DAS PORTRAIT DES CHRISTIAN ERNST FRIEDERICI

Das im 18. Jahrhundert entstandene Ölgemälde zeigt Christian Ernst Friederici in typischer barocker Kleidung auf einem seiner Klaviere spielend. Die Friederici-Orgel befand sich einst in der Schlosskirche Osterstein. Eine Fotografie zeigt sie um das Jahr 1930. Die 1738 erbaute Orgel war eine der ersten Arbeiten von Christian Ernst Friederici in Gera. Das Instrument wurde bei der Bombardierung des Schlosses im April 1945 zerstört. Der Pyramidenflügel, ein aufrecht stehendes Klavier aus dem Jahre 1745, wurde in der Friederici-Werkstatt entwickelt. (Bilder: Stadtverwaltung)

Ein junger Zuwanderer aus der sächsischen Stadt Meerane, Christian Ernst Friederici (1709 – 1780), gründete im Jahr 1737 eine Orgel- und Klavierbauwerkstatt in Gera. Mit diesem Unternehmen begann die mehr als 200-jährige Erfolgsgeschichte des Geraer Instrumentenbaus.

In der Frühphase der Friederici-Werkstatt nahm der Bau von Kirchenorgeln einen bedeutenden Platz ein. Allerdings war die Qualität ihrer Orgeln nicht unumstritten. So kam es in den 1760er Jahren zu einem mehrjährigen Prozess um angebliche Mängel an der von Christian Ernst Friederici gebauten Orgel für die Chemnitzer St.-Jacobi-Kirche.

Christian Ernst und sein Bruder Christian Gottfried (1714 – 1777) fertigten bis 1780 etwa 50 Orgeln, deren Standorte sich im Wesentlichen auf die Region um Gera konzentrierten. Mit dem Tod der Brüder endete der Orgelbau der Firma. Der Nachfolger Christian Gottlob Friederici (1750 – 1805) konzentrierte sich ganz auf die Klavierproduktion, mit der die Werkstatt sich auch überregional einen ausgezeichneten Ruf erwarb. Ihre Flügel und die vor allem im 19. Jahrhundert beliebten Tafelklaviere wurden aufgrund ihrer vorzüglichen Bauart auch von bekannten Komponisten und Musikern geschätzt. Instrumente aus Gera besaßen unter anderem die Eltern von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang von Goethe. Schätzungen gehen von rund 1000 Instrumenten aus, die im 19. Jahrhundert in der Friederici-Werkstatt gefertigt wurden. Der Sprung ins Industriezeitalter glückte der Firma nicht. Die hochwertigen, aber in Einzelfertigung entstandenen Instrumente konnten preislich mit der in Großserien produzierenden Konkurrenz nicht mithalten. Als die Tafelklaviere nach 1870 langsam aus der Mode kamen, bedeutete das auch das Ende der Firma, die mit dem Tod des letzten Inhabers Ernst Ludwig Friederici 1883 erlosch.

Im Jahre 1903 wurde bekannt, dass Luise Friederici, eine noch in Gera lebende Schwester des letzten Firmeninhabers, ein Porträt des Firmengründers Christian Ernst Friederici besaß. Als Luise Friederici 1912 starb, kam das Gemälde in den Besitz der Bamberger Klavierfabrik J. C. Neupert, welche damals eine bedeutende Instrumentensammlung besaß. Über den Verbleib des Gemäldes war hier in Gera jahrzehntelang nichts mehr bekannt. Im Rahmen der Sonderausstellung „Musikinstrumente aus Gera“ konnte das Porträt im Jahr 2022 als Leihgabe erstmals wieder nach Gera geholt und im Stadtmuseum besichtigt werden.

Das zu seinen Lebzeiten entstandene Bild zeigt Christian Ernst Friederici in typischer barocker Kleidung auf einem seiner Klaviere spielend und den Betrachter dabei prüfend anschauend. Durch Initiative des Geraer Orgelbauers und Pfarrers i. R. Franz Beutel fanden bereits im Vorfeld der Ausstellung erste Gespräche mit dem Eigentümer über einen möglichen dauerhaften Verbleib des Bildes in Gera statt. Einem Verkauf war der Eigentümer nicht abgeneigt, und so startete der Förderverein des Stadtmuseums in diesem Frühjahr eine Spendenaktion zum Erwerb des stadtgeschichtlich bedeutenden Gemäldes. Durch zahlreiche Spenden Geraer Bürgerinnen und Bürger sowie mit finanzieller Hilfe der Sparkassenstiftung Gera-Greiz konnte die Ankaufsumme im August dieses Jahres erreicht werden. Das einzige überlieferte Porträt des Christian Ernst Friederici kehrt damit nach rund 110 Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück und wird einen Platz in den Ausstellungsräumen des Stadtmuseums einnehmen.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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