ALEXANDER KRICHEL ÜBER SEINE VORBEREITUNGEN AUF EIN KONZERT

Als Pianist ist Alexander Krichel ständig unterwegs und spielt in den verschiedensten Konzertsälen. (Bild: Jan Prengel)

Am 8. und 9. Oktober 2025 war der international renommierte Pianist Alexander Krichel im Theater Gera zu erleben. Der gebürtige Hamburger gilt als einer der brillantesten deutschen Pianisten. Nach seinem gefeierten Auftritt am Theater Altenburg Gera im vergangenen Jahr kehrte er zurück und spielte Brahms’ 2. Klavierkonzert. Zuvor sprach das Theater mit ihm über die Vorbereitungen, das Verhältnis zum Publikum und darüber, wie er mit neuen Formaten sein Publikum erreichen möchte.

Sie werden Brahms’ 2. Klavierkonzert in Gera spielen – ein Werk, das als technisch anspruchsvoll beschrieben wird. Wie bereiten Sie sich mental und musikalisch auf ein Konzert vor?

Ein Werk, vor allem eines wie das 2. Klavierkonzert von Brahms, begleitet einen als Musiker ein Leben lang. Man ist nie „fertig“ damit – es wächst ständig, und man selbst wächst mit.

Als Pianist sind Sie ständig unterwegs und spielen in den verschiedensten Konzertsälen. Wie schaffen Sie es, schnell wieder die Verbindung zum Instrument und die nötige Konzentration zu finden?

Das ständige Wechseln der Instrumente gehört inzwischen zu meinem Alltag. Schon während des Studiums habe ich an einem Tag an mehreren, teilweise an fünf unterschiedlichen Flügeln täglich, geübt und dadurch gelernt, ihre Eigenheiten in Sekunden zu erfassen.

Sie haben bereits in Sälen wie der Elbphilharmonie in Hamburg oder in Tokio gespielt. Macht es für Sie einen Unterschied, in einem großen internationalen Haus zu stehen oder in einem Konzertsaal eines Stadttheaters aufzutreten?

Für mich ist es egal, wo ich spiele und vor allem für wie viele Menschen ich spiele, was zählt, sind die Menschen, die in dem Moment im Saal präsent sind und mit mir in Form von Musik in – entschuldigen Sie, wenn das jetzt esoterisch klingt – Raum und Zeit vereint sind. Natürlich war es ein unbeschreibliches Erlebnis, bei der Echo Klassik-Verleihung für mehrere Millionen Menschen live im ZDF zu spielen, aber selbst wenn ein Konzert einmal nicht gut besucht sein sollte, spielt man doch gerade dann gerne für diejenigen, die gekommen sind. Die Leute kaufen ein Ticket für Alexander Krichel und dann schulde ich Ihnen den bestmöglichen Alexander Krichel, egal ob in New York, Tokio, Paris – oder in Gera.

Viele Ihrer Projekte zeigen, dass Sie gern neue Wege gehen, etwa mit Streaming-Formaten oder ungewöhnlichen Konzertorten. Gibt es eine Idee, die Sie unbedingt noch umsetzen möchten?

Mich treibt die Frage, wie man Menschen berührt, die vielleicht nicht ohnehin schon in den Konzertsaal kommen. In Krisenzeiten oder auch während der Pandemie habe ich erlebt, wie sehr Musik Brücken bauen kann. Und Not macht erfinderisch – daraus entstanden Formate wie das Autokino-Konzert oder mein Live-Video-Podcast aus der Hotelzimmer-Quarantäne in Hong Kong, der immer noch auf Youtube zu sehen ist und mich in dieser doch eigenartigen und einzigartigen Zeit begleitet hat. Ich möchte weiter Wege finden, Musik mitten ins Leben der Menschen zu bringen. Musik kann in schweren Situationen Trost spenden, Gemeinschaft schaffen und Sinn stiften.

Wenn Sie nicht Pianist geworden wären – welche andere künstlerische oder vielleicht ganz andere Laufbahn hätten Sie sich vorstellen können?

Als Kind wollte ich immer gerne Zauberer werden, ich finde, dass das, was mit Musik erreicht werden kann, da ganz schön nah rankommt. Man ist tatsächlich in einer magischen Welt, die vor allem absolute Authentizität und radikale Ehrlichkeit fordert, ansonsten erreicht der Zauber einen nicht. Tatsächlich hatte ich aber nach dem Abitur einen Deal mit meiner Familie: ich habe mich nur für die Klasse von Vladimir Krainev in Hannover beworben damals, ich wollte zu niemandem anderen zum Studieren. Wenn er mich nicht genommen hätte, hätte ich Medizin studiert. Da damals quasi jeder bei ihm studieren wollte, war sich meine Familie der Sache sicher, dass es nicht „die brotlose Kunst“ wird. Aber zum Glück kam es anders, und ich darf meinen Traum leben.

Viele Menschen denken bei „klassischem Konzert“ sofort an strenge Etikette. Was würden Sie jemandem sagen, der vielleicht zum ersten Mal zu einem Konzert wie diesem kommt?

Ich würde sagen: einfach kommen und sich darauf einlassen. Ganz ohne Hemmungen. Ich glaube, dass das Bild einer strengen Etikette mittlerweile vielerorts längst überholt ist. Klassische Musik ist keine geheime Sprache für Eingeweihte, sondern eine universelle Ausdrucksform, die jeden emotional unfassbar tief erreichen und bewegen kann, auch wenn man vorher keine Berührungspunkte damit hatte. Das haben mir Klassik-„Neulinge“ häufig nach Konzerten zurückgemeldet. Mit persönlich ist es egal, was jemand beispielsweise bei meinen Konzerten anzieht oder ob dann jemand, wenn er total enthusiastisch ist, auch mal zwischen den Sätzen klatscht. Das ist authentisch. Es geht um die Sache, um die Musik an sich.

Mit 24 Jahren hatte Alexander Krichel bereits einen Exklusivvertrag bei Sony und einen Echo Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres in der Tasche. Inzwischen kann man den „Nachwuchs“ streichen, Krichel hat längst einen vollen Konzertkalender und ist als international renommierter Künstler sowohl auf nationalem als auch internationalem Parkett zu Hause: Er gab Konzerte in der Elbphilharmonie Hamburg und in der Tonhalle Zürich. Ebenso war er in New York, Shanghai, Tokio, St. Petersburg, Oslo, und vielen weiteren Städten eingeladen. Neben Auftritten u. a. mit dem HR-Sinfonieorchester und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist Krichel ein gern gesehener Gast beim Kyoto Symphony Orchestra, den Festival Strings Lucerne und anderen.

Eintrittskarten sind an den Theaterkassen sowie über die Webseite des Theaters erhältlich. Diese sind unter der Rufnummer 0365 8279105 bzw. 03447 585160 sowie über „https://theater-altenburg-gera.de/” erreichbar.

QUELLE: THEATER ALTENBURG GERA GGMBH

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