AUFFÄLLIGE ZUFÄLLE BEI ARD UND ZDF

Schon wieder hat sich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein seltener Zufall ereignet: Der WDR produzierte einen Beitrag für die Tagesschau vom 31. Juli 2023 und hielt im Penny-Markt Ausschau nach Kunden, um sie zu fragen, was sie von der Aktion „Wahre Kosten“ halten. Neun ausgewählte Produkte kosteten in der Woche vom 31. Juli bis zum 5. August 2023 teilweise fast das doppelte, weil laut Penny Faktoren wie Klima, Wasser, Boden und Gesundheit berücksichtigt wurden.

Eine junge Frau, die rein zufällig gerade des Weges kam, befand die Aktion tatsächlich für gut, denn sie rege zum Nachdenken an. So manchen Zuschauer regte das ebenfalls zum Nachdenken an, insbesondere, ob das Erscheinen der Frau wirklich dem Zufall geschuldet war. In einer anderen Kameraeinstellung ist sie nämlich vor den Regalen zu sehen, was auf eine Absprache hindeutet.

Wenig später kam heraus, dass es sich um eine Produktionsassistentin beim Morgenecho im Hörfunkkanal WDR 5 handelt. Chefredakteur Stefan Brandenburg stellte das ganze als ein Missverständnis dar. Die befragte Mitarbeiterin habe zwar zuvor gesagt, sie käme gerade vom WDR-Radio, doch wegen der vielen Geräusche vor Ort sei das falsch verstanden worden. Die Reporter vor Ort hätten also geglaubt, es handele sich um eine ganz normale Kundin, die gerade im WDR-Radio von der Aktion gehört hat. Marcus Bornheim, der Leiter von ARD aktuell, findet überhaupt nichts schlimmes dabei und nennt die aus seiner Sicht wahren Schuldigen im Deutschlandfunk:

„Verantwortlich für den vermeintlichen Skandal sind eine oder zwei Handvoll Accounts, die in böser Absicht den ÖRR scannen. Die Medien, die über die Fundstücke dann berichten, betreiben ein unseriöses Clickbait-Geschäft. Der ÖRR ist glaubwürdiger und sehr transparent, weil er eine Korrekturseite hat.“

https://www.deutschlandfunk.de/ard-aktuell-chef-marcus-bornheim-ueber-fehler-bei-der-tagesschau-dlf-65996510-100.html

Inzwischen wurde die betreffende Ausgabe der Tagesschau nachbearbeitet und der Beitrag herausgeschnitten. In der ARD-Mediathek ist er nun nicht mehr zu finden. Dass der Chefredakteur Stefan Brandenburg den gleichen Nachnamen wie die erste befragte Kundin trägt, ist sicherlich auch nur ein Zufall.

Es ist nicht das erste Mal, dass den öffentlich-rechtlichen Anstalten fingierte Interviews vorgeworfen werden. Im Juli 2021 war in der Tagesschau ein Beitrag mit einem gewissen „Yannik“ zu sehen, der, wie sich dann herausstellte, A***** M******* hieß und eine frei erfundene Corona-Geschichte erzählte. Auf seinem Instagram-Kanal war zu sehen, wie die Dreharbeiten am Strand abliefen. Durch die sozialen Netzwerke rollte eine Welle der Empörung. Dann gab es einen weiteren Fall, von dem die Berliner Zeitung wie folgt berichtete:

ZDF-Reporterin Stefanie Hayn geht für die Sendung „Drehscheibe“ in die Berliner Friedrichstraße, um sich ein „neutrales“ Bild über die autofreie Straße zu machen. „Kaum sind wir da, treffen wir auf große Zustimmung zum Fußgänger-Straßen-Konzept“, heißt es im ZDF-Beitrag. Wen der Sender dabei rein zufällig trifft: Die Radfahrerin Marie Heidenreich.

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/manipulation-zdf-befragt-marie-heidenreich-zur-autofreien-friedrichstrasse-und-verschweigt-dass-sie-gruenen-politikerin-ist-li.316261

Gehört die Berliner Zeitung ebenfalls zu den Medien, die sich durch Marcus Bornheim angesprochen fühlen dürfen, weil sie in böser Absicht den ÖRR gescannt haben? Die beschriebene Radfahrerin stellte das ZDF den Zuschauern als jemand vor, der „um die Ecke“ arbeitet. Mehr braucht der Fernsehkonsument offenbar nicht zu wissen. Völlig nebensächlich war es deshalb, dass Marie Heidenreich als Wissenschaftsjournalistin für Klima-, Meeres- und Polarforschung beim Projektträger Jülich in Rostock tätig ist. Diese Angaben sind auf ihrer persönlichen Webseite zu finden.

In letzter Zeit ist es schon sehr auffällig, dass die zufällig daherkommenden Fürsprecher solcher Projekte entweder Mitarbeiter aus dem eigenen Hause sind, oder weniger bekannte Politiker und Wissenschaftler, die sich in irgendeiner Weise für derartige Dinge engagieren. Vielleicht werden die Sender die Namen der Befragten künftig einfach nicht mehr einblenden. Wegen des Klimawandels wird es sicherlich noch weitere Projekte geben, zum Beispiel für Insektenmenüs, Mietskasernen, Straßensperren, CO₂-Taxameter und den Verzicht auf neue Produkte. Und es werden Leute gebraucht, die das alles gut finden. Diese zu finden, dürfte jedoch immer schwieriger werden.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*