BAUER DANTE — AUSSTELLUNG IM MAK

Das Objekt des Monats November 2023 aus dem Museum für Angewandte Kunst ist die fotografische Serie „Dante, ein Bauer“ von Kai-Uwe Schulte-Bunert. Er ist zweiter Preisträger des 14. Aenne-Biermann-Preis für deutsche Gegenwartsfotografie. (Bildherkunft: Stadtverwaltung—Kai-Uwe Schulte-Bunert)

Ein uriger Typ in einem Blaumann blickt uns entgegen. Mit einer Mistgabel in der Hand, so wie man sich einen Bauern vorstellt. Die Pose ist etwas ungelenk und unvermittelt, denn der Mann hat schließlich zu tun. Der Protagonist auf dem Foto von Kai-Uwe Schulte-Bunert ist ein gewisser Dante Menozzi, Milchbauer aus Oberitalien. Dantes kleiner Pachthof steht in der Emilia-Romagna in Oberitalien, wo der weltberühmte Parmesan hergestellt wird, unter anderem aus der Milch von Dantes Kühen.

Seit Jahrzehnten betreibt Dante Menozzi den Hof allein und damit traditionell nach ökologischen Methoden. Die Anzahl der Tiere ist übersichtlich, so hat jede Kuh einen Namen. Selbst im ländlichen Italien ist diese Art der Landwirtschaft heute rar, aber Dante liebt seinen Job. Seine Eltern mussten sich dort noch in der Mezzadria verdingen, einer in Norditalien üblichen Form der Pacht durch Ernteeinkünfte.

Das Anwesen hat insgesamt schon bessere Zeiten gesehen, die Eigentümer kümmern sich seit Jahren nicht mehr um dessen Erhalt. Bereits als Jugendlicher wusste Dante, dass er Bauer werden wollte und bereute seine Wahl nie. Keinen einzigen Tag hat er abseits des Milchhofs verbracht. Als Hobby gönnt sich Dante nur die Leidenschaft für historische Traktoren und sammelt alles über sie. Kai-Uwe Schulte-Bunert, der als freischaffender Fotograf in Berlin und in der Emilia Romagna lebt, begleitete Dantes Alltag mit der Kamera und freundete sich mit ihm an. Entstanden ist eine Serie von intimen Bildern, die zum einen die rauen Abläufe der Arbeit zeigen und zum anderen die ruhigen Momente dazwischen. Bauernhof-Romantik kommt beim Betrachten der Fotos nicht auf – zu nüchtern wirken die Ansichten profaner Dinge, wie etwa ein mit Spinnweben bedecktes Scheunenfenster oder die Klauen eines verstorbenen Kalbs unter einer Schicht Stroh. Alles Sanfte und Poetische deutet der Fotograf nur an. Ein Stillleben auf dem Tisch im Wohnhaus oder der schneebedeckte Hof im Winter gibt der Serie zusätzlich eine andächtige Atmosphäre. Den Kern der Arbeit bilden jedoch die Porträts von Dante Menozzi selbst. Er ist der Herr in diesem kleinen Kosmos Bauernhof. Wir sehen ihn etwa beim Stapeln von Heuballen, beim Füttern der Tiere und beim Ausruhen in der Wohnstube. In Dantes Blick erkennt man einen gewissen Stolz auf ein Lebenswerk von vielen Jahrzehnten voller Arbeit und Hingabe.

Mit Dante wird jedoch die Familientradition als Milchbauern enden. In Kürze läuft der Pachtvertrag für den Hof aus. Das Land wird an einen Investor verkauft.

Die Fotoserie „Dante, ein Bauer“ ist Teil der Ausstellung der Preisträger des 14. Aenne-Biermann-Preises für deutsche Gegenwartsfotografie und ist vom 22. November 2023 bis zum 12. Februar 2024 im Museum für Angewandte Kunst zu sehen.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*