufig keine Arbeit mehr und Sozialhilfe gibt es nicht. Also leiden sie unter Strom- und Wasserabschaltungen und Hunger. „Musik statt Straße“ ist der unglaublich starke Rettungsanker, die Kinder üben unter schwierigsten Bedingungen in engen kalten Behausungen, gehen einzeln, einige mit knurrendem Magen zu den Übungsstunden mit den tapferen, solidarischen Lehrern in den auch aus unseren Spenden errichteten Übungsraum. Die Musik verleiht ihnen Hoffnung, wie sie der Name des Viertels nicht zu geben vermag.
Georgi war seit 2020 unter Pandemiebedingungen mehrfach in Bulgarien, hat alle „seine“ Kinder aufgesucht und sie ermutigt, aber auch mit ihnen individuell geübt und ihnen Mut gemacht.

Etwas besonders Schönes: die Kinder des Projekts, die mit in Gera waren, einige schon mehrfach, schwärmen von Gera, ihr letzter Aufenthalt 2019 in der Partnerstadt war das bisher schönste, was sie erlebt haben. Das ist ein Ansporn, es lohnt sich, sein Leben in die Hand zu nehmen.

Krüger, der im Februar 2020 an einem Internationalen Südosteuropaforum in Berlin teilnahm (OTZ berichtete) und dort einen viel beachteten Beitrag hielt, konnte darauf verweisen, dass andere ähnliche soziale Projekte unter Corona zusammengebrochen sind, „Musik statt Straße“ ist in dieser Zeit erstarkt. Das ist natürlich an erster Stelle der großartigen Arbeit von Georgi und Maria zu verdanken, aber auch Gera hat daran einen Anteil!

Die Geraer Publikumslieblinge aus dem wunderschönen Konzert im Rathaussaal 2019, Zwetelina, Fanny und Veli haben ihre Musikausbildung am Konservatorium Burgas erfolgreich mit dem Abitur mit Bestnoten abgeschlossen, sie werden von bekannten und berühmten Professoren an der Musikakademie Sofia erwartet. Natürlich ist der Name Kalaidjiev als ehemaliges Mitglied der weltberühmten Sofioter Solisten dabei hilfreich, aber ohne die Leistung und die Vorkenntnisse der Kinder würde es nicht gehen und die erwarben sie sich bei „Musik statt Straße“.

Die Konzertmeisterin des Sofia-Rundfunkorchesters, Frau Professor Koycheva, hat vorgeschlagen, mit diesen jungen Leuten eine Aufnahme des Rundfunksinfonieorchesters zu veröffentlichen, das ist ein wunderbarer Erfolg.
Wie steht es gerade jetzt?

Im Jahr 2021 haben fünf Kinder die Aufnahmeprüfung für die Musikschulen in Burgas und Stara Zagora gemeistert.

Wichtig ist, dass es nicht allein um Musik geht: einige Musikkinder gingen eine anderen erfolgreichen Weg: sie werden Techniker oder Ingenieure. Das ist ganz wichtig, „Musik statt Straße“ stigmatisiert nicht die Kinder in das Klischee „das einzige, was sie können ist Musik“, nein, das Projekt öffnet ihnen Welten heraus aus der Enge des Viertels, das oft auch als Ghetto oder Slum bezeichnet wird, mit seinen Traditionen und überlieferten Fesseln der Clans und kleinen Herrschaftsbereiche, von denen wir keine Ahnung haben.
Das großartige an dem Projekt ist darüber hinaus, dass Georgi das Ausbildungsangebot gerade unter Corona-Bedingungen erweitert hat, seit 2020 gehört eine Kunstlehrerin zum selbstlosen Team der Unterstützerinnen und Unterstützer und ihr Angebot zum Mal- und Zeichenunterricht wird gut angenommen.

Im Juni 2021 wird Georgi mit den Kindern am Musikfestival „Goldene Diana“ in Jambol teilnehmen, hier treten professionelle Musiker und Ensembles gemeinsam mit „Musik statt Straße“ auf.

Am 16. September 2021 wird es ein gemeinsames Konzert mit den Sofioter Solisten in der Hauptstadt Sofia geben, mit denen Georgi schon in den achtziger Jahren auf Welttournee war.

Zur Fete de la musique 2022 soll „Musik statt Straße“ das Eröffnungskonzert am Vorabend in der Johanniskirche gestalten, dazu gab es ein sehr konstruktives Arbeitsgespräch mit Professor Lothar Hoffmann, der schon einmal mit einem Förderprogramm die Teilnahme an der Fete ermöglichte.
Kalidjiev und Hoffmann waren schon damals seit der ersten Begegnung ein Team, bei dem die Chemie von Anfang an stimmte.

Zum Abschluss des Arbeitstreffens in Gera übergab Claudia Stillmark, die das Projekt sehr gut findet und gern unterstützen möchte, am Sonntagnachmittag ein wertvolles Cello an Georgi und Maria. Beide werden das Cello schon am 17. Juni 2021 nach Sliven mitnehmen, wenn Georgi dort die Proben für die Teilnahme am Festival „Goldene Diana“ in Yambol organisiert und leitet.

QUELLE: STADTVERWALTUNG/BERND KRÜGER

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