CHIC PARISIEN IM MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST

Bis zum 2. Juni 2019 ist die Pariser Mode am Beginn des 20. Jahrhunderts im Museum für Angewandte Kunst zu sehen. (Bild: Monique Hubka, Stadtverwaltung)

Das Museum für Angewandte Kunst widmet sich in einer neuen Sonderausstellung der Pariser Mode am Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind rund 150 einzigartige Modegrafiken, die die Modelle der Haute Couture in zeitgenössischem Kolorit darstellen, ergänzt durch fantastische Kleider und Accessoires, die einen Hauch der damaligen Zeit vermitteln.

Von der traumhaft verklärten Zeit des Art Dèco geht bis heute eine faszinierende Anziehungskraft aus. Das „Goldene Zeitalter“ verbindet sich mit ausschweifenden Leben, Revue, Theater oder neuen Tanzstilen wie Charleston, Swing und Stepptanz, kurzem Rocksaum, gerade geschnittenen Kleidern, Bubikopf und Topfhüten. Mit kurzeitigen Vergnügungen entfloh man der gesellschaftlichen Realität, die von Krieg, Inflation und sozialen Krisen geprägt war. Der Modestil der 1920er Jahre wurde weitestgehend von der damaligen Kunstmetropole Paris beeinflusst, die viele avantgardistische Künstler anzog.

Die Grundlage dieser Ausstellung sind Exponate aus den eigenen Sammlungen des Museums, die größtenteils noch nicht in der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Ergänzt wird die Schau durch Leihgaben einer hochkarätigen Privatsammlung mit Modegrafiken, Kleidern, exzellenten Kosmetikkoffern, Schuhen und Kleidern.

In Kooperation mit Dozenten der TÜV-Rheinland Schule werden einige interessante Workshops angeboten. Interessierte können etwas zur Technik der Pochoir, einer speziellen Drucktechnik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur attraktiven Wiedergabe in Journalen genutzt wurde, erfahren und anwenden. Darüber hinaus wird eine alte Handwerkskunst, die Batik, neu entdeckt und ausprobiert. Eine Führung unter nicht alltäglichen Aspekten führt das Thema der Angewandten Kunst und der Naturkunde zusammen. Die Termine hierfür und weitere Veranstaltungen werden rechtzeitig in der Presse bekannt gegeben. Für die großzügige finanzielle Unterstützung dankt die Stadt Gera der Thüringer Staatskanzlei.
Wissenschaftliche Unterstützung und fachtechnische Beratung erhielt das Projekt durch Dr. Adelheid Rasche vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und dem Sammler Moritz van Beck. Die technische Umsetzung des Ausstellungsprojektes erfolgte mit Unterstützung des Geraer Stadt- und Naturkundemuseums.

Die Ausstellung ist vom 27. März bis 2. Juni 2019 zu sehen. Das Museum für Angewandte Kunst hat mittwochs bis sonntags und an den Feiertagen von 12 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Hintergrund
Die großen Namen der Modebranche wie Paul Poiret, dem Modekönig am Beginn des 20. Jahrhunderts oder Madeleine Vionnet sind heute Inbegriffe für exotische Kostüme bzw. elegante Mode. Das Frauenbild änderte sich grundlegend seit Beginn des 20. Jahrhunderts, und insbesondere seit den zwanziger Jahren. Frauen gaben sich sportlich, fuhren Auto, erhielten eine berufliche Ausbildung und das Wahlrecht. Ihre neue Position erforderte auch eine andere Kleidung, die sich betont maskulin oder androgyn gab. Der neue Stil — Die Bezeichnung geht auf den Roman „La Garçonne“ von Victor Marguerite (1866 bis 1942) zurück, den er 1922 veröffentlichte und der zahlreiche Proteste und Kritiken hervorrief — vermied jede Betonung der Brust und der Hüfte. Kurzgeschnittene Haare, als Bubikopf bezeichnet, gehörten ebenso dazu wie kürzere Rocksäume oder hemdartige Kleider. Man trug unter anderem fleischfarbene Strümpfe, schminkte sich das Gesicht weiß und die Lippen rot. Monokel, lange Zigarettenspitzen und lange Perlenketten gehören zum Synonym der Mode dieser Zeit. Fransen, Pailletten, Perlen aus Glas oder Kunststoff, verzierten üppig die Tanz -und Festkleider, beispielsweise aus Seide oder Tüll, die teilweise mit Schlitzen, tiefen Brust- und Rückenausschnitten versehen, mehr preisgaben als sie verbargen. Großer Beliebtheit erfreuten sich ebenso Accessoires aus Kunststoffperlen, die man aufstickte oder webte. – Kostbarkeiten der Schneiderkunst, denn vieles wurde in Handarbeit gefertigt, auch wenn es bereits Näh -, Strick- oder Stickmaschinen gab.

Zum Beginn der 1930er Jahre war der Traum der Emanzipation mit der Propagierung des traditionellen Frauenbildes als Ehefrau und Mutter vorerst ausgeträumt. Der Kleiderstil wurde mit Betonung typischer Körperformen wieder femininer.

Modezeichnungen erlebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen ungeheuren Aufschwung als wichtige Grundlage zur Verbreitung neuester Entwürfe, beispielsweise in den legendären Monatszeitschriften „Vogue“ oder „Gazette du Bon“. Je rasanter die gesellschaftliche und technische Entwicklung, umso kurzlebiger wurden Modeschöpfungen und erforderten auch die schnelle Vermarktung der Entwürfe. Modezeichner dokumentieren nicht nur die exklusiven Entwürfe der Designer, sondern setzen diese künstlerisch um. Farbenprächtig, exotisch oder elegant unter Verwendung verschiedener grafischer Techniken beinhalten sie unter anderem Elemente des Jugendstils, des Art Dèco, oder des Expressionismus.

Zur Beck’schen Sammlung gehören Zeichnungen von George Barbier, Eduardo Benito, A. E. Marty oder George Lepape, die für die bekannten Modehäuser und Designer wie Paul Poiret, Jeanne Lanvin oder Madelaine Vionnet arbeiteten. Modejournalisten und Geschäftsleute der Modebranche drängten nach Paris, um über die neuesten Kreationen informiert zu sein. Die Modehäuser der Haute Couture initiierten die ersten Modeschauen mit Mannequins und stellten mehrmals jährlich die neuen Kollektionen vor. Der Couturier nähte die Kleider nicht mehr nach den Kundenwünschen, sondern brachte seine eigenen Kreationen zu den Kundinnen. Repräsentanten aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Kunst ließen sich von den Couturiers einkleiden und wurden durch die zunehmende Anzahl von Journalen und dem aufstrebenden Medium Film zu Multiplikatoren der Mode.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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