TATORT-SCHWEMME IM RENTNERFERNSEHEN — FRAMING FÜR SENIOREN

Die übermäßig vielen Kriminalfilme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind schon lästig genug. Beim Durchzappen könnte man bisweilen glauben, in einem Medienordner für Tatort-Filme unterwegs zu sein. Noch schlimmer ist aber das zunehmende Framing. Inzwischen wird das Genre bei ARD und ZDF dafür geradezu missbraucht. Da werden Fälle gezeigt, die in der Realität kaum bis gar nicht vorkommen, mit Protagonisten, deren Entsprechung man abseits der Mattscheibe lange suchen muss.

Die verqueren Geschichten und Rollenkonstellationen spiegeln in keiner Weise das wider, was draußen tatsächlich stattfindet. Bestes Beispiel ist die vom NDR produzierte Tatort-Folge „National feminin”. Die Hauptkommissarin ist eine multitalentierte Frau, idealerweise dunkelhäutig, ihre Kollegin eine alleinerziehende Mutter. Wenn Männer vorkommen, sind sie meistens entweder inkompetent, überfordert, untreu, tollpatschig oder stehen einfach nur doof im Weg herum — so wie in vielen anderen Serien für das Massenpublikum.

Die Folge ist inhaltlich von primitiver Machart, weil im Grunde nach dem altbekannten Konzept verfahren wird, mit dem peinlichen Versuch, die Sichtweise der Zuschauer — es sind zumeist Rentner — gezielt zu beeinflussen, was aber auch nur fruchtet, wenn das gesamte Weltbild durch die Tagesschau geformt wurde. Wer auf großer Bandbreite in der In- und ausländischen Medienlandschaft unterwegs ist, merkt schnell, dass es sich hier um teuer produzierten, an den Haaren herbeigezogenen Schwachsinn handelt.

Es geht es um einen Mord, begangen von einem Rechtsextremisten mit — so soll es vermittelt werden — überkommenden Vorstellungen von Geschlechterrollen und Beziehungen. Wer nach dieser Folge die klassische Familienform mit berufstätigem Mann, Hausfrau und Kindern immer noch gut findet, kann sich schon leicht verdächtig machen, ebenfalls ein Rechtsextremist zu sein. Unterschwellig will die Folge ihre Zuschauer dafür sensibilisieren, etwa auf Frauen in Blümchenkleidern zu achten, und suggeriert, diese und ihr Anhang könnten noch gefährlicher als Glatzköpfe mit Springerstiefeln sein. Sogar der Sohn der Ermittlerin hat Angst vor „diesen Faschos”. Natürlich darf auch die gleichgeschlechtliche Liebe nicht fehlen, die, wie könnte es anders sein, durch die rechtsextreme Ideologie zerstört wird. Der Täter mit Migrationshintergrund stellt sich hingegen als falsche Spur heraus, ebenso wie die Verdächtigung eines Mannes aus dem politisch linken Spektrum. Man achte künftig also auf Frauen in Blümchenkleidern und sei gespannt auf noch folgende Begriffserweiterungen von „rechts“.

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