DAS VORWERK VOLLERSDORF

Zwischen dem Bäumen ist die Straße des Friedens bis zur sogegannten Teufelskurve erkennbar. Davor befand sich das Vorwerk Vollersdorf.

Vollersdorf war ein zum mittelalterlichen Rittersitz Pöppeln gehöriges Vorwerk. Der Name geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den ersten Siedler Vollhard zurück. Das landwirtschaftliche Anwesen mit Wirtschaftshof und Teich lag an der alten Straße Nürnberg—Bamberg—Leipzig und gehörte wie Pöppeln zu den ostersteinischen Burggütern. Bis in das 15. Jahrhundert befand sich das Vorwerk im Besitz der Familie von Uttenhoven. Archäologische Funde aus dem Jahre 1966, bei der Hausfundamente freigelegt wurden, belegen den Beginn des Hofes mindestens im 14. Jahrhundert. Ausgegraben wurde vor allem Keramik des 14. bis 17. Jahrhunderts, von blaugrauer Ware bis hin zu glasierten Kacheln.

Im Jahre 1495 war die erste schriftliche Erwähnung, als das Vorwerk zusammen mit dem „Gut Poppling mit seinem Sitze, Äckern, Wiesen, Hölzern, Teichen, Weiden und Trifften” vom Geraer Amtsmann Hanß Grieß an den Rat zu Gera verkauft wurde. 1540, „mitwochs nach visitat. Mariae Virginis”, wird der Rat zu Gera mit dem „sitz vnd Forbergk zu Popling mit besessenen Mennern doselbst vnnd zu Vollersdorf” belehnt. Im Jahre 1677 wanderten die letzten Bewohner nach Gera ab. Vermutlich hatten sich einige Räuber in dem Ort eingenistet. Die Gründe für die Aufgabe sind nicht belegt. Im Jahre 1684 sind einzelne Ackerstücke bereits „mit Wald beflogen”.

Vollersdorf ist die jüngste Wüstung in der Geraer Umgebung. Ferdinand Hahn schreibt in der 1855 herausgegebenen „Geschichte von Gera und dessen nächster Umgebung” über „Spuren von Grundmauern mit längerer Ausdehnung, (…) alle aber hoch mit Moos bedeckt, sowie eigentümlich gestaltete Höhenzüge und andere Erhöhungen, die man als Schutthaufen des Dorfes betrachten konnte.” Außerdem führt er aus: „Vor nicht langer Zeit ist noch im Bereiche derselben der Eingang eines Kellers sichtbar gewesen. Jetzt ist dieser spurlos verschwunden.”

Bis zum Jahre 1832 wurden Lehnbriefe ausgestellt. Bis in das 19. Jahrhundert fand sich die Bezeichnung Vollersdorf auf holländischen und Nürnberger Karten. Noch im 20. Jahrhundert genoss die Vollersdorfer Waldgemeinde im Waldhaus Gastrecht. Mit dem Teich und den heute überwachsenen Fundamentresten sind im Gelände noch zahlreiche Spuren zu entdecken. Eine Quelle ist mit Sandsteinplatten abgedeckt. Aus Steinen des ehemaligen Geraer Badertores wurde im 19. Jahrhundert ein Gedenkstein für die Wüstung errichtet.

QUELLE: THÜRINGISCHES LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE UND ARCHÄOLOGIE

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