BEGEHBARE GRUFT GEPLANT

Die alte Gruft unter dem Johannisplatz soll begehbar gemacht werden und den Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß sowie zehn weiterer Reußen zeigen. Vorbereitend wurde deshalb nach dem alten Gemäuer gegraben und dessen Bausubstanz und Ausmaße untersucht.

Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn (Bild) besuchte die Baustelle am 29. August 2017 gemeinsam mit Heinrich XIII. Prinz Reuß (im Bild vorn) und Architekt Klaus Neupert (Bild). Bis zu einer Tiefe von 4,3 Meter hatte die Fa. Adelheid Meißner Gera ausgeschachtet und dabei die Treppe und Teile der Gruft freigelegt. Die Raum, so stellte sich heraus, ist fast vier Meter hoch. Der Fußboden besteht aus Sandsteinplatten; das Deckengewölbe ist jedoch nicht mehr vorhanden. Geplant ist eine Betondecke mit Oberlicht.

Gemeinsames Ziel der Stadt Gera und des Fürstenhauses Reuß ist die authentische Aufstellung und Präsentation des Sarges von Heinrich Posthumus Reuß zusammen mit dem Konvolut der Geraer Reußen-Sarkophage, AD SANCTOS, in der Gruft und den Fundamenten der zerstörten und ältesten Geraer Stadtkirche St. Johannis auf dem heutigen Johannisplatz. Finanziert wird das Projekt durch das Haus Reuß und Spenden. Die Stadt Gera stellt den Grundstücksanteil bereit und erteilt die notwendigen Genehmigungen.

Der Sarkophag von Heinrich Posthumus Reuß ist ein Kulturgut von europäischem Rang. Heinrich Posthumus (1572 – 1635) hatte bereits zu Lebzeiten Vorsorge getroffen für seinen Tod und sein Begräbnis. Er ließ einen der ersten beschrifteten Kupfersärge herstellen, dessen Texte seine Frömmigkeit ausdrücken und die von Heinrich Schütz vertont wurden: die Musikalischen Exequien, dem ersten deutschsprachigen Requiem.

Zuletzt kam die Gruft vor zehn Jahren bei der Neugestaltung des Johannisplatzes zum Vorschein, wie unser Bild vom 13. März 2007 zeigt.

GRUFT

Bei den anschließenden Grabungen nach Resten der ehemaligen Johanniskirche stieß man auf Fundamente einer noch viel älteren, romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert. „Ich denke, das ist das bisher älteste Gebäude, das man in Gera entdeckt hat“,sagte damals der Grabungsleiter.

Die damalige Kirche war Johannes dem Täufer geweiht und befand sich auf der Südseite des Johannisplatzes. Ihre Gruft bildete die Grablege der Herren von Reuß-Gera.

Die Kirche St. Johannis wird in einer Urkunde vom 5. Oktober 1234 erstmals erwähnt. Im sächsischen Bruderkrieg (1445 bis 1451) wurde sie zerstört und ab 1467 neu aufgebaut. Sie war 45 Meter lang und 25 Meter breit. Im Jahre 1780 fiel sie dem großen Stadtbrand zum Opfer; die letzten Reste wurden 1824 abgebrochen. Oberhalb der Gruft (Bild) befand sich einst der Altarraum. Insgesamt sind drei Grüfte nachgewiesen. In der Gruft entlang der Südmauer lagen bis zum 7. März 1922 die elf Särge der Fürstenfamilie Reuß. Sie wurden von dort in die Kirche St. Salvator umgesetzt. 1995 wurden die Sarkophage aus konservatorischen Gründen dort geborgen und in die neue Johanniskirche überführt. 2007 wurde das gesamte Konvolut, wiederum aus konservatorischen Gründen, in die alte Feierhalle des Ostfriedhofes umgesetzt. Eine weitere Gruft gab es unterhalb des ehemaligen Posthumus-Denkmals, an dessen Stelle einst ein Turm der Kirche stand. Bis zum Jahre 1556 befand sich auf dem Platz neben der Kirche der städtische Friedhof.

Mit dem Bauvorhaben soll auf dem heutigen Johannisplatz in Sichtachse des Rutheneums am originalen Ort die Gruft wiederhergestellt werden; es entsteht ein Informationszentrum und ein Ort der Ruhe und zum Innehalten. Den künftigen Besuchern wird ermöglicht, sich umfassend mit der Geschichte der Stadt Gera, des Hauses Reuß und der besonderen spirituellen Bedeutung von Grablegung und Funus zu beschäftigen und das Verständnis für die Bedeutung von Stadt und Region zu vertiefen.

(Bild I: Stadtverwaltung)

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