HINTERGRÜNDE ZUR REVOLTE IN RUSSLAND

Der Führer der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, nutzt den Mitteilungsdienst „Telegram”. (Bild: Telegram)

Gestern berichteten wir, dass es zwischen dem Anführer der Söldnergruppe Wagner und dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Vorfeld der Revolte zu erheblichen Differenzen gekommen war. Die Ursache ist offenbar das Ende eines Vertrages zwischen der Söldnergruppe und dem russischen Verteidigungsministerium. Er lief bereits Ende Mai 2023 aus, sodass Jewgeni Prigoschin seine rund 25’000 Söldner nicht mehr bezahlen kann. Verärgert setzte er seine Verbände gen Moskau in Bewegung. Der Verteidigungsminister sprach von einer „Rebellion“, der Söldnerführer von einem „Marsch für Gerechtigkeit“.

Prigoschin soll nach der Eroberung von Bachmut seine empfundene Überlegenheit gegenüber dem weniger erfolgreichen russischen Verteidigungsminister deutlich zum Ausdruck gebracht haben, während dieser wiederum einen gewissen Missgunst entwickelte. Dann kritisierte er die Armeeführung und forderte den Rücktritt von Shoigu und Gerassimow, dem Oberbefehlshaber über die in der Ukraine eingesetzten russischen Truppen. Der Vertrag wurde nicht mehr verlängert, sodass Prigoschin kein Geld mehr vom russischen Verteidigungsministerium erhält.

Zuletzt war Prigoschin militärisch weniger erfolgreich und verlor innerhalb seiner Truppe an Einfluss. Nach der ukrainischen Offensive mussten sich die Wagner-Söldner zurückziehen. Mehrere Verbände hatten sich losgesagt und wurden teilweise zu Konkurrenten. Putin wollte die Fragmentierung der Wagner-Gruppe nutzen und die abgesplitterten Verbände unter Kontrolle des russischen Verteidigungsministeriums bringen. Das allerdings lehnte Prigoschin ab.

Ob dies zugleich auch Anzeichen für zunehmende Probleme bei der Finanzierung des Krieges sind, bleibt offen. Putin will diesen als „Militärische Spezialoperation” verstanden wissen und hatte die Wagner-Söldner zur Unterstützung engagiert. Weiterhin verdichten sich die Hinweise, dass die Nato das Putsch-Szenario einkalkuliert hat und für ihre Strategie gegen Russland verwendet. Man malt sich offenbar aus, wie das Land dann aufgrund innerer Kämpfe zerfallen könnte.

Rund 3000 tschetschenische Elitesoldaten warteten in Moskau auf die vorrückenden Wagner-Söldner. Währenddessen kam es unter Vermittlung des weißrussischen Präsidenten Lukaschenko zu einer Vereinbarung zwischen Prigoschin und dem russischen Präsidialamt. Prigoschin soll straffrei bleiben und dürfe nach Weißrussland ins Exil gehen, hieß es. Er kündigte daraufhin den Rückzug seiner Truppen an. Die Vereinbarung wird teilweise als Erpressungsdeal bezeichnet.

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