NEUE TÖNE AUS DEN TIEFEN DER HÄSELBURG

Jana und Julian Vonarb besuchen gemeinsam den neuen Veranstaltungsraum der Häselburg und die Initiatoren Dr. Claudia Tittel und Burkhard Schlothauer. (Bild: Stadtverwaltung/Heinrich)

Aus den Tiefen der Häselburg dringen neue Töne. Während im einstigen Wannenbad eher Badegeräusche den Ton angaben, setzt jetzt Komponist und „Häselburgherr“ Burkhard Schlothauer auf Zeitgenössische Musik. Zur Eröffnung des neuen, etwa 160 Quadratmeter großen Multifunktionsraums der gewandelten Badestelle in der Häselburg fand am 12. Juni 2019 ein Konzert statt. Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) leitete eine neue Konzertreihe ein: „Abstract Music“. Diese Reihe wiederum entstammt der Initiative „Open Music“ des Geraer Komponisten Burkhard Schlothauer. Er will damit wichtige Positionen abstrakter, experimenteller Musik aus Europa und Amerika hier in der Region und in Gera vorstellen. Er möchte regionale und internationale Künstler dabei zusammenführen. Gestützt wird das Projekt mit rund 20’000 Euro durch den Musikfonds Berlin.

Oberbürgermeister Julian Vonarb und seine Frau Jana gehörten zu den Gästen des Abends. „Geras neuer Groove in der Tiefparterre der Häselburg“ sei etwas sehr Besonderes für Gera, so der Oberbürgermeister. In seinem Grußwort zeigte er sich beeindruckt vom breit gefächerten Engagement in der Häselburg durch die Mitwirkenden um Burkhard Schlothauer und Dr. Claudia Tittel. Die Sanierung gehe voran und mit Ausstellungen wie „Bauhaus-Lines“ bringe die Neue Galerie für Zeitgenössische Kunst kräftig Farbe ins Geraer Bauhausjahr.

EIN BLICK AUF DIE HISTORIE DES ORTES

Die heutigen Gebäude Florian-Geyer-Straße 17 bzw. Burgstraße 3 entstanden in den Jahren 1899 bis 1900. Ihre roten Verblendklinkerfassaden verleihen dem Ensemble ein markantes Aussehen. Am 3. Juli 1900 wurde in der Harboustraße, heute Haus Florian-Geyer-Straße 17, ein Mädchenheim eröffnet — mit Wohnräumen für alleinstehende oder arbeitslose Mädchen und Frauen sowie einer Mädchenbildungsschule. Eine Volksküche und eine Volksbadeanstalt wurden ebenfalls eingerichtet. Nach dem Jahre 1945 nutzte der Rat der Stadt Gera die Räume des Ensembles. Ab 1992 war dort das Umweltamt der Stadtverwaltung untergebracht.

Eine Tafel, welche an der südlichen Giebelseite des Hauses in der Burgstraße angebracht ist, erinnert an das Klotztor. Es war ursprünglich das alte Ausfalltor der einstigen Burg der Vögte von Gera, die an der südwestlichen Ecke der Stadt, im Bereich der unteren Florian-Geyer-Straße (zuvor Harboustraße), in die Stadtmauer mit eingebunden war. Seinen Namen verdankt das Klotztor der vor dem Tore am Mühlgraben gelegenen Klotzmühle. Das Klotztor wurde im Jahre 1839 abgebrochen.

Die Burg wurde wahrscheinlich im XII. Jahrhundert errichtet. Es könnte sich um eine Wasserburg mit Mauern, Ecktürmen und Wallgraben gehandelt haben. Im Schutze der Burg entstand eine Siedlung, welche später nach Nordosten in Richtung der slawischen Siedlung Zschochern wuchs und sich zu einer Stadt weiterentwickelte. Im Jahre 1450 fiel die Burg dem Sächsischen Bruderkrieg zum Opfer. Noch im Jahre 1780 stand ein fester Turm der Anlage. 1892 wurde die Harboustraße angelegt; sie führt noch heute als Florian-Geyer-Straße diagonal durch das einstige Burggrundstück hindurch und endet seit 1980 vor der Straße Stadtgraben. Die letzte Reste der Burganlage wurden 1895 abgetragen.

Das Verhältnis zwischen Stadtburg und der einst oberhalb gelegenen sogenannten Häselburg ist nicht bekannt. Letztere diente wahrscheinlich dem Schutz der tiefergelegenen Wasserburg. Das Wort „Haesel“ könnte auf das mittelhochdeutsche Wort „heisel“ zurückgehen, welches sich aus dem germanischen Wort „hais“ für „das Gehauene“ herleitet. Die Anfügung „el“ weist offenbar auf ein lichtes Wäldchen hin. Auch das Wort „hegesal“ kann der Ursprung für „Haesel“ sein. Es steht für „Flechtwerk“. Die Existenz einer Häselburg ist nicht zweifelsfrei belegt.

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